Ich setzte mit großen Sprüngen über die Wurzeln eines Baumes und bremste dann ab, um beim Sprung über den umgefallenen Baum nicht auszurutschen, welcher vor mir lag.
Ich wollte mich gerade abstoßen, als ich das leise rascheln von Blättern hörte und dann zwei Stimmen.„Los Abenteuerpfote! Wir werden bestimmt noch vor Funkenpfote und Holunderpfote Krieger, wenn wir das schaffen!"
Ich hielt inne und spitzte die Ohren. Was hatten diese Schüler vor? Wie wollten sie es schaffen, früher Krieger zu werden? Egal was es war, mich beschlich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken an das, was die Schüler möglicherweise vorhatten.
Soweit ich wusste hatte ich zwei Möglichkeiten, nein drei, mit der, gegen die ich mich bereits entschieden hatte. Die erste, die ich auf keinen Fall wählen würde, wäre so zu tun, als hätte ich nichts gehört und weiter zu rennen, die zweite war, mich zu verstecken und Abenteuerpfote zu folgen, um herauszufinden, was er vorhatte und die letzte Möglichkeit war, die beiden nun anzugreifen und zu hoffen, dass ich gewinnen würde.
Die letzte Methode wog ich kurz ab, so könnte ich möglicherweise am schnellsten zu den eigentlichen Kämpfen, allerdings waren meine Zweifel zu groß, dass ich den Kampf nicht schnell, oder gar nicht, gewinnen würde. Also beschloss ich einen Mix aus der zweiten und dritten Möglichkeit zu wählen.
Ich würde Abenteuerpfote verfolgen und ihn angreifen, wenn er alleine war. Das wäre sicherlich die schnellste und einfachste Methode.
„Du musst Habichtstern aber dann erzählen, dass der Plan von uns beiden kam, sonst wirst nur du früher Krieger!", verlangte Schneepfote. Zumindest vermutete ich, dass es Schneepfote war, denn außer Abenteuerpfote, Funkenpfote und Holunderpfote gab es im BachClan kleine anderen Schüler.
Ich wich einen Schritt zurück, um von dem kleinen Pfad herunterzukommen, dem ich bis hierher gefolgt war, trat aber versehentlich auf einen Stock und erstarrte. Einen Moment herrschte eine gespenstische Stille, dann miaute Abenteuerpfote seufzend: „Das war sicherlich eine Maus, geh wieder zu den kämpfen, Schneepfote, ich schaff das schon."
„Wenn du meinst", antwortete Schneepfote skeptisch und ich hörte Blätter rascheln und dann Pfotenschritte, die sich leise entfernten. Kurz darauf sprang Abenteuerpfote, ein orangener Kater mit dunkelgrauen Tigermuster, über den Baum und folgte mit raschen Pfotenschritten dem Pfad.
Ich wartete kurz, bevor ich mich aus seiner Deckung schob und Abenteuerpfote folgen wollte, zur Sicherheit sah ich mich allerdings noch einmal kurz um und mein Herz setzte vor Überraschung einen Schlag lang aus.
Auf dem umgekippten Baum thronte eine weiße Kätzin mit hellen, blauen Augen und sah mich verächtlich an. „Da hatte Abenteuerpfote wohl recht", miaute sie angewidert und schüttelte verächtlich den Kopf.
Ich hatte mich gerade von meinem Schock erholt als sich die Kätzin auf mich schmiss.
Von der Wucht des Aufpralls wurde ich umgeworfen und bevor ich die Kätzin von mir schmeißen konnte spürte ich ihre scharfen Krallen, die mir mein Fell ausrissen und gefährlich nah an meine Kehle kamen.
Wütend kreischend wand ich mich, sodass die Kätzin, die etwa gleichalt wie ich sein musste, das Gleichgewicht verlor und seitlich von mir herunterkippte. Schnell sprang ich auf und schlug blindlings mit seinen Krallen zu. Ich hörte ein ersticktes keuchen und sah, wie Blut aus der Nase meiner Gegnerin tropfte. Jaulend warf sie sich wieder auf mich und nagelte mich mit einer Kraft am Boden fest, die ich von ihr nicht erwartet hatte.
Ich wand mich wieder und ließ meine Muskeln immer wieder erschlaffen, damit sie den halt verlieren würde, aber das geschah nicht. Die Kätzin hielt mich weiterhin fest und als ich verzweifelt nach neuen Möglichkeiten suchte, mich zu befreien, hieb die Kätzin wieder auf mich ein.
Mit einem schmerzerfüllten Aufschrei spürte ich eines meiner Ohren reißen und das warme Blut über mein Fell auf den Boden tropfen.
Schneepfote holte gerade wieder zu einem Schlag aus, als Pfoten angerannt kamen und kurz darauf erblickte ich Hellpfote, der eine Gruppe FlutClankatzen durch ihr Territorium führte, hin zu den Kämpfen.
„Nein!" Schneepfotes Stimme klang geradezu panisch, sie ließ mich los und flitzte über den Baumstamm hinweg zurück auf den Weg, der zu ihren Clangefährten führte.
„Kannst du gehen?" Eine hellbraune Kätzin mit hellgrünen Augen hielt schlitternd vor mir an. „Ja", miaute ich gehetzt. „Los, rennt schnell weiter, wenn wir Glück haben konnte Schneepfote ihren Clan bis dahin nicht informieren."
„Einverstanden." Distelstern nickte. „Schreipfote, bleib hier bei ihm und sorge dafür, dass er gut zurück in sein Lager kommt." „Aber", empörten sich Schreipfote und ich nahezu gleichzeitig, doch Distelstern, schüttelte entschlossen den Kopf. „Keine Wiederrede!" Und mit diesen Worten sprang sie über den Baum und verschwand aus unserem Blickfeld.
„Na danke auch!", fauchte Schreipfote und wartete, bis ihre Clangefährten vorübergezogen waren, bevor sie mein Ohr beschnüffelte. „Ist ja gar nicht so schlimm!"
„Ich weiß." Ich knirschte mit den Zähnen. „Gehen wir, ich will nicht noch länger hierbleiben und mir ausmalen müssen, was mit meinen Clangefährten passiert." Schreipfote nickte daraufhin nur streif und wandte sich ab, um mich zum Erdclanlager zu begleiten.
Ich rappelte mich schwerfällig auf und spürte einen stechenden schmerz in meiner rechten Vorderpfote, weshalb ich den Großteil des Weges humpeln musste und den Rest an Schreipfote gelehnt laufen musste. Nicht, dass es mir etwas ausmachte, wenn sich unsere Pelze berührten fühlte es sich an, als würden Funken zwischen uns aufstoben und mein Herz klopfte vor lauter Nervosität schneller, aber es war falsch.
Früher hätte ich mir über so etwas keine Gedanken gemacht. Früher, als ich bei meiner Familie gelebt hatte – Stamm der Ewigen Jagd, wie ich sie vermisste, vor allem Nacht – wäre es Egal gewesen, woher eine Kätzin kam, aber jetzt, wo ich bei den Clans lebte, machte es alles so viel komplizierter! War es nicht sogar verboten, Gefühle für eine Kätzin aus einem anderen Clan zu haben?
Aber ich mochte das Clanleben doch, warum dachte ich die ganze Zeit nur an meine Familie und wie viele Einschränkungen mir dieses, zugegebenermaßen gute, Leben brachte? Warum konnte ich nicht einfach einmal glücklich sein?
Vielleicht würde es einfacher für mich sein, mich für das Clanleben zu entscheiden, wenn ich die andere Option wieder ausprobieren würde. Vielleicht musste ich einfach wieder ein Streuner werden... Streuner.
„So, da sind wir!" Verwirrt blickte ich auf, als Schreipfote mich aus meinen Gedanken riss. Wann hatten wir denn die Baumbrücke überquert? Ich erinnerte mich nicht mehr, aber da standen wir nun. Drei Fuchslängen vom Lagereingang des ErdClans entfernt.
„Danke", nuschelte ich und fügte dann noch hinzu: „Willst du mitkommen? Wir haben bestimmt Beute!" Schreipfote kniff skeptisch die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. „Nein danke. Sag den anderen aber noch, dass wir die Schülerversammlung um eine Nacht verschieben. Nach dem Kampf", sie zuckte mit den Ohren in die Richtung, aus der sie gekommen waren, „werden wir zu müde sein für heute Nacht."
„Gut", ich nicke zaghaft und spürte, wie wieder ein neues Rinnsal Blut aus meinem Ohr lief. „Auf wiedersehen."
„Das sowieso." Schreipfote schnurrte und wandte sich ab. „Bis morgen Abend."
Ich sah der Kätzin noch einige Momente nach, dann schüttelte ich den Kopf und humpelte in die Höhle.
Dunkelheit der Schatten, dunkelblauer, fast schwarzer Kater mit matten, grünen Augen
Schneepfote, weiße Kätzin mit hellblauen Augen
Abenteuerpfote, orangener Kater mit dunkelgrauen Tigermuster und orangenen Augen
Distelstern, hellbraune Kätzin mit hellgrünen Augen
Schreipfote, sandfarbene Kätzin mit hellgrünen Augen
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Schattens Opfer / Verlorene Sterne / Band 2
Fanfic„Die Schwingen des Himmels fallen mithilfe der Sonne auf euch herab, nur der Mond kann euch schützen." Schatten hat seinen Weg zum Erdclan gefunden und wird auch langsam akzeptiert, wenn auch viele noch gegen ihn als Clangefährten waren, sagen sie e...