Kapitel 5 - Misslungene Prüfung

9 2 0
                                    

Bald erklang aufgeregtes Jaulen um ihm herum und Katzen stürzten sich in Waghalsigen Tempo die Steine hinunter auf den Höhlenboden, um zu der Gestalt zu kommen, die schwer keuchend im Eingang der Höhle stand.

„Jetzt haben sie mir auch noch meine Prüfung ruiniert!", rief Flinkpfote und scharrte mit der Pfote über den Steinboden. „Kann man das glauben! Ich hasse Bachclankatzen!"

„Was ist denn passiert?", verlangte Pumakralle zu wissen, während er sich durch die Katzenmenge hin zur Kätzin schob. Ich hingegen sprang gerade erst die Felsen hinunter, darauf bedacht auf dem rutschigen Untergrund nicht hinzufallen, und stand bald mit den anderen Katzen in einem Halbkreis.

„Sie haben meine Beute geschnappt, auf unserem Territorium! Ich hätte diese Dohle fast gehabt, ich schwöre", sie unterbrach sich selber und schüttelte den Kopf. „Auf jeden Fall hat Dunkelstern gesagt, sie würde die Gruppe beobachten und hat mich zurückgeschickt, damit ich von hier Hilfe hole und Sternschnuppenweg soll die anderen suchen."

Wütend legten die Katzen, genau wie ich selber, die Ohren an. Wie konnten es diese Katzen nur wagen?

„Ich werde eine Patrouille hinführen, wie viele waren es denn?", wandte Pumakralle sich wieder an die Schülerin. „Ich denke drei Schüler und fünf Krieger. Ja, so viele waren es." „Gut", Pumakralle nickte und wandte sich den Kriegern und Schülern zu. „Nebelzahn, Mondkratzer, Morgenfell, Krallensturm, Frostherz und Ginsterfrost von den Kriegern und Himmelspfote..." „Nein." Ginsterfrost trat vor und seine bernsteinfarbenen Augen ruhten auf dem älteren Krieger. „Himmelspfote und ich bleiben hier."

„Das entscheidest nicht du", knurrte Pumakralle und musterte Ginsterfrost einen Moment wütend, dann schüttelte er den Kopf. „Nun gut, dann kommen von den Schülern noch Hellpfote und Schatten mit, und natürlich Flinkpfote. Der Rest bleibt hier und bewacht das Lager!"

Mein Herz flatterte während sich die Patrouille versammelte und wir gemeinsam aus der Höhle, hinter Flinkpfote her, rannten. Ein Kampf! Ich würde nun endlich den Erdclan verteidigen können, ohne dass ich an der Ursache selbst schuld war.

Bei der Erinnerung an die Füchse wurde mit ganz heiß im Pelz und ich verdrängte sie schnell wieder aus meinen Gedanken. An so etwas durfte ich jetzt nicht denken, ich musste mich auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten!

Während wir zuerst über Felsen, dann über Wiese und schließlich über den Flussbaum, über den wir auch zu den Versammlungen mussten, und zu guter letzt in den Wald hineinpreschten überkam mich ein Anflug von Panik. Mein Bruder. Ich versuchte die Erinnerungen zu unterdrücken, aber sie stürzten wie eine Flutwelle auf mich ein.

Fangs Gruppe, der brutaler Kampf, Himmelspfote, Ginsterfrost, Abends Leichnam. Meine anderen Geschwister, die nicht wussten wo ich war, Nacht wusste nicht wo ich war, sie alle wussten nicht wie es mir ging und dass... und dass Abend tot war.

„Verschwindet ihr räudigen Fuchsherzen!" Irgendwo vor der Patrouille erklang Dunkelsterns Stimme und sobald wir durch einen Busch brachen sahen wir Dunkelstern der feindlichen Patrouille gegenüber, neben unserer Anführerin die restlichen Katzen, die wegen der Kriegerprüfung aufgebrochen waren.

„Fuchsherzen? Wir?" Dunkelstern gegenüber stand Habichtstern, umgeben von fünf Kriegern und drei Schülern, fast genau wie Flinkpfote beschrieben hatte. „Wer kann denn sein Territorium nicht verteidigen? Wir haben euch bereits ein Stück genommen und nun werden wir euch noch eines nehmen!"

„Wir?" Dunkelstern schien einen Moment verwirrt, dann huschte ihr Blick zu den Büschen um die gegnerische Patrouille herum, genau wie mein Blick, und in diesem Moment traten weitere Bachclan- sowie Geröllclankatzen aus den Büschen. Unter anderem Finsterstern, der bereits angriffslustig die Krallen ausgefahren hatte.

„Mäusedreck", fluchte Pumakralle leise und wandte sich Hellpfote und mir zu. „Rennt schnell und bittet den Flutclan um Hilfe, sagt ihnen, wir wären ihnen dann etwas schuldig."

Ich nickte sofort und war froh, von dem bevorstehenden Kampf wegzukommen und auch Hellpfote nickte schnell und gemeinsam schossen wir über den Waldboden, hin zu der nicht weit entfernten Flutclangrenze.

Doch als wir an der Grenze ankamen standen wir vor einem neuen Problem, denn wir hatten in der Hektik den Fluss vergessen, über den wir kommen müssten. „Fuchsdung!", fluchten wir nahezu Gleichzeitig und preschten den Fluss hinauf zum Flussbaum, über den wir uns vorsichtig wagten, bevor wir wieder losrannten.

Mit jedem Pfotenschritt wurden meine Pfoten schwerer und ich langsamer. Nein, dass durfte jetzt nicht passieren! Ich dränte mich, weiter zu rennen, auch wenn mir das Atmen zunehmend schwerer fiel, doch auch Hellpfote wurde langsamer und auf halben weg in unserem Wald konnten wir nur noch trotten.

Unsere Köpfe hingen schlaff herab, genau wie unsere Schweife. Immer wieder brachten wir uns dazu kurze Teile zu rennen, doch als wir die Flutclangrenze erreichten taumelten wir vor Erschöpfung und meine Pfoten gaben unter mir nach.

„Na, was haben wir denn da?" Wir lagen nur wenige Momente da, als sich auf einmal eine Schildpatt Kätzin ihren Weg an der Grenze entlangbahnte. Ihre blauen Augen funkelten interessiert und feindselig. „Zwei Erdclanschüler, ganz alleine, wenn ich raten müsste noch keine neun Monde alt und noch dazu so erschöpft, was wollt ihr?"

Irgendwas kam mir an dieser Kätzin bekannt vor. Ihre Stimme, ihre Ausstrahlung, die Flecken auf ihrem Pelz, ihre eindringlichen Augen... aber wer war sie?

Ich warf Hellpfote einen unsicheren Blick zu und wandte mich dann an die Kätzin. „Wir... wir müssen mit eurer Anführerin sprechen. Mit Distelstern."

Die Kätzin stieß ein schnauben aus. „Alles was ihr ihr sagen wollt könnt ihr auch mit sagen. Ich bin schließlich ihre zweite Anführerin." Jetzt fiel mir auch ein, wer diese Kätzin war.
„Natürlich!", rief er aus. „Ahornfell! Wir brauchen eure Hilfe."

„Unsere Hilfe", murmelte sie und musterte Schatten eindringlich, während sie sich interessiert vorbeugte. „Dann erzähl mal, um was geht es?"

„Ahornfell, was...?" Eine sandfarbene Kätzin trat hinter einer Kiefer hervor und erstarrte beim Anblick von mir und Hellpfote. Wenn ich schätzen müsste würde ich sagen, dass sie in etwa das gleiche alter gehabt hatte wie wir.
„Leise", zischte Ahornfell und sofort setzte sich die Schülerin schräg hinter ihre Mentorin, leise und mit dem Schweif ordentlich über den Pfoten. „Jetzt erzählt", verlangte Ahornfell und ich brauchte einen Moment um mich von dem Anblick der Schülerin zu lösen, deren hellgrüne Augen mich einen Moment in den Bann gezogen hatten.

Flinkpfote, beige Kätzin mit gelben und orangenen Punkten und hellblauen Augen
Pumakralle, roter Kater mit grauen Tigermuster und gelben Augen
Ginsterfrost, brauner Kater mit weißen Tigermuster und Bernsteinfarbenen Augen
Dunkelstern, schwarze Kätzin, das schwarz wirkt fast blau, mit grell grünen Augen
Habichtstern, hellbrauner Kater mit dunkelbraunem Bauchfell und hell orangenen Augen
Finsterstern, schwarzer Kater mit dunkelblauen Augen und besonders langen Krallen
Ahornfell, Schildpatt Kätzin mit blauen Augen
Schreipfote, sandfarbene Kätzin mit hellgrünen Augen

Schattens Opfer / Verlorene Sterne / Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt