LXXVI - Haus Devane

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Jahr 350 nach dem Götterkrieg, Winter

Cnocdragan, Kaiserreich


"Nein! Beim guten Devane? Du lügst mich doch an?" Khairi war erstaunt und Áed verstand nicht ganz wieso. Der Name sagte ihm nichts. Vermutlich ein Freund von Casidhe.

"Nein nein. Casidhe meinte die Straße runter, dann rechts, dann das große Haus", meinte Odhrán.

"Das ist DAS Große Haus. Das ist das Haus Devane! Von königlichem Blute Devane!"

"Was?! Odhrán, wusstest du..." Weiter kam Áed mit seiner Frage nicht.

"Ein entfernter Ast. Dreiundsechzigster Anspruch auf den Thron. Aber königliches Blut!"

Selten hatte Áed eine so antiklimaktische Enthüllung gehört. "Ist das Euer Ernst?"

"Natürlich! Warum denn nicht? Er entstammt der königlichen Linie. Es ist ein Wunder, ihn hier in unserer Stadt zu haben."

"Und wie kann er sich so ein gewaltiges Haus leisten? Nur, weil sein Vater mal aus dem gleichen Becher getrunken hat wie der Onkel der Mutter des Kaisers, erklärt das noch nicht seinen Reichtum", meinte Sara mürrisch.

"Und da liegt Ihr falsch. Er hat hier sein Haus, doch er besitzt auch Länder um Cnocdragan. Zudem genießt er in der Túath ein recht hohes Ansehen.

"Einer von denen also..." Áed hatte nach diesen Enthüllungen wenig Lust darauf, den Mann kennenzulernen, aber er war sich durchaus bewusst, dass er nicht in der Lage war, wählerisch zu sein.

"Wie kommt es, dass du in der Art illustren Kreisen unterwegs bist, alter Freund?", fragte Khairi Odhrán. "Was ist aus dem Hammer schwingenden Riesen des Ceann Casúir geworden?"

"Wenn du wüsstest. Ich hab dir ja noch nicht mal davon erzählt, dass ich ein Wirtshaus besessen habe."

"Nun, das würde ich dir aber sofort glauben. Wenn du willst, kannst du mit den Leuten. Und wenn du nicht willst, kannst du sie rauswerfen. Aber ich hoffe sehr, du hast einen Koch angestellt. Was sag ich - natürlich hast du. Du hättest am zweiten Tag sonst wieder zugemacht." Khairi wandte sich an Áed. "Das waren die schlimmsten drei Wochen meines Lebens. Ich hab seinen Trupp danach nie wieder angeheuert."

"Du hast uns ja auch nicht für unser gutes Essen bezahlt."

"Wo du recht hast..."

Áed verstand, warum Khairi es als DAS Große Haus bezeichnet hatte. Sie passierten die doppelflügelige Tür - eher ein Tor - und betraten das Foyer; eine Halle größer als die Messen einiger Kasernen, in denen er stationiert gewesen war. Boden aus poliertem Holz, Säulen, eine Treppe, die nach oben führte und wie es von außen ausgesehen hatte, auch noch eine zweite und dritte Etage. Mehr wäre er nur beeindruckt gewesen, wenn der Boden und die Säulen aus Marmor gewesen wären. Den Kronleuchter fand er dann allerdings doch etwas protzig. Und auch, dass der Hausherr nicht selbst zur Tür kam, hielt er für ein Zeichen von schlechtem Charakter. Statt seiner hatte ihnen ein Hausmädchen die Tür geöffnet.

Sie führte sie neben der Treppe vorbei in ein Nebenzimmer, von dort in ein weiteres. Und langsam fühlte Áed, wie die Kälte aus seinem Körper wich. Es war eine Sache, im Sommer oder Frühling zu reisen. Im Winter eine ganz andere. Er hätte sich schon über ein einfaches Feuer gefreut oder eine Hütte, die sie vor dem Wind schützte. Dieses Haus war einem Schloss gleich. Und es war gut beheizt. Er öffnete seinen Mantel. Doch es gefiel ihm nicht, was der Preis dafür sein mochte. Doch mit kaiserlichem Blut lebte es sich gut und man ließ andere arbeiten.

Vor einem prasselndem Kamin stand Casidhe - in Kleidern, die sicher nicht seine waren - und er zählte zwei Fremden gerade die Geschichte, die sich vor den Toren von Carraig an Iarainn zugetragen hatte. Er war erstaunlich offenherzig mit den Details, wie der Fomhorách erlegt wurde. Etwas, das Áed das Schlimmste befürchten ließ; selbst als die anderen es als eine gute Geschichte abtaten.

Necrosis (Weltentod I) [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt