Schattens Opfer / Verlorene Sterne / Band 2

Kapitel 19 - Der zweite Anführer

Himmelspfote schleppte sich mit schweren Pfotenschritten vorwärts. Es würde nicht mehr lange dauern, dann könnte sie sich in ihrem Nest niederlassen, schließlich sah sie bereits ihre Höhle.

Doch als sie gerade ihre schwerfälligen, letzten Schritte zum Schülerbau machte hörte sie den Versammlungsruf ihrer Mutter: „Alle Katzen die alt genügte sind, die alt genug sind, ihre eigene Beute zu machen mögen sich hier, vor dem Sternenfels versammeln!"

Mit verblüfft aufgestellten Ohren drehte Himmelspfote sich um und zog ihre Pfoten noch einige Katzenlängen weiter in Richtung Sternenfels, bevor sie sich seufzend zu Boden sinken ließ.
Irgendwo neben ihr wurde Pumakralles toter Körper abgelegt, aber Himmelspfote nahm kaum Notiz davon. Sie nahm von fast nichts Notiz, denn auch ihre Gedanken waren so schwer wie ihre Schritte.

„Bevor ihr euch gleich alle in eure Nester legt und euren Wohlverdienten Schlaf nachholt muss ich noch meine Pflicht tun, dir im Angesicht von Pumakralles tot leider auf mich zukommt. Ich sage folgende Worte im Angesicht von Pumakralles totem Körper, damit mir seine Seele zuhören und meine Wahl billigen kann. Morgenfell, möchtest du meine zweite Anführerin sein?"
Die rote Kätzin sträubte überrascht ihr Fell und einige Momente waren ihre orangene  Augen aufgerissen, dann senkte sie dankbar den Kopf und miaute mit fester Stimme: „Vielen Dank, Dunkelstern. Ich nehme die Bürde in Ehren an."

Dunkelstern nickte und wandte sich dann an den ganzen Clan: „Dann ist die Versammlung hiermit beendet."
„Morgenfell!", miaute eine leise Stimme und die restlichen Clangefährten fielen mit ein, leise den Namen der neuen zweiten Anführerin zu miauen, aber es war eher ein Gemurmel, denn die Katzen fanden kaum mehr die Kraft, laut zu miauen.

Nur einige wenige Katzen miauten lauter und Himmelspfote konnte sich noch zusammenreimen, dass das die Katzen sein mussten, die im Lager geblieben waren, danntaumelte sie zu ihrem Nest und ließ sich müde hineinsinken.

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Noch immer geschockt miaute Hüpfpfote leise den Namen von der neuen zweiten Anführerin. Selbst, als sie bereits zur Heilerhöhle taumelte und sich in ihr Nest gleiten ließ.
-Morgenfell- dachte Hüpfpfote, als sie nicht mehr die Kraft fand, ihren Namen auszusprechen. -Morgenfell. Morgenfell. Morgenfell.-

Ihr ganzer Körper fühlte sich schlaff an. Ihre Augenlieder wollten sich nicht einmal mehr öffnen, als Moosherz zu ihr in den Bau trat. Wollte er etwas von ihr? Wenn ja, dann konnte Hüpfpfote ihm sowieso nicht helfen. Sie fühlte sich, als könnte sie von nun an Sonnenaufgang für Sonnenaufgang dort in ihrem Moosnest liegen und nichts tun als schlafen.

-Was bringt es, eine Heilerin zu sein, wenn ich meine Clangefährten nicht vor dem Tod retten kann? Ich war nicht da, um Pumakralle zu retten. Vielleicht hätte ich ihn retten können. Vielleicht lag er noch leidend am Boden und...- Hüpfpfote fauchte innerlich, denn um es laut zu machen fand sie keine Kraft. -Ich darf das nächste Mal nicht nur wartend im Lager bleiben. Ich muss meine Clangefährten retten können! Ich muss eine bessere Heilerin werden! Ich muss endlich die Kräuter lernen!-

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„Auch mal wieder da?" Als Hüpfpfote blinzelnd die Augen Aufschlag sah sie sich Flutstern gegenüber, der sie erwartend musterte. „Und, hast du mir was zu sagen?" Einige Momente starrte Hüpfpfote den Kater nur an und in ihrem Hirn arbeitete alles daran, herauszufinden, was Flutstern meinte. Dann fiel es ihr ein.

„Tut mir leid, dass ich dich habe so fühlen lassen, als wärst du mir nicht wichtig! Unsere nächtlichen Begegnungen freuen mich ich... Ich war nur müde. Ich bin jetzt müde, aber wir können reden... wir können... was wollen wir machen? Wollen wir über...  willst du über Feuerstern sprechen?"
Flutstern starrte die Kätzin einen Moment an, dann bohrte er seine Krallen in die Erde und wandte den Kopf ab. „Es freut mich zu sehen, dass du zur Einsicht gekommen bist", murmelte Flutstern leise. „Ich möchte nicht über ihn sprechen."

Flutstern holte Luft und wandte den Blick kurz zum Sternenübersähten Himmel, dann schnippte er frustriert mit dem Schweif. „Eigentlich wollte ich dir das Geschenk direkt dann machen, wenn du dich entschuldigst, aber ich fand noch keine Zeit, mit den Heilern zu sprechen. Ich..." Flutstern schien nervös, denn sein Schweif wackelte hin und her, aber stockend. „Ich wollte... Du willst doch Heilerin werden?" Flutstern formulierte es wie eine Frage und Hüpfpfote legte den Kopf schief, dann nickte sie.

„Und ich dachte, du würdest dich freuen, wenn du einen... naja, einen Sternenclan Mentor bekommst. Dann kannst du trainieren, während du schläfst. Du könntest..." Ein Gebüsch in der Nähe raschelte und ein roter Kater mit schwarzen Pfoten trat hervor. Seinen Blick starr auf Hüpfpfote gerichtet beachtete er Flutstern nicht.

Hüpfpfote erkannte den Kater nicht, aber er trug einen ähnlichen Duft wie sie, nur roch er weniger nach Kräutern. Er musste ein ErdClanKrieger gewesen sein, wieso sollte er ihr sonst erscheinen und noch dazu diesen Duft tragen?

Doch Hüpfpfotes Körper spannte sich an, sobald sie den zweiten, ebenfalls roten Kater, jedoch mit orangenen Tigermuster sah, der sich hinter dem Fremden aus  den Büschen schob.

„Sei gegrüßt, Hüpfpfote", schnurrte Pumakralle und leckte der grauen Kätzin, die mittlerweile tränende Augen hatte, zärtlich über den Kopf. „Alles gut, es geht mir hier gut, in Ordnung?" Zitternd nickte Hüpfpfote und schmiegte sich an Pumakralle. Sie hatte ihn nicht gekannt, zumindest nicht richtig, aber gerade brauchte sie es einfach. Brauchte seinen Duft, der ihren Schmerz zu betäuben schien.

„Du brauchst dir um meinetwillen keine Sorgen machen,  ihr geht es hier gut, ich habe nur Sorge, dass ihr mich gebraucht hättet." Pumakralle peitschte mit dem Schweif. „Ich hätte ein besserer Krieger sein müssen!"
Hüpfpfote riss entgeistert die Augen auf, meinte er das gerade ernst? „Du warst ein guter Krieger!", rief die junge Kätzin. „Wir hätten keinen besseren zweiten Anführer und keinen besseren Krieger in unserem Clan haben können. Wie kannst du dir vorwürfe machen? Es war meine Aufgabe. Ich bin Heilerin! Ich hätte die Heilen müssen! Ich hätte dir helfen müssen!"

Nun war es an Pumakralle, sie entgeistert anzusehen. „Du hättest nichts tun können, dass konnte Moosherz auch nicht. Hör mir zu, Hüpfpfote, es ging schnell, okay? Es war ein kurzer Schmerz und dann wurde ich von meinen liebsten empfangen. Du hättest nicht helfen können. Er hat mich irgendwie so getroffen, dass ich direkt... hier gelandet bin."

Hüpfpfote senkte den Kopf. „Aber ich bin doch Heilerin", miaute sie hilflos.
„Du bist Heilerschülerin", korrigierte sie der andere rote Kater. „Es ist nicht deine Aufgabe, alle zu retten. Wir sind Krieger. Wir sterben in Kämpfen. Es ist unsere Aufgabe den Clan zu verteidigen und unser Territorium."
Pumakralle nickte dem anderen dankbar zu.

„Wenn ihr jetzt fertig seid, Pumakralle, Rotbrannt, dann könnt ihr ja nun das sagen, weshalb ihr gekommen seid." Rotbrannt schoss dem grauen Kater einen wütenden Blick zu, wandte sich aber dann wieder freundlich an Hüpfpfote.
„Flutstern hat recht, wie ungern ich das auch zugebe, wegen diesem kleinen Gespräch sind wir nicht gekommen." Er schnippte mit dem Schweif und das Gebüsch, aus dem bereits Pumakralle und Rotbrannt getreten waren, raschelte erneut und ein hellbraun-braun getigerter Kater trat zu ihnen.
In seinem Pelz der unverkennbare Geruch von Kräutern.

„Ich bin Wachelduft", miaute der Kater etwas unsicher. „Ich denke, ich bin von nun an dein SternenClanMentor."

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Himmelspfote, graue Kätzin mit grünen Augen
Dunkelstern, schwarze Kätzin das schwarz wirkt fast blau, mit grell grünen Augen
Morgenfell, rote Kätzin mit einem dunkelroten Rückenstreifen und orangenen Augen
Hüpfpfote, dunkelgraue Kätzin mit schwarzen Tigermuster und orange-braunen Augen
Flutstern, grauer Kater mit schwarzen Musterungen und dunkelblauen Augen
Rotbrannt, roter Kater mit schwarzen Pfoten und braunen Augen
Pumakralle, roter Kater mit orangenen Tigermuster und gelben Augen
Wachtelduft, hellbraun, braun getigerter Kater mit sanften grünen Augen