Kapitel 2 - Respekt

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„Müssen wir Kräuter hochlegen?", wollte Himmelspfote wissen und sah in Richtung des Kräuterlagers, vor dem Moosherz stand.

„Nein", miaute Moosherz trocken und warf einen Blick über seine Schulter. „Hilf deiner Schwester die Nestpolster in die Höhle über dem Teich zu legen."

„Okay", knurrte Himmelspfote leise und Moosherz warf ihr einen strafenden Blick zu, doch diese erwiderte ihn nicht mehr, sondern trottete zu ihrer Schwester.

Hüpfpfote hatte sich bereits der grauen Kätzin zugewandt und miaute erschaudernd: „Du darfst ins Wasser, ich reiche dir die Nestpolster und du tust sie in die Höhle."

„Muss ich", nörgelte Himmelspfote, wurde aber schnell von Hüpfpfote unterbrochen. „Je länger du wartest, desto höher steigt das Wasser."

„Ach komm", fauchte Himmelspfote, jedoch nicht aggressiv, und trat schnell ins Wasser. Das kalte Nass fühlte sich widerlich an ihren Beinen und Bauch an und sie begann zu zittern, als sie das erste Moosbündel, welches einmal ein Nest gewesen war, von Hüpfpfote gereicht bekam.

Dazu kam noch, dass das Wasser stieg. Es stieg nicht schnell aber Himmelspfote bemerkte es trotzdem und jedes einzelne Haar ihres Pelzes sträubte sich in jeder Sekunde etwas mehr und sie hatte immer weniger Lust, in dieser Art See zu stehen.

„Geschafft", miaute Hüpfpfote kurz darauf, doch für Himmelspfote hatte es sich wie Monde angefühlt und sie flitzte schnell aus dem Wasser, wo sie sich kräftig den Pelz ausschüttelte.

„Eyy!", rief Hüpfpfote entsetzt und sprang zurück, was Himmelspfote schnurren ließ, doch dieses schnurren erstarb ziemlich schnell wieder, als sie Moosherz wütend fauchen hörte.

„Pass doch auf! Du machst die ganzen Kräuter noch Nass!" Sofort stieg ein knurren in der Kehle von Himmelspfote auf, welches sie allerdings schnell herunterschluckte und auch den leichten roten Schleier vor ihren Augen blinzelte sie Mühsam weg, denn wenn der Schleier vor ihren Augen lag war es, als würde etwas anderes sie kontrollieren.

Zum Glück hatte sie jetzt mehr Kontrolle über den roten Schleier und das dank Ginsterfrost, der dasselbe Problem hatte, aber es schon sehr lange im Griff hatte und sein Wissen und seine Tipps an Himmelspfote weitergab.

Moosherz schüttelte weiter verärgert den Kopf und befahl: „Geh jetzt den anderen helfen, hier hast du genug zerstört!"

Himmelspfote knurrte wütend als Antwort und trabte dann eilig aus dem Bau der Heiler, vor dem sich bereits eine große Pfütze ausgebreitet hatte. Aus dem Augenwinkel sah sie noch, wie Hüpfpfote mit gesträubtem Fell auf ihren Mentor, und Himmelspfotes ehemaligen Mentor, zu tappte, dann lief sie schnell zum Schülerbau, vor dem sich Schatten und Dämmerpfote gerade mit Nestmatrerial abmühten.

Schnell eilte die graue Kätzin zu ihnen und bot ihnen ihre Hilfe an.

„Das wäre lieb", miaute Schatten und spuckte wütend den Knäul Moss aus, der gerade zerfallen war. „Dieses blöde Moss!"

„Du hast auch viel zu viel", erklärte Himmelspfote schnurrend und blickte dann prüfend den Haufen Moss an, den Dämmerpfote ebenfalls gerade fallen gelassen hatte. „Wir können es uns in drei Haufen aufteilen, dann müssten wir es einfacher hochbekommen."

„Wenn ihr dann endlich aus dem Weg geht!" fauchte eine Stimme und noch bevor Himmelspfote aus dem Weg gehen konnte rempelte Orangepfote sie an und warf ihr einen wütenden Blick zu.

Frustriert schüttelte Himmelspfote den Kopf und fauchte leise in sich hinein, bevor sie anfing die Mooshaufen gerecht aufzuteilen, wobei ihr die Blicke von Schatten und Dämmerpfote auf dem Pelz brannten.

„Was wollt ihr?", fauchend wirbelte Himmelspfote zu den beiden Katern herum, die sofort einen Schritt zurücktraten. „Glotzt nicht so!"

„Du solltest wegen ihr was tun", miaute Schatten zögernd und sein Blick wanderte zu der orangenen Kätzin, die gerade die Steine zum Ältestenbau hochsprang, ihre nassen Pfoten schleuderten dabei Tropfen in alle Richtungen.

„Und was sollte das eurer Meinung nach sein?" Himmelspfote Atmete tief durch und versuchte ihren gesträubten Pelz wieder zu glätten, was ihr allerdings nur mäßig gelang. -Was soll ich machen, was ihr nicht könnt?- fügte sie noch im Stillen hinzu und schüttelte innerlich den Kopf.

Schatten und Dämmerpfote warfen sich kurz blicke zu, dann Atmete Dämmerpfote ein und richtete seine gelb-grünen Augen auf Himmelspfote. „Sie wird uns nicht respektieren, wenn wir etwas gegen sie unternehmen. Wir könnten sie in einem fairen Kampf besiegen und sie würde uns nicht respektieren aber dich? Du bist eine geborene Clankatze..."

„Und das Kind der Anführerin, also von Dunkelstern!", fügte Schatten noch schnell hinzu, bevor er Dämmerpfote weitersprechen ließ.

„Wenn du sie in einem fairen Kampf besiegst, mit dem Einsatz, dass sie mich und Schatten dann respektieren muss, dann wird sie das akzeptieren müssen!" Dämmerpfote blickte die graue Kätzin mit großen Augen an, doch das glänzen verschwand schnell wieder als Himmelspfote langsam den Kopf schüttelte.

„Ich kann und werde eure Kämpfe nicht ausfechten", miaute sie und richtete ihre klaren, grünen Augen auf die Kater. „Aber ich werde dafür sorgen, dass sie euch akzeptiert, wenn einer von euch sie besiegt. Heute auf der Schülerversammlung."

Die Schülerversammlung war ein geheimes treffen der Schüler, bei dem ihr jeweiliger Vertreter von den Neuigkeiten im Clan erzählt und es dann Kampfübungen gibt. Der Vertreter wird stets von dem früheren Vertreter, auch Schüleranführer, erwählt, bevor er zum Krieger ernannt wird.

Schatten blickte Dämmerpfote mit zweifeln im Blick und gerunzelter Stirn an, aber in Dämmerpfotes Augen erblickte Himmelspfote nur feste Entschlossenheit und seine Ohren waren entschlossen nach vorne gestellt.

Himmelspfote schnurrte leise in sich hinein und nahm ihr Moos auf, bevor sie ist einem Blick über die Schulter langsam zu den Felsen tappte, über die man in den oberen Teil der Höhle, wo sich der Ältestenbau und Königinnenbau befand, gelangte.

Auch Dämmerpfote war nicht aus dem Clan. Nicht ursprünglich. Er kam gleichzeitig mit Schatten her, Himmelspfote hatte Schatten aus einer Streunergruppe gerettet und schließlich musste die Kätzin selber von Dämmerpfote, damals Dämmerung, gerettet werden, um nicht von dem blutrünstigen Kater Fleck getötet zu werden.

Nach einem Fuchsangriff, den Schatten, Maus, Dämmerpfote, Donner und einige der Clankatzen mutig abgewehrt hatten, in dem Donner leider verstarb, wurden die ehemaligen Streuner vollständig in den Clan aufgenommen.

Himmelspfote setzte zum Sprung an und stieß sich in die Luft ab, doch sie hatte sich verschätzt und sie angelte mit den Pfoten nach halt, während sie am Felsvorsprung hing, doch es war zu glitschig.

Panisch suchte die junge Kätzin nach halt, rutschte aber immer weiter an und ihr Fell sträubte sich vor Angst. -Ich darf nicht fallen!- dachte sie und Krallen, schwer wie Stein, bohrten sich in ihr Herz. -Wie tief ist es? Ich werde vielleicht sterben!-

Alles zog sich in der jungen Kätzin zusammen und sie schluckte heftig.

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der Himmelspfotes Pfoten quälend langsam von dem Fels rutschten, bis sie endlich etwas am Nackenfell spürte und sie auf den Felsen gezogen wurde. Erst da merkte sie, dass sie sichtlich zitterte und sie ließ die Augen weiterhin fest zu, während sie den vertrauen Geruch ihres Bruders tief einatmete.

„Ich muss dringend mit dir reden", raunte er ihr ins Ohr und klang sehr angespannt. „Und mit Hüpfpfote. Alleine."

Himmelspfote, graue Kätzin mit grünen Augen
Moosherz, brauner Kater mit grauem Tigermuster und sanft orangenen Augen
Hüpfpfote, dunkelgraue Kätzin mit schwarzem Tigermuster und orange-braunen Augen
Dunkelheit der Schatten, dunkelblauer, fast schwarzer Kater mit matten, grünen Augen
Dämmerpfote, kastanienbrauner Kater mit gelb-grünen Augen
Orangepfote, orangene Kätzin mit grünen Augen
Hellpfote, dunkelgrauer Kater mit langem Fell und blauen Augen

Schattens Opfer / Verlorene Sterne / Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt