10| gefeuert

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sloane

Ich starrte erst ihn an, dann meinen Chef.

Und ich wusste: Das war es jetzt.

Ich würde meinen Job verlieren.

Vor meinem inneren Auge tauchten meine kleinen Schwestern auf und es versetzte mir augenblicklich einen Stich mitten ins Herz. Wie wollten wir das ohne das zusätzliche Geld schaffen? Es war bereits jetzt verdammt knapp. Wie sollte ich es meiner Mutter sagen, ihr erklären, was mir unterstellt wurde?

»Sie hat einfach versucht mich auszutricksen. Macht sie das auch bei anderen Gästen?«, stichelte er.

Mein Herz donnerte energisch gegen meine Brust. Ich bekam keine Luft mehr. Die Wände des Restaurant rückten auf mich zu.

Das konnte er nicht machen. Damit konnte er nicht einfach durchkommen...

»Sloane. Ist das wahr?« Mein Chef sah mich mit verschränkten Armen an. Er musste ganz genau die verräterischen Tränen erkennen, die in meinen Augen glänzten. Ich war langsam kurz vorm zusammenbrechen.

»Nein. Ich habe nichts gemacht. Ich wollte ihn doch nicht beklauen!«, entgegnete ich und spürte nur zu gut die Blicke der anderen Gäste.

Der Typ stieß ein raues Lachen aus. »Meine Eltern sind Anwälte. Damit werden Sie und ihr Lokal sicherlich nicht durchkommen. Wahrscheinlich ist das sogar eine Masche, oder?«

»Wie bitte?! Nein!« Mein Chef drehte sich wieder zu mir und sagte mit gesenkter Stimme: »Sloane, ich weiß, dass du und deine Familie jeden Dollar nötig habt. Also sag jetzt endlich die Wahrheit: Hast du versucht ihn zu beklauen?«

»Ich habe ihn nicht beklaut!« Ich konnte nicht mehr. Der Abend war mehr als schlimm gewesen:
Mein Chef hatte nicht nur schlechte Laune, mehrere Bestellungen wurden vertauscht und Menschen beschwerten sich, sondern auch einer von Harvey Bishops Freunden marschierte mit seinem arroganten Grinsen herein.

Mir war ab da klar, dass das nicht gut gehen konnte.

Aber als er nach dem Essen meinen Chef herbeirufen ließ, um ihm klarzumachen, dass ich ihn beklauen wollte, fühlte es sich an, als hätte ich endgültig versagt.

Dabei war ich bloß in meinen Gedanken gewesen und als er mir mehrere hundert Dollar Scheine gab, musste ich beim Wechseln nach einem falschen Schein gegriffen haben, den ich ihm zurückreichte. Bevor ich meinen Fehler erkannte und mich natürlich entschuldigte, war es aber zu spät.

»Es ist unverantwortlich, solches Personal zu haben.«

»Bitte, Entschuldigen Sie diesen Fehler.«

»Fehler? Kündigen Sie besser diesem Mädchen. Ob es Absicht war oder nicht ist egal, sie ist mit ihren Gedanken wohl kaum bei ihrer Arbeit.«

»Ich...« Der Blick meines Chefs brachte mich zum schweigen. Ich wusste, dass würde Konsequenzen haben. Er sah über andere kleine Fehler hinweg, aber er würde keine Klage riskieren, mit der Harveys Freund drohte.

Ich hatte das alles ja so satt. Seit über sechs Stunden war ich die einzige Kellnerin in dieser Schicht, da Nicole wohl starke Kopfschmerzen hatte. Ich ließ mich nicht nur von den Gästen, sondern auch von meinem Chef bei jeder Gelegenheit schlecht reden und herumschubsen.

Dabei hatte ich alles für dieses Restaurant gegeben. Ich war immer eingesprungen, ich hatte immer mein bestes gegeben, egal wie müde ich war und ich hatte bei jedem Kommentar brav die Klappe gehalten.

Nur damit mir mein eigener Chef am Ende nicht mal glaubte. Er musste so wenig von mir halten, ich musste so unbedeutend für ihn sein, dass ihm mein Wort scheißegal war. Es ging ihm hierbei bloß um Geld und seinen Ruf.

Until you are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt