Kapitel 12

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Kaya

Ich fühle mich beobachtet und spüre eine Berührung an meiner Wange. Erschrocken reiße ich meine Augen auf. Über mir gebeugt steht Akira und ist mir viel zu nah. Seine Worte von vorher hängen noch immer in meinen Ohren. 

Ich erwarte, dass du meine Erben auf die Welt bringen wirst. Nach der Hochzeit gibt es keine getrennten Betten mehr watashi no Chisana utsukushi-sa. 

Panik ergreift mich und ich fange an, um mich zu schlagen. Er sollte einfach weg von mir und das schnell! Leider habe ich vergessen, wie stark und schnell er ist. Sicherlich kostet es ihm keinerlei Mühen und es vergehen nur Sekunden, bevor er meine Handgelenke zufassen bekommt und mich zwischen ihm, und dem Sofa einklemmt. Kurz halte ich inne und bin von dem Bild über mir gebannt. Die grünen Augen hypnotisieren mich. Sein Blick lässt erahnen, wie heiß ihn diese Situation macht. Selbst ich spüre ein ziehen in meinem Inneren. Verwirrt und sauer auf mich selbst, dass ich anscheinend von diesem Psychopathen angetörnt bin, fange ich an, mich mit allem, das ich habe, zu wehren. Da mich Akira mühelos unter Kontrolle bringt, fühle ich mich schwach. Seine Beine haben meine eingekesselt, so das ich mit weit gespreizten Beinen unter ihm liege. Angst erfüllt mich als ich eine Beule an meinem Schritt spüre. Angst und ein Kribbeln haben meinen Körper völlig unter Kontrolle. Ich liege wie ein Reh im Scheinwerferlicht unter ihm und rege mich nicht mehr. 

Seine Augen blicken starr in meine, bevor er sich dazu herablässt, etwas zu sagen. „Keine Sorge watashi no Chisana utsukushi-sa ich werde dich vor unserer Hochzeitsnacht nicht anfassen." Ich sehe, wie er sich innerlich regelrecht losreißt, um dann von mir abzulassen und zu verschwinden. Schwer atmend bleibe ich allein zurück. Ich versuche, die letzten Minuten zu verarbeiten. Wie um Himmelswillen konnte es so weit kommen und vor allem wie konnte ich diese Wahnwitzige Hochzeit verhindern?

Aus Angst ihm noch einmal zu begegnen schnappe ich mir eine Wasserflasche und verbarrikadiere mich für die nächsten Tage in meinem Zimmer. Zu meinem Glück hat wohl auch der Underboss beschlossen, mich in Ruhe zu lassen, den ich höre selten einmal seine Schritte im Flur, die davon zeugen das er da ist. Nur Sakura kommt ab und an vorbei, damit ich nicht verhungere. Die ganze Zeit über versuche ich noch einen Fluchtplan zu finden, scheitere aber. Es gibt einfach keinen. Die nächsten Tage ist Akira, nach eigenen Angaben, so sehr mit seiner Arbeit und den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, dass ich Ihn kaum zu Gesicht bekomme. Somit habe ich genug Zeit, mich in meinem Selbstmitleid zu suhlen. Es gab vermutlich auf der ganzen weiten Welt kein Mädchen, dass Pech so sehr anzieht wie ich.

Die Zeit vergeht und irgendwann ist Samstagabend. Noch immer lässt er mich in Ruhe und ich bin unglaublich froh darüber. Ich habe den heutigen Tag, mal wieder, in meinem Bett verbracht, mich selbst bemitleidet und mir absolutes Trash-TV angesehen. Dabei muss ich eingeschlafen sein, denn das nächste, was ich mitbekomme, ist, das meine Zimmertür aufgerissen wird und ein kreischen ertönt. „Ahhhh du musst Kaya sein!" Ich fahre in meinem Bett auf und starre zu der kleinen Gestalt in meiner Zimmertüre. Dort steht eine kleine dünne Frau mit schwarzen langen Haaren und Designerkleidung von Kopf bis Fuß. Ich höre Akiras Stimme in meinem Kopf, der mir zuflüstert: Am Sonntag kommt meine Schwester Hina vorbei, damit du dir einen Kimono aussuchen kannst. 

Das war also seine kleine Schwester. Sie könnten glatt als Fremde durchgehen, wenn nicht beide diese wunderschönen grünen Augen hätten. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie Sie ans Bett getreten ist. Peinlich berührt schaut Sie mich an. „Habe ich dich etwa geweckt?" „Äh ne alles gut ich war nur äh nicht ganz darauf vorbereitet das du bereits so früh hier sein würdest." Gebe ich zu. Hina fängt an zu lachen. „Früh? Es ist bereits nach elf! Na dann komm Schlafmütze, unten wartet ein ganzer Haufen Kimonos die anprobiert werden wollen!" Etwas Enttäuschung flutet mich. Hatte ich doch zumindest ein bisschen gehofft, dass wir die Wohnung für die Kimono suche verlassen würden. Sie springt dabei regelrecht auf und ab. Müde gähne ich und schicke Sie mit einem „Bin gleich da, geh du doch schon mal runter" vor. 

Als Sie weg ist schlürfe ich in das Bad, mache meine kurze Morgenroutine und schmeiße mich in ein bequemes Outfit. Das ich aus dem Bett kroch und bei diesem Wahnwitz mit mache liegt nur daran, dass Hina nichts dafür kann und ich vermutlich im Notfall sonst nackt vor den Traualtar gezerrt werde. 

Als ich die Treppen hinabgehe, merke ich, dass Hina nicht Zuviel versprochen hat. Der ganze Wohnbereich ist voller Kleiderständer mit Shiromukus also komplett weißer Kimonos. Ich schlucke. Ich weiß, was diese Kleidung symbolisiert. Die Farbe weiß steht nicht nur für Reinheit, Unverdorbenheit und Harmonie. Nein. Sie soll auch zeigen, dass die Braut bereit ist, die Maßstäbe und Vorstellungen Ihrer neuen Familie anzunehmen. Ich könnte kotzen. Als ich ganz unten an der Treppe angekommen bin, stürmt Hina wie ein Wirbelwind auf mich zu. „Kaya sind die nicht alle wunderschön? Ich habe die ganze Vorauswahl für dich bereits getroffen." Sie strahlt. „Ja Sie sind ganz schön." Ihr strahlen wackelt etwas, aber Sie fängt sich schnell und beginnt mit mir gemeinsam die ganzen Kleiderständer durch zu sehen. Für mich sehen Sie fast alle gleich aus. Sie haben alle den traditionellen Schnitt und nur die in Silber gehaltenen Verzierungen hier und da machten den Unterschied. Ich lasse zu, das Hina mich von einem Kimono in den nächsten hetzt. Bei meinem 18. zwinge ich mir ein Strahlen ins Gesicht, um Sie von meiner liebe zu diesem Shiromuku zu überzeugen. 

„Kaya du hast absolut recht. Das ist er. Du siehst darin unglaublich schön aus." Sie scheint mit meiner Wahl zufrieden zu sein. Noch einmal betrachte ich mich in dem extra für diesen Wahnsinn aufgestellten Spiegel im Wohnzimmer. Der Kimono war schneeweiß und die ganz wenigen Silber Applikationen gaben ihm ein wenig Charakter. Durch seinen Schnitt wirkt meine Taille noch etwas schlanker und mein Busen wurde etwas kaschiert. Ich fand mich das erste mal schön. Trotzdem konnte ich mich nicht wirklich freuen. Es war immer noch ein Shiromuku, ein Hochzeitskimono.

Wenig später sehe ich dabei zu, wie Akiras Männer die Kleiderstangen und den Spiegel abholen. Hina sitzt neben mir auf dem Sofa und schaut ebenfalls schweigend zu. Sakura hatte schon vor einer halben Ewigkeit Snacks auf den Wohnzimmertisch gestellt und war dann verschwunden. Erst als die Männer fertig und wir alleine sind, durchbricht Ihre Stimme die Stille. „Du willst meinen Bruder freiwillig eigentlich nicht heiraten oder?" Meine Miene erstarrt kurz. Sie sieht mich an. „Man sieht es dir an, wie unangenehm dir hier alles ist. Ich weiß nicht wie du in diese Lage gekommen bist aber ich kann dir versichern, das tief im inneren meines Bruders ein weicher Kern zu finden ist. Gib ihm einfach eine Chance ja?" Da ich Hina weder verscheuchen noch beleidigen möchte, nicke ich bloß. Bis auf Ihre, mein Bruder hat einen weichen Kern Rede, mochte ich Sie. Sie war die Erste die mich ein wenig wie eine Freundin behandelte und Zeit mit mir verbrachte. Sakura war zwar auch wirklich immer lieb zu mir, aber es ist kein Vergleich zu einem Mädchen in meinem Alter.

„Nun da das nun geklärt ist, wie wäre es wenn wir uns einen Mädels Tag gönnen? Ich habe zwar die Anweisung mit dir die Wohnung nicht zu verlassen, aber ich kann meine Freundin Brianna herbitten und wir könnten uns in den SPA Bereich zurück ziehen. Was hältst du davon?" Ich weiß nicht, ob es an Ihrem Angebot oder aber an meiner emotionalen Woche liegt, aber ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Hina nimmt mich völlig erschrocken in die Arme und ist für mich da. Nach etwas Zeit werden meine Schluchzer weniger und Hina mustert mich besorgt. „Alles ok Kaya?" Ich schniefe, bevor ich Ihr antworte. „Ja es ist nur, ich war die letzte Zeit so allein und freue mich das ich es zumindest heute nicht mehr bin. Außerdem hatte ich noch nie einen richtigen Mädels Tag." Völlig verdattert schaut Sie mich an. „Du hattest noch nie einen Mädels Tag? Na dann müssen wir das schleunigst ändern. Ich schreibe zuerst Brianna, danach frage ich Sakura ob Sie uns alle Snacks für einen richtigen Weiberabend besorgen kann und lasse Akira wissen, das Brianna und ich heute hier schlafen werden. Wie klingt das?" 

Mit einem schnell schlagenden Herzen antworte ich „Das wäre wirklich schön." Sie umarmt mich noch einmal und macht sich daran, alles in die Wege zu leiten. Ich beobachte Sie dabei und fühle mich das erste Mal etwas freier, hier in meinem goldenen Käfig.

King of Japan - In love with the YakuzaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt