Kapitel 11 - Kriegerzeremonie

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Schatten gähnte leise und öffnete einen Spaltbreit die Augen. Er wusste nicht, warum er schon wach war, schließlich war kein bisschen Sonnenlicht von außen zu sehen. Hatte sie eine Katze bewegt?
Schatten schüttelte seinen pelzigen Kopf und blickte zum Höhlenausgang, dessen leichter Kletterpflanzenschutz noch leicht zitterte. -Hat gerade eine Katze die Höhle verlassen? Mitten in der Nacht?-

Schatten beschloss, dass die Katze bestimmt nur zum Schmutzplatz unterwegs war, schloss die Augen und legte den Kopf wieder auf die Pfoten, doch seine Neugierde war geweckt und so sprang er wenige Momente später auf und schlich zwischen den Schlafenden Katzen hindurch vor den Bau.

Draußen erkannte er gerade noch, wie eine kleine Gestalt aus dem Eingang der Höhle schlich und im daniederliegenden Gras verschwand. Verwirrt starrte Schatten noch ein paar Momente dorthin, dann tapste er mit schweren Pfoten zurück zu seinem Nest.
Er fühlte sich noch müde und erschöpft vom Kampf und seine Wunden schmerzten. -Bestimmt nur irgendein Frühaufsteher oder Moosherz, der irgendein Mitternachtskraut oder so pflücken will.

Einige Zeit verging und Schatten bemerkte öfters eine Gestalt, die sich aus dem
Ältestenbau und später auch aus dem Schülerbau schlich, mitten in der Nacht.
Doch er fragte nicht weiter nach, denn Nacht um Nacht hatten in Träume geplagt, Träume von seiner Familie und vom Abend - Dämmerung des Abends.

Dann war da noch die Sache mit Wolkenadler. Bald hatte der ganze Clan von ihren zukünftigen Jungen gewusst und es sollte nicht mehr allzu lang dauern, bevor sie geboren wurden. Schatten sah tagtäglich den Unmut der Kätzin und hätte sie gerne aus der Lage befreit, hätte er es gekonnt.

Schatten seufzte schwer auf und rappelte sich auf die Pfoten, bevor er seine verspannten Muskeln lockerte und aus dem Schülerbau tappte. Zeit, zu seiner Familie zurückzukehren.

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Himmelspfotes Pfoten juckten, während sie aus dem Schülerbau trat und die Blattfrische-Sonne ihr auf den Pelz schien. Heute würden sie und die anderen Schüler beurteilt werden. Es sollte herausgefunden werden, wie viel sie bereits gelernt hatten und ihr Training sollte sich dementsprechend anpassen.

Die graue Kätzin warf einen Blick zurück in den Bau der Schüler, fast alle lagen noch darin, alle außer Schatten. -Wo ist er bloß?- Normalerweise war Himmelspfote stets die erste, die erwachte und seit einiger Zeit, genauer seit dem letzten Kampf gegen den Bachclan und dem Geröllclan erwachte Hellpfote als letzter oder musste sogar geweckt werden.

-Früher war er stets als erster Wach- mit gerunzelter Stirn ließ sie sich auf einen Fleck beim Schülerbau sinken, auf den das Licht der aufgehenden Sonne traf, und ihre Gedanken schweiften zur Schülerversammlung, die diese Nacht stattfinden sollte. -Es hat eine Zeit lang Friede geherrscht... ich hoffe es wird keinen Streit geben... die letzten zwei Schülerversammlungen sind ja ausgefallen.-
Eine leichte Angst machte sich in ihr breit, als sie daran dachte, vor den verfeindeten Clans zu sprechen. -Ob sich Dunkelstern genauso fühlt? Also auf den großen Versammlungen?-

„Gut, dass du schon wach bist. Wecke schnell die anderen und sag den älteren Schülern, sie sollen sich putzen. Es wird Zeit, dass sie endlich zu Kriegern ernannt werden." Himmelspfote nickte Dunstpelz kurz zu und verschwand im Schülerbau, wo sie vorsichtig einen Schüler nach dem anderen weckte. Bei Hellpfote wurde sie etwas länger aufgehalten, weil er - um Sternenclans Willen - einfach nicht aufwachen wollte.

Kurz darauf saßen alle Katzen vor dem Sternenfels und warteten auf Dunkelstern, die gerade an die spitze des Felsvorsprungs trat. Himmelspfote sah sich schnell nach Schatten um, doch er war nirgends zu entdecken, im Gegensatz zu Maus, die mit steil aufgerichteten Ohren ganz vorne, vor dem Sternenfels, saß.

„Katzen des Erdclans", begann Dunkelstern und ließ ihren stolzen Blick über die ältesten Schüler gleiten. „Wir haben uns heute hier versammelt, um vier neue Krieger zu ernennen. Ihre Zeremonie hat sich um einige Zeit verschoben, aber wir wollten, dass sie bei der bevorzstehenden Schlacht morgen, bei Sonnenuntergang, als Krieger des Erdclans kämpfen können, also tretet vor, Kralle einer Maus, Schimmerpfote, Flinkpfote und Taupfote."

Himmelspfotes Herz tat einen überraschten Sprung, als sie hörte, wann der Kampf stattfinden würde, aber in verdrängte die Gedanken daran und fokussierte sich wieder auf die Zeremonie.
Gerade traten die vier vor und hoben ihren Blick zu Dunkelstern, die sie alle wohlwollend anblickte.

„Diese vier Schüler haben hart gearbeitet, um das Gesetzte der Krieger zu erlernen und ich empfehle sie dem Sternenclan als Krieger. Schwört ihr, euren Clan zu schützen und zu verteidigen, selbst wenn es euer Leben kostet und schwört ihr, eure treue dem Erdclan gegenüber für immer zu halten?"

Maus war die erste die schnell, aber stolz miaute: „Ich schwöre es." Die anderen taten es ihr nach und blickten sich begeistert und aufgeregt an.

„Dann frage ich dich, Kralle einer Maus, willst du deinen Namen behalten, oder einen annehmen, der unseren Traditionen entspricht?" „Ich möchte meinen Namen behalten", miaute Maus standhaft und blickte Dunkelstern in die Augen, als erwarte sie Widerspruch, aber Dunkelstern nickte nur zustimmend.
„Kralle einer Maus, Schimmerpfote, Flinkpfote und Taupfote, hiermit ernenne ich euch zu vollwertigen Kriegern des Erdclans. Möge der Sternenclan eure Wege erleuchten und möget ihr eure neuen Namen zu schätzen wissen. Von diesem Moment an werdet ihr Kralle einer Maus, Schimmerschweif, Flinkfuß und Tauherz heißen."

„Schimmerschweif!" „Kralle einer Maus!" „Flinkfuß!" „Tauherz!" „Flinkfuß!" „Kralle einer Maus!" „Tauherz!" „Schimmerschweif!"

Der Clan jaulte die Namen der neuen Krieger in die Morgendämmerung hinein und die vier streckten stolz die Brust vor, es war, als wäre vergessen, dass es eigentlich fünf seins sollten. -Orangepfote- Himmelspfote tat die Kätzin irgendwie leid, aber sie hatte es ja selbst zu Verantworten. -Sie hätte Schatten eben niemals attackieren dürfen.-
Dunkelstern sprang vom Sternenfels und legte den frisch ernannten Kriegern ihre Schnauze auf die Stirn, woraufhin diese ihr respektvoll die Schulter leckten. Maus musste sich allerdings etwas kleiner machen, da sie ihre Anführerin bereits überragte.

Als die Rufe verebbten lief Himmelspfote zu den neuen Kriegern und beglückwünschte sie, als sie sich zu ihnen durchdrängen konnte, ihr fiel aber auch auf, dass Maus mit gebannten Blick in die ferne starrte, als erwarte sie noch jemanden. -Schatten- sagte Himmelspfote zu sich selbst und entfernte sich einige Katzenlängen um auf ihren Mentor zu warten. -Aber das bedeutet ja, dass sie auch nicht weiß, wo er ist. Weiß es denn dann überhaupt jemand?-

Dunkelheit der Schatten, dunkelblauer, fast schwarzer Kater mit matten, grünen Augen
Himmelspfote, graue Kätzin mit grünen Augen
Dunstpelz, grau-blauer Kater mit grünen Augen
Dunkelstern, schwarze Kätzin das schwarz wirkt fast blau, mit grell grünen Augen
Kralle einer Maus, graue Kätzin mit hell orangenen Augen
Flinkfuß, beige Kätzin mit gelben und orangenen Punkten und hellblauen Augen
Tauherz, heller beiger Kater mit grauen Tiegermuster und grünen Augen
Schimmerschweif, graue Kätzin mit heller Schnauze und hellen Pfoten und hellblauen Augen

Schattens Opfer / Verlorene Sterne / Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt