12| job für dich

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sloane

Auch ganze drei Tage später konnte ich noch Tränen in meinen Augen brennen spüren, wenn ich an den Abend im Restaurant zurückdachte.

Ich musste irgendwie weitermachen, trotzdem steckte ich noch fest: Am Tisch des Jungen- Nic.
Er sah mich an und grinste süffisant, als mein Chef gerade nicht hinsah. Er wusste ganz genau, was er da tat und welche Konsequenzen es für mich haben würde.

Seufzend massierte ich mir die Schläfen und blätterte eine der Seiten meines Schulbuchs um. Alles war vollgeklebt mit Post- Its und durchsichtigen Zetteln, auf die ich meine Notizen gekritzelt hatte. Ein System hatte ich in diesem Chaos längst nicht mehr. Bloß die Hoffnung, meine Prüfung in Mathe einfach zu bestehen.

Ich wurde meinem Stipendium schon lange nicht mehr gerecht und diese Erkenntnis traf mich hart.
Ich musste etwas ändern. Nicht nur einen guten Job finden, sondern mich auch auf meine Schule konzentrieren.

Der Abschluss von Springfield öffnete mir jegliche Türen. Das musste ich einfach im Kopf behalten.

Mein Tee, den ich mir heute morgen von Zuhause mitgenommen hatte, war längst kalt geworden. Dabei hatte ich keinen einzigen Schluck getrunken.
Dafür zwei mit Erdnussbutter gefüllte Schokoriegel gegessen. Die schienen mir wesentlich mehr Kraft zu geben.

Es war ein Glück, dass die mehrstöckige Bibliothek von Springfield schon vor Unterrichtsbeginn öffnete. Da ich mich eh die ganze Nacht nur im Bett herumgewälzt hatte, war es besser gewesen, gegen fünf Uhr morgens eine Bahn herzunehmen und zu lernen.

Nachmittags passte ich auf meine Schwestern auf und würde bei Restaurants anrufen. Vielleicht konnte ich nebenbei meinen Essay fertigstellen.
Na ja- realistisch gesehen eher nicht.

Ich sah aus dem Fenster und dann dachte ich wieder an ihn: Harvey Bishop. An ihn und seinen sanften aber bestimmten Griff, mit dem er mir verdeutlicht hatte, dass ich ganz sicher nicht U- Bahn fahren würde. Und an seine Hand, die selbst über mein Haar strich, als er dachte, dass ich schlafen würde.

Ach, verdammt.

Er konnte nicht dafür sorgen, dass ich gefeuert wurde, und mich im nächsten Moment so behandeln. Das passte nicht zusammen. Ich musste ihm glauben, dass dieser Nic die Schuld dafür trug.

Oder aber Harvey war einfach ein verdammt guter
Schauspieler.

Ich konnte nur dafür beten, dass er Nic in Ruhe lassen würde. Ich hasste ihn, aber es würde womöglich schlimmer werden, wenn Harvey etwas sagte oder es ihn... bereuen ließ.

Unten öffnete sich die Tür der Bibliothek. Mein Kopf hob sich überrascht. Wer von den Schülern hatte wohl ebenfalls nicht schlafen können? Oder musste versuchen seine Noten zu retten, damit er nicht von der Schule flog?

Nach einigen Minuten in denen ich nichts mehr hörte, widmete ich mich wieder meinen Büchern und versuchte irgendwas im Kopf zu behalten.
Es war verdammt anstrengend. Mathe fiel mir normalerweise nicht besonders schwer, aber seitdem ich in manchen Stunden kaum die Augen aufhalten konnte, hatte ich den Faden verloren.

Ich schrieb ein paar Formeln auf ein Blatt Papier und versuchte sie dann anzuwenden, aber nichts funktionierte. Leise fluchend wollte ich aus Frust einfach nach mehr Schokolade greifen, da starrte ich ins Fenster neben mir.

Und sah die Reflexion einer großen Gestalt, die da vor mir stand. Beinahe schrie ich, fegte aber stattdessen aus Schreck meine Stifte vom Tisch.
Es schepperte und ich sah die Person wie hypnotisiert an, während ich mein Herz donnern hörte.

Until you are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt