08| falscher platz

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sloane

Ich wusste ernsthaft nicht, was ich hier tat.

Wann hatte ich mich das letzte Mal getraut, mir einen Platz im Inneren der Cafeteria zu suchen, um dort zu essen? Entweder lag meine plötzliche Entschlossenheit an Holly McQueen oder dem Fakt, dass es draußen in Strömen regnete. Wahrscheinlich eher das letztere.

Meine Finger umklammerten das rote Tablett, während ich mit gesenktem Kopf in der Schlange anstand. Verdammt. Warum dauerte das nur so lange.

Heute war Montag und alles hatte ganz normal angefangen. Ich kam übermüdet im Chemie Unterricht an. Pünktlich- Gott sei Dank.

Eigentlich hatte ich mir geschworen Nein zu sagen, wenn mein Chef mir schrieb, ob ich nicht spontan einspringen könnte. Aber als ich gestern am Schreibtisch saß, mein Handy in der Hand hielt und auf seine Nachricht starrte, verschwand meine Entschlossenheit irgendwie. Ich war also selbst Schuld. Nicht Nicole, die mal wieder spontan abgesagt hatte.

Meine Augen fielen zu, noch bevor der Lehrer unseren Raum betrat und als sich aus dem nichts Holly McQueen räuspernd neben mich setzte, war es, als hätte mir jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser übergegossen.

Holly war nicht nur wunderschön, superklug und beliebt, sondern auch der Kapitän der Cheerleader.
Und als sie mich anlächelte, fragte ich mich ernsthaft, ob ich an akutem Schlafmangel litt oder sie sich einfach über mich lustig machen wollte.

Mit warmen Wangen hatte ich ihr Lächeln erwidert und gespürt, wie mein Herz schneller schlug.
Denn ich wartete- wartete darauf, dass sie etwas über mich sagen würde.

Aber das geschah nicht. Holly ignorierte das Starren ihrer Freundinnen, lächelte mir immer wieder mal zu und sagte sonst nicht viel.

Am Ende der Stunde stand ich mit Kopfschmerzen auf und hätte sie am liebsten gefragt, wieso sie sowas tat. Bisher hatte Holly mich wie alle anderen, die nicht über mich lachen wollten, perfekt ignoriert.

Ein Mädchen drängte sich im selben Moment an mir vorbei und stellte sich vor mir zu einer Gruppe von anderen, die plötzlich lachten. Die Geräusche der Cafeteria wurden wieder präsent. 

Mir wurde wieder heißer unter der Uniform.
Es war eine schlechte Idee gewesen, drinnen zu essen. Aber wenn ich mich wegen dem Regen und der schwülen Luft erkälten sollte, konnte ich keine Schichten mehr arbeiten.

»Mach mal Platz...« Als sich zwei weitere Mädchen vor mich stellten bereute ich meinen verdammten Mut. Holly hatte sich nicht wegen mir auf diesen Platz gesetzt. Das konnte gar nicht sein.

Redeten sie über mich? Lachten sie? Da kam mir ein Gedanke, der mich erstarren ließ: Wie konnte ich meinen Schwestern eigentlich ein Vorbild sein, wenn ich mich selbst... so verhielt und so über mich selbst dachte?

Wie konnten sie sich an jemandem orientieren, der so wenig von sich selbst hielt? Holly hatte mich einfach nur verdammt verunsichert, denn was könnten schon ihre Absichten sein?

Tränen stiegen in meine Augen und ich zwang mich die Gruppe der Mädchen nicht anzusehen, sondern einfach immer weiter zu atmen und mir zu überlegen ob ich den Pudding oder den Cheesecake als Nachtisch wollte.

Ich merkte nicht, als sich jemand von hinten zu mir stellte und laut seufzte. »Weinst du?«

Ich zuckte zusammen und blickte dem Jungen mit den eisblauen Augen direkt ins Gesicht. Es war der Freund von Harvey. Er stand in Trainingskleidung dort und betrachtete mich, als würde ich etwas sehr komisches tun.

Until you are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt