01| albtraum

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sloane

Das war ein Albtraum.

Ein richtig schlimmer, wahrgewordener Albtraum, der mich dazu brachte, wie ein Eisblock stehen zu bleiben.

Mein Herz dröhnte laut, mir war auf einmal total schlecht und die vier riesigen Teller, die ich mit meinen verkrampften Fingern versuchte festzuhalten, drohten auf den Boden zu stürzen.

Ein intensiver Pizza Geruch strömte mir in die Nase, aber ich konnte bloß wie hypnotisiert geradeaus starren. Genau zu dem langen Tisch, an dem seit zwanzig Minuten neue Menschen Platz genommen hatten.

Eigentlich sollte Nicole sie bedienen und das fertige Essen raus bringen, aber sie war mal wieder draußen eine rauchen. Es war ungefähr das zehnte mal in dieser Stunde, weswegen ich mehr oder weniger die ganze Arbeit alleine erledigen musste.

Ich spürte die wachsamen Augen meines Chefs, die sich wie Laserpointer in meinen Rücken brannten. Er machte gerade einige Champagner- Gläser fertig und würde mir gleich zurufen, wieso ich nicht verdammt nochmal endlich losging.

Ich wollte es. Wirklich.

Aber meine Füße machten keinen Schritt. Alles was ich konnte war darüber nachzudenken, dass ich nicht zu ihnen an den Tisch gehen konnte.

Nicht zu Harvey Bishop und seinen Freunden, den anderen Jungen, die sich dort ausgebreitet hatten, als würde ihnen das ganze Restaurant gehören. Was machten sie überhaupt hier? Wieso ausgerechnet jetzt? Wieso an diesem verdammten Abend?

Nur wenige Touristen kamen aus Manhattan's belebtesten Teilen extra her nach Greenwich Village, um bei uns zu essen. Das Lokal war daher eher bei den Einwohnern als Geheimtipp beliebt. Was hatte sie also hergeführt?

Es kam mir vor, als hätte das elendige Schicksal jeden Tag neue böse Überraschungen für mich auf auf Lager.

Dabei bewarb ich mich damals extra im Ristorante Bella, um niemandem zu begegnen, den ich kennen würde. Und jetzt das.

»Sloane?« Ich zuckte fast zusammen, als ich meinen Chef hörte und machte mich schon auf einen Kommentar gefasst:»Schaffst du es nicht mal mehr, zu einem Tisch zu gehen? Gleich ist die Pizza kalt.«

Ich versuchte alles an meinem mickrigem Selbstbewusstsein zusammenzukratzen und antwortete:»K-klar. Klar schaffe ich es.«

Schritt für Schritt steuerte ich auf den Tisch zu und wollte am liebsten wegrennen, die Bahn nachhause nehmen und mich in unserer winzigen Wohnung verschanzen. Alles egal, solange ich nicht diesen Jungen entgegenstehen musste.

Mit gesenktem Kopf kam ich am Tischende zum stehen, wo mich der erste schon bemerkte und rief:»Endlich, Jungs, Essen! Und dann auch noch so eine scharfe Bedienung!«

Der Schwarzhaarige links von mir riss mir einfach einen Teller vom Arm, wodurch der andere ins Wanken kam. Die Luft anhaltend konnte ich es geradeso verhindern, dass er zu Boden fiel.

»Die Kleine zittert ja wie sonst was...«, lachte mich ein anderer hämisch aus. Noch immer vermied ich einfach den Blickkontakt. Vielleicht würde das irgendwie helfen. Denn sollten sie wissen, dass ich auf ihrer Schule war...

»Das hier ist die S-Salami...« Ich hob den nächsten Teller und wartete darauf, dass jemand ihn nehmen würde. Aber keiner sagte etwas.

»Arbeitest du zum ersten Mal heute?«

Angst hatte meinen ganzen Körper erfüllt und ich sah endlich auf. Direkt in beinahe schwarze Augen eines breiten, gut aussehenden Typen, der mich schadenfroh ansah.

Until you are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt