Kapitel 31 - Selbstzweifel

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TRIGGERWAHRNUNG! Kinder-/ Katzenleichnam und Alexithymie

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Zitternd saß Himmelspfote neben dem Leichnam ihres Bruders. Die Sonne ging unter und die Kälte kroch langsam in die Felsen der Höhle, doch das war nicht der Grund, warum sie zitterte. -Was ist falsch mit mir?-
Sie blickte sich zu ihren Clangefährten, einige mit Tränenüberströmten Gesichtern und alle schwer getroffen. -Warum kann ich nicht so um ihn Trauern, wie all die anderen? Er ist mein Bruder!-

Himmelspfote taten ihre Mutter Dunkelstern, ihr Vater Nebelzahn und ihre Schwester Hüpfpfote leid, ihr tat es leid, dass Hellpfote sterben musste, obwohl er noch so ein langes Leben vor sich hatte, aber warum - um SternenClan Willen?- war sie nicht so traurig? Warum war sie nicht traurig, dass er TOT war?
Warum tat es ihr nicht leid, dass er STERBEN musste, sondern nur, dass jetzt andere, und wahrscheinlich auch er selbst im SternenClan, um ihn trauerten?
Himmelspfote zitterte noch ein Stück mehr und ihr Herz schien sich vor Selbstzweifel zusammenzuziehen.
-Trauere ich richtig? Trauere ich überhaupt? Warum tut es nicht weh, wenn sie an ihn denke? Sollte es nicht wehtun? Sollte es mich nicht vor Trauer lähmen?-

Sie blickte sich im Clan um, alle kauerten in einem weiten Kreis um Hellpfote, nur seine engsten Verwandten und Freunde kauerten direkt an seiner Seite. Sie hörte, wie sich ihre Clangefährten leise über Hellpfote austauschten. Erinnerungen an eine Zeit, die nun vergangen war, und doch schwebte eine Frage über allem.
-Warum war Hellpfote dort draußen und was hat ihn Angegriffen?-

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„Himmelspfote", flüsterte Hüpfpfote und stieß ihre Schwester sanft an. „Himmelspfote, ich weiß, jeder andere Denkbare Moment wäre besser gewesen, aber..." Als Hüpfpfotes Blick auf ihren Bruder fiel versagte ihre Stimme und sie brauchte ein paar Anläufe, bevor sie wieder richtig sprechen konnte. „Ich... ich muss dir was erzählen."
Himmelspfotes Augen flogen zu Hüpfpfote und einen Moment konnte diese sehen, wie sie von Sorgengetränkt waren, dann glitten die Augen ihrer Schwester zurück zu ihrem Bruder. „Egal, erzähl es?", miaute Himmelspfote mit trockener und brüchiger Stimme, aber ihre klang nicht so erstickt wie Hüpfpfotes, als sie antwortete: „Ich habe eine Prophezeiung bekommen... Die Schwingen des Himmels fallen mithilfe der Sonne auf euch herab, nur der Mond kann euch schützen."

Himmelspfote verlagerte ihr Gewicht und rückte etwas auf dem Stein herum, was Hüpfpfote mir sorgenvollen Augen beobachtete. -Glaubt sie mir? Glaubt sie mir nicht? Was denkt sie?-
„Hör, Hüpfpfote", miaute sie dann endlich. „Sprechen wir später darüber. Du hattest recht, jeder andere denkbare Zeitpunkt wäre besser gewesen." Dann senkte die Graz Kätzin den Kopf und schloss ihre grünen Augen, während sie ihre Nase in das Fell ihres Bruders drückte. Hüpfpfote verspürte einen Stich, nahm Himmelspfote sie nicht ernst? Aber sie verstand ihre Schwester. Hüpfpfote konnte sich selber nicht erklären, warum sie ausgerechnet diesen Moment ausgesucht hatte, um ihrer Schwester von der Prophezeiung zu erzählen.

Langsam dämmerte sie weg, ihre Gedanken in Erinnerungen an ihren Bruder, und träumte sich ins SternenClan Territorium.

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„Hüpfpfote!" Eine - Hüpfpfotes Meinung nach - viel zu fröhliche, aber tiefe, Stimme ließ sie die Augen öffnen. Das Gras um sie herum war im Mondlicht leicht beschienen, wie auch der Pelz des Katers, der sie aufgeweckt hatte. Flutstern.

„Was willst du?", murrte Hüpfpfote und wünschte sich, dass sie einfach friedlich im Pelz ihres Bruder hätte schlafen können. Ohne Träume, ohne den SternenClan und ganz sicher ohne Flutstern. Hüpfpfote spürte einen scharfen Stich in ihrem Herzen, als sie an ihren Bruder dachte und an den Duft von ihm, den sie nun nie wieder wahrnehmen würde, denn sie war sich sicher, dass er am Morgen fort sein würde.
Hüpfpfote sog durch die Nase die Luft ein und ihr Herz machte einen aufgeregten Sprung. Sie konnte ihren Bruder noch riechen, wenn auch nur schwach, wie, als ob sie eine alte Geruchsspur wahrnahm.

Schattens Opfer / Verlorene Sterne / Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt