Das Böse

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Er

Meine Gedanken zerfressen mich. Sie verdoppeln sich, überschlagen sich, täuschen mich. Ihre Worte wiederholen sich ständig in meinem Kopf. Immer und immer wieder. Immer und immer wieder.

Ich habe dich angelogen.

Ich habe dich angelogen.

Ich habe dich angelogen.

Ich habe dich angelogen.

Mir wird übel.

Meine Augen verfolgen sie als sie erneut den Kopf schüttelt und auf und ab läuft. Ich bin wie angewurzelt, mein Körper ist wie gelähmt. Mein Gehirn versucht immer noch ihre Worte zu verarbeiten. Ich will ihr tausend Fragen stellen, sie zur Rede stellen, sie in die Knie zwingen und anbrüllen.

Mein Herz rast und mein Atem stockt.

"Rede...", sage ich und ich klinge ruhiger als ich bin. Ich klinge so, als würde ich nichts empfinden. Als wäre mir alles egal. Das ist es aber nicht.

Summer

Er schaut durch mich hindurch. Als wäre ich transparent. Seine Miene verrät nichts darüber, was er denkt. Er ist so ruhig und still, dass es mir Angst macht. Mit seiner Wut kann ich arbeiten, aber sobald es so scheint, als wäre er geistig abwesend weiß ich nicht mehr, was ich tun soll. Wobei ich ganz genau weiß, dass er nicht geistig abwesend ist. Nach meinem Geständnis weiß er selbst wahrscheinlich nicht wie er reagieren soll.

Ich schlucke und wische mir die Tränen weg obwohl neue hinterherkommen.

"Ich... Ich..." es fällt mir schwer darüber zu reden, denn das habe ich noch nie getan. Niemand weiß davon. Keine Menschenseele außer mir. Wie soll ich jetzt anfangen?

Um nicht zu riskieren, dass er den Verstand verliert und auf mich losgeht damit ich rede, fange ich zitternd an zu sprechen.

"Ich habe ihn vor zwei Jahren kennengelernt..." Mir wird übel bei dem Gedanken an den Anfang meines Untergangs. Das Gefühl an meiner Angst zu ersticken, wird immer größer und am liebsten würde ich flüchten, doch ich kann es nicht.

"Ich bin frisch Cheerleaderin geworden. Unser Football Team hat ein wichtiges Spiel gewonnen und es wurde mit einer Party lauter College Studenten gefeiert. Ich wollte nicht hingehen aber... aber meine beste Freundin Ruby hat mich überzeugt. Da habe ich ihn kennengelernt." Meine Stimme zittert und neue Tränen laufen meine Wangen runter. Alles in mir zieht sich zusammen. Ich balle die Fäuste und öffne sie wieder, nicht in der Lage ihn anzuschauen. Ich habe zu viele Bedenken, zu große Angst.

Ich habe Angst, dass er mich hassen wird. Ich habe Angst, dass er mich verabscheuen wird, dass ich bestraft werde, dass er sauer sein wird, weil ich ihn angelogen habe. Ich habe Angst, weil ich mich nicht an alles erinnern will. Ich möchte nicht daran denken.

"Ich saß auf einem Sofa und habe Soda getrunken. Da hat er sich neben mich gesetzt. Er war so sympathisch, so charmant und transparent, dass ich mich plötzlich nicht mehr so einsam gefühlt habe. Er war älter und gut aussehend und ich habe mich so gesehen gefühlt." Ich schluchze erneut, der Gedanke daran wie naiv ich war, lässt mich wünschen ich würde an Ort und Stelle sterben. Am liebsten würde ich mir den Kopf gehen die Wand hauen, bis ich es nicht mehr kann.

"Er war damals neunzehn... Wir haben den ganzen Abend zusammen verbracht. Er war so witzig und aufmerksam, dass er das Eis sofort gebrochen hat. Irgendwann war Ruby sturzbetrunken also mussten wir gehen, aber er wollte meine Nummer haben. Ich habe sie ihm nicht gegeben, weil ich zu schüchtern war." Meine Stimme klingt bittend so, als würde ich ihn anflehen nicht wütend auf mich zu sein. Ich bin ein Häufchen Elend als ich ihn anschaue und keinen Unterschied sehe.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 23 ⏰

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