Summer
Drei große Wochen vergehen ohne ihn. Fast ein ganzer Monat, in dem ich ihn nicht ein einziges Mal gesehen habe. Fast ein ganzer Monat, in dem ich mich einsam und leer gefühlt habe. Ich fühle mich in jeder Hinsicht schrecklich und launisch, psychisch und physisch.
Mein Geist und mein Verstand sind durcheinander. Ich fühle mich gebrochen, denn ohne ihn habe ich realisiert, wie mein Leben wirklich aussieht. Ohne die Ablenkung und Beschäftigung, die er mir gegeben hat, habe ich erkannt, was ich wirklich tue. Alles hat mich wie ein Schlag in die Magengrube getroffen. Ich hätte nie gedacht, dass es ohne ihn so schwer wird.
Obwohl er mir gesagt hat, dass ich es nicht tun soll, habe ich jede Nacht auf ihn gewartet. Genau wie heute. Irgendetwas in mir hat daran geglaubt, er würde einfach plötzlich wieder auftauchen und mich überraschen, mich mitnehmen und mit mir durch die Gegend fahren. Ich habe mich zu schnell daran gewöhnt. Dieses Wunschdenken hat mir noch mehr geschadet.
Der Nagel an meinem kleinen Finger ist wieder gewachsen, fast schon komplett. Es ist das Einzige, was mich in letzter Zeit glücklich macht, da ich dachte, er würde hässlich werden.
Abgesehen davon fühle ich mich wieder wie ein anderer Mensch. Ich hasse mich wieder, und dieses Mal mehr denn je. Für die Dinge, die ich denke, die ich tue, und die ich möchte. Ich verabscheue mich selbst, und damit zu leben ist, als würde man wissend immer wieder denselben Fehler begehen.
Vor einer Woche ist etwas im Club während der Arbeit passiert, und ich muss immer noch daran denken. Ständig. Ein schmieriger, reicher Mann wollte eine private Stunde mit mir, und da ich keine andere Wahl hatte, als meine Arbeit zu erledigen, war ich mit ihm in einem der privaten Räume und habe für ihn getanzt. Allein das war schon schlimm genug, aber als er dann anfing, Scheine nach mir zu werfen und mich nach Gefälligkeiten zu fragen, habe ich mich noch elendiger gefühlt. Diese Gefälligkeiten waren sehr intim und außerhalb dessen, was ich bereit bin zu tun, um hier nicht enthauptet zu werden. Als er seine Hose geöffnet hat und mir übel wurde, bin ich sofort aus dem Raum gerannt und einer der Mädels in die Arme gelaufen. Sie sagte mir, sie würde es für mich erledigen.
Normalerweise macht man solche Dinge nicht in Strip-Clubs, da es nur ums Tanzen geht, aber manche Clubs erlauben physische Gefälligkeiten. Dieser Club ist einer davon, der es für die reichen und wichtigen Kunden macht.
Wäre ich nicht erlöst worden, wäre ich nie wieder darüber hinweggekommen.
Seitdem arbeite ich an der Bar, um wieder einen Gang runterzuschalten und nicht durchzudrehen. Es hilft. Es ist einfacher und lenkt mich ab.
Er
„Geht es dir gut?" fragt Pablo, als ich ihm die Tasche mit dem, was er wollte, überreiche. Ich bücke mich und spucke Blut. Es sorgt dafür, dass mir der Magen hochkommt. Mit dem Handrücken wische ich mir den Rest weg und stehe wieder gerade.
Ich komme gerade aus einem unfairen Kampf um zwei Kilo Kokain. Das mache ich jetzt schon seit drei Wochen. Pablo steckt mich in jede Mission, jeden Konflikt, jeden Kampf, jedes Meeting, jeden Raub und jede Schießerei, die in seinem Radius passiert. Es kommt mir so vor, als würde er es aus Spaß machen. Einfach nur, um mich wieder abzuhärten, aber das Einzige, was ich davon habe, sind neue Narben und Blutergüsse.
Dennoch kann ich nicht leugnen, dass ich mich besser fühle. Es erfüllt wohl doch seinen Zweck.
Ich bin wieder der, der ich war. Nur viel besser. Ich bin nicht mehr durcheinander, weiß jetzt, was ich will und wie ich es bekomme. Es hat mich daran erinnert, wie sehr ich alles liebe. Das Stechen, Schießen und Umbringen. All das hat mich daran erinnert, wie ich es so weit geschafft habe. Es ist Wahnsinn, aber es ist mein Wahnsinn.