Narben

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Er

Mein Kopf droht zu explodieren, sobald ich die Augen aufmache. Mir ist so übel, ich würde mir an liebsten meinen Magen entfernen lassen. Ich fühle mich widerlich und zu realisieren, dass die Decke, an die ich starre, nicht meine eigene ist lässt jenes Gefühl nur schlimmer werden.

Was habe ich getan? Wie bin ich in ihr Bett gekommen? Wird sie jetzt nackt und schlafend neben mir liegen, wenn ich mich umdrehe?

Ich erinnere mich an nichts anderes als hierhergekommen zu sein und viel geredet zu haben. Leider kann ich mich nicht daran erinnern worüber dich geredet habe und ich kann nur hoffen, dass ich keinen Müll von mir gegeben habe oder ihr Dinge erzählt habe die sie nicht wissen darf. Falls ich das getan habe, wird Pablo mit den Hals umdrehen.

Wenn ich ihr etwas über mich selbst erzählt haben sollte, werde ich mir selbst so hart ins Gesicht schlagen, dass ich nie wieder irgendwas erzählen kann.

Langsam und angespannt drehe ich den Kopf. Der Platz neben mir ist leer. Erleichtert atme ich aus und schließe für einen Moment die Augen. Sie ist sowieso viel zu stur, um mit mir ins Bett zu steigen. Ich kenne sie. Auch wenn etwas passiert ist, kann ich nun, ohne mich blicken zu lassen verschwinden.

Den Plan muss ich verwerfen als ich mich endlich aufsetze und sie an ihrem Schreibtisch entdecke. Ich halte mitten in meiner Bewegung inne. Summer Sitz an ihrem Tisch, mit dem Kopf auf der Flachen platte zwischen Stiften und Büchern. Sie atmet regelmäßig und ruhig.

Sie schläft.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen.

Was ist gestern Nacht passiert?

Was habe ich getan, dass sie lieber an ihrem Tisch geschlafen hat als neben mir? Ihr Rücken und ihr Nacken müssen höllisch schmerzen. Ihre Position sieht so ungemütlich und ungesund aus, dass ich sie am liebsten wecken würde.

So leise wie es möglich ist stehe ich auf und verlasse ihr Bett. Der Raum dreht sich für wenige Sekunden und Speichel sammelt sich in meinen Mundhöhlen. Bevor ich nicht sicher bin, dass ich laufen kann, ohne mich auf dem Boden wiederzufinden mache ich keinen Schritt. Ich sammle mich bevor ich Richtung Badezimmer gehe, um mich aufzufrischen.

Wenn ich so aussehe wie ich rieche, will ich es eigentlich gar nicht wissen. Vielleicht war der Geruch von Alkohol so stark, dass sie sich zu sehr geekelt hat, um neben mir zu schlafen. Vielleicht sehe ich aber auch so verwüstet aus, dass sie es nicht ausstehen, konnte mich anzusehen.

Moment mal.

Wieso bin ich so fixiert darauf? Was interessiert es mich wieso sie nicht in einem Bett mit mir geschlafen hat?

Dann schläft sie von mir aus eben am Tisch. Sie könnte auf dem Boden schlafen und es würde mich nicht interessieren.

Mit geradem Rücken und zurückgewonnenem Charakter gehe ich auf die Badezimmer Tür zu und bleibe kurz vor ihr stehen. Mein Kopf dreht sich fast automatisch in ihre Richtung und bevor ich weiß, was ich tue, gehe ich auf sie zu. Meine Beine sind selbstständig. Sie bewegen sich von selbst auf sie zu. Meine Füße ebenso. Sie schleichen fast schon über das Parkett.

Wieso verhalte ich mich wie ein verdammter Geist? Damit sie nicht aufwacht? Wieso verwandle ich mich nicht direkt in Nebel und schwebe in ihre Richtung?

Als ich dicht genug bei ihr stehe, sodass ich ihr Gesicht zwischen den Büchern sehen kann erkenne ich, dass sie leicht gesabbert hat. Ein Grinsen ziert meine Lippen, denn ich werde sie definitiv damit aufziehen. Ich liebe es solche Dinge gegen sie zu verwenden.

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