Männer und andere Monster

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Er

Angstschweiß. Kleine Perlen sammeln sich auf ihrer Stirn. Ihre Atmung geht schneller und sie schluckt schwer. Wie als wäre sie nicht wirklich bei sich steht sie auf, doch ich ziehe sie zurück auf ihren Stuhl und zwischen meine Beine.

Sie sieht so besorgt und ängstlich aus, dass ich sicher bin sie könnte eine Panikattacke bekommen. Ihre glasigen Augen verraten mir wie kurz der Damm davor ist zu brechen. Das wollte ich nicht. Ihr solch eine Angst einzujagen war nicht mein Ziel.

"Nein. Wieso?" Ihre Stimme zittert und die erste Träne rollt über ihre gerötete Wange. "Bitte", ergänzt sie und bricht in mehr Tränen aus. Sie schaut mich anflehend an. Ihr Kinn zittert wie wild. So ängstlich habe ich sie zuletzt am Anfang gesehen.

"Ich habe alles gemacht, was du gesagt hast. Ich habe alles getan, was ihr wolltet!" Die Worte sprudeln aus ihr heraus, während sie auf ihrem Stuhl zappelt und ihre Fäuste ballt und wieder öffnet, überfordert mit den Emotionen. Am liebsten würde sie aus der Haut fahren.

Ich weiß, wie es sich anfühlt.

"Alles lief doch so gut, ich verstehe das nicht!" Sie wird lauter und fängt an hysterisch zu weinen. Zu wissen das man stirbt kann das friedlichste der Welt sein. Aber auch das beängstigendste. Ihre Hand zittert in meiner und ich lasse sie los und lege meine Hände stattdessen auf ihre Wangen, um ihr Gesicht zu halten damit sie nicht anfängt zu hyperventilieren.

"Atmen", sage ich, denn in solcher Situation tendiert sie dazu es zu vergessen. Meine Hände sind bereits nass von ihren Tränen. Sie schaut mich immer noch so an, als wäre ich der Sensenmann höchstpersönlich.

"Es ist alles okay. Ich meinte es nicht so. Ich werde dich nicht umbringen." Instinktiv streift mein Daumen eine ihrer Tränen weg. Innerlich bin ich verwundert über das, was meine Hände tun, und ich verfluche mich dafür.

Ihr Schluckauf artiges weinen stockt für einen Moment. Sie legt die Stirn verwirrt in Falten, als hätte sie nicht verstanden, was ich gesagt habe. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es so ernst nehmen und so reagieren würde. Sie schien so stark in den letzten Wochen, dass ich eher damit gerechnet habe sie würde wütend werden, aber das zeigt mir wieder einmal nur, dass es alles eine Fassade ist.

Diese Schale, die sie aufgebaut hat, ist dünn und schwach. Sie steht nur zu ihrem eigenen Schutz und ist leicht einzustürzen. Sie ist immer noch dasselbe ängstliche, hoffnungsvolle und verwirrte Mädchen.

Normalerweise tue ich solche Dinge, ohne mir so viel Mühe zu geben. Unter anderen Umständen hätte ich es ihr direkt ins Gesicht geworfen und sie allein damit zurechtkommen lassen aber damit das hier funktioniert muss sie kooperieren und es wird alles als einfach für sie werden.

Ich muss mit ihr sprechen können.

Es ist unerklärlich zwischen uns und das macht es schwer.

Ich habe so oft versucht mich von ihr fernzuhalten und kein einziges Mal hat es funktioniert. Ich bin ihr nur nähergekommen.

Ich lasse von ihr ab. Nachdem sie realisiert, dass ich ihr nicht den Kopf abschneiden werde, wischt sie sich über die Nase und schnieft. Ihre Hand landet wieder in meiner und dieses Mal ist sie es die es inszeniert und ich füge mich.

Wieso auch immer.

Summer

Zwischen seinen Beinen zu sitzen ist das Einzige, was mich erleichtert und mir gerade Kraft und Mut gibt. Es hat eine beruhigende Wirkung auf mich, weil diese Art von Nähe mich weniger einsam fühlen lässt. Jedes Mal, wenn ich zwischen seinen Beinen sitze, fühlt es sich an wie ein kleines Ritual, welches dem Draht zwischen uns eine andere Bedeutung gibt.

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