Nach mehreren Stunden gehen wir zurück zu seinem Auto. Es ist nach Mitternacht. Seine Hände sind voller Tüten mit meinen neuen Klamotten. Er hat sie mir direkt aus der Hand genommen, nachdem er mit einem fetten Bündel Geld bezahlt hat. Welch ein bescheuerter Gentleman.
Ich kreuzte die Arme vor der Brust, denn ich fühle mich unwohl. Es hat Stunden gedauert, bis wir die perfekten Klamotten hatten. Nicht für mich, sondern für dieses Geschäft. Einige Male weigerte ich mich die Dessous anzuprobieren, doch er zwang mich, indem er sagte er würde sie mir anziehen, wenn ich es nicht selbst tun würde. Die ganze Zeit über war ich angespannt. Vor allem, weil er mich auf eine gewisse Art und Weise angeschaut hat. So etwas bin ich nicht gewohnt.
Mir wird ganz schlecht, wenn ich darüber nachdenke diese Outfits vor fremden Männern anzuziehen. Ich tue es für meine Familie, aber was würden sie denken, wenn sie mich so sehen würden?
Er verstaut die Tüten im Kofferraum des Autos und schaut mich an. Ich lege die Stirn in Falten und er spiegelt meinen Gesichtsausdruck. Nicht wissend, was er von mir erwartet, bleibe ich stehen. Er macht langsame Schritte auf mich zu und schließt die Lücke zwischen uns.
"In diesen Outfits sahst du so... so gut aus." Er spricht langsam, aber deutlich, damit ich kein einziges Wort verpasse, denn er meint, was er sagt. Mein Herz schlägt schneller. Ich höre mein Blut in meinen Ohren rauschen.
"Unter anderen Umständen, wärst du meins. Du würdest mir gehören", haucht er. Erneut steigt sein Duft mir in die Nase. Etwas in mir kocht und ich halte es nicht länger aus. Die Fäuste ballend, schaue ich ihn schwer atmend an.
"Unter anderen Umständen wäre ich gar nicht hier. Was sollen diese Worte? Sei still!" Ich lege die Hände auf seine harte Brust und schubse ihn. Er packt mich sofort an beiden Handgelenken. Ich versuche mich zu befreien, doch er lässt nicht los. Es ist mir egal ob ich zu weit gegangen bin. Es macht mich rasend, dass er mit mir spielt. In dieser Situation kann er mir keine Komplimente machen oder mir schmeicheln.
Er ist so kräftig, dass er mich mit einer Bewegung gegen die Seite des SUVs drückt. Ich keuche schmerzhaft auf und versuche mich aus seinem Griff zu winden. Er lässt mich so abrupt los und schließt seine Hand um meinen Hals, dass ich nicht genug Zeit habe, um zu reagieren.
Während ich zapple und darum kämpfe, dass er loslässt, ist er so ruhig und hart wie Stein. Es kostet ihn kein wenig Kraft mich bei meinem Hals zu heben und würgen.
"Es tut mir leid, lass los!", bringe ich gerade so noch hervor, als ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich weiß nicht wie viele Zentimeter zwischen mir und dem Asphalt sind, aber ich weiß, dass ich gleich das Bewusstsein verliere, wenn er nicht loslässt.
"Fass mich noch einmal so an und es wird dein letztes Mal sein." Er klingt kalt. Jegliche Verspieltheit ist verschwunden. "Bitte!"
Ich kriege keine Luft. Es war ein Fehler zu denken ich könnte mich so benehmen wie ich möchte. Es war ein Fehler ihm zu zeigen, dass ich genug habe.
Plötzlich lässt er mich los und ich lande unsanft auf dem Boden. Fast knicke ich um, da meine Knie keine Kraft mehr haben. Mein ganzer Körper ist kraftlos. Ich huste und stütze mich mit einer Hand an dem Auto ab. Er bewegt sich. Wenige Sekunden später höre ich, wie er einsteigt und in diesem Moment vergrößert sich mein Hass für ihn. Er hat mich daran erinnert, wer das Sagen hat. Meine Lungen schmerzen.
Nachdem ich mich ein wenig eingekriegt habe, steige ich ein. Ich würdige ihm keinen Blick.
Ohne Zeit zu verlieren, fährt er los.
Wir sind wieder ganz am Anfang. Fast lache ich über meine eigenen Gedanken. Wir sind immer noch am Anfang. Auch wenn es sich so anfühlt, als wäre ich seit Ewigkeiten hier bei ihm ist es gerade mal einen Tag her.