14| hass

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harvey

Als wir vor dem Café ankamen, war ich mir nicht mehr sicher, ob Sloane überhaupt noch atmete. Ich parkte direkt am Straßenrand und drehte mich zu ihr um, sobald sie ihre Arme langsam zurückgezogen hatte.

»Sloane?«

Sie antwortete nichts. Ich konnte es ihr nicht übel nehmen- sie erst vor den Schülern zu mir zu rufen und dann diese Fahrt zu machen... Ich wollte kein Arschloch sein. Das war das letzte, was dieses Mädchen verdient hatte. Aber wahrscheinlich war ich es trotzdem, ohne es überhaupt zu merken. Fuck.

»Sloane?«, fragte ich wieder. Ich stieg schnell ab und reichte ihr meine Hand, die sie fest umgriff. Ihre Knöchel traten weiß hervor. Als sie neben mir stand, zog ich ihr endlich behutsam den Helm vom Kopf. Ihre braune Augen starrten mich an, während der Wind ihr das Haar zurück wehte.

»Du...«, suchte sie nach richtigen Worten. »Du...«

»Ich?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musste alles dagegen tun, nicht zu lächeln.

Sie strich sich einige verirrte Strähnen zurück und band sich einen neuen Zopf. »Ich... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Sloane lachte plötzlich und schüttelte den Kopf.

»Vermutlich willst du sagen, dass du mich hasst?« Unsere Blicke trafen sich wieder und ich grinste, als tatsächlich ein Schmunzeln auf ihren Lippen erschien.

»Ja, vermutlich will ich das...« Aber ich wusste, dass ihr leises Lachen während der Fahrt hinter mir etwas ganz anderes gesagt hatte. Und das wusste sie selbst auch. Trotzdem beließ ich es dabei und drehte mich um.

Das Café war ein von außen klein- scheinender Laden, der sich im Inneren jedoch weit in die Länge zog. Draußen saßen einige Menschen im Sonnenschein an runden Tischen aus weißem Holz und waren am essen. Der Duft der Bagels strömte bis zu uns hin. Am besten ich holte mir vor meinem Training selbst etwas.

Sloane straffte neben mir die Schultern und zog ihren Zopf wieder fest. Sie war deutlich angespannt. Nach ihrer Arbeit bei diesem verdammt durchgedrehten Italiener nahm ich ihr das nicht übel.

»Entspann dich. Hier laufen einige Dinge anders. Das wirst du schnell merken.«

Sie versuchte zu lächeln, scheiterte aber sofort. Ich ließ Sloane vorgehen und hielt mich im Hintergrund, als sie vorbei an den ersten Tischen zur Theke ging, die sich auf der rechten Seite befand.

In einer Vitrine waren jede Menge fertiger Bagels ausgestellt und auch sonst erkannte man frisches Gebäck, überall wo man hinsah. Dazwischen meine Cousine, die dabei war, mit der Hand auf ihre Kaffeemaschine zu schlagen. »Jetzt mach schon!«, knurrte sie.

Es war damals gegen den Willen ihrer Eltern gewesen, das Café zu eröffnen. Liz hatte aber schon seit sie klein war gegen ihre Familie rebelliert. Sie ging auf keine Veranstaltungen, hasste das Reichtum und all das, was dazu gehörte.

Sloane räusperte sich nun und sagte leise:»Hi«
Doch Liz war scheinbar so mit der Maschine beschäftigt, dass sie kaum mehr etwas hörte.

»Liz!«, rief ich und stellte mich neben Sloane. Bei ihrem Namen drehte sie sich augenblicklich um und sah uns beide an. Mit einem Strahlen schoss sie um die Theke herum und umarmte mich kurz aber fest.

»Schön dich zu sehen, Harvey.« Liz pustete sich eine erdbeerblonde Strähne aus dem Gesicht und wischte sich dann die Hände an ihrer Schürze ab, bevor sie sich Sloane zuwandte.

»Sloane? Hi, ich bin Eliza, aber nenn mich bitte einfach Lizzy!« Als meine Cousine sie einfach umarmte, blickte mich Sloane mit geweiteten Augen an.

»Das ist super, dass du einen Job suchst. Ich kann Hilfe gut gebrauchen. Also... hier hast du eine Schürze. Ich habe dir einen Kaffe gemacht, der steht da hinten bei der Maschine. Den kannst du dir gerne nehmen, und dann erzähle ich dir erstmal ein paar Sachen.«

Until you are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt