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Wenn du nur wüsstest, wie sehr du mich eigentlich enttäuscht hast. Du wolltest, dass ich mich bei dir fallen lasse. Du wolltest eine Zukunft für uns. Du hast alles so echt und greifbar erscheinen lassen. Es war alles so schön, aber von heute auf morgen hast du dich verändert. Du bist kalt und distanziert geworden, und genau das war meine größte Angst von Anfang an.
Das war der Grund, wieso ich mich nicht darauf einlassen wollte. Weißt du noch, wie sehr du dich darum bemüht hast, mir genau diese Angst zu nehmen, weil du mich geliebt hast und dir ein Leben ohne mich nicht mehr vorstellen konntest?
Mit jedem Mal, wo du mich angeschaut hast, wurde ich wärmer und habe dir gegenüber mein Herz geöffnet. Mit jedem Blick von dir wurde ich weicher und habe dich in mein Herz geschlossen. Je mehr Zeit wir miteinander verbracht hatten, desto mehr habe ich dich lieben und schätzen gelernt. Du wurdest schließlich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Und für was letztendlich? Genau, dass du mir den Rücken kehrst. Dass du auf einmal zu einem anderen Menschen wirst, der keine Liebe und Wärme mehr besitzt.

Ich würde gerne verstehen, was passiert ist, aber egal wie viele Nächte ich wach gelegen habe, weiß ich einfach nicht, was aus dir geworden ist. Wie oft habe ich den Fehler bei mir gesucht, weil mir nichts anderes übrig blieb, als zu denken, dass ich das Problem war. Du warst nicht mehr der Mensch, den ich kennen- und zu lieben gelernt hatte. Du warst wie ausgewechselt, und dieses neue Ich von dir war so herzlos und kalt, dass ich tagtäglich daran zerbrochen bin. Egal, wie sehr ich versucht habe, es dir zu erklären oder mit dir zu sprechen, wieso sich alles auf einmal verändert hat, kamen wir zu keinem Entschluss. Denn jedes Gespräch führte nur zum Streit, zu einem Streit, der mein Herz jedes Mal zerbrechen ließ, und das immer und immer mehr.

Sag mir, verstehst du eigentlich, wie sehr du mich verletzt hast? Verstehst du, was du alles in mir kaputt gemacht hast? Du wusstest alles über mich, kanntest meine Vergangenheit, meine Wünsche, meine Pläne und Ziele. Du kanntest meine Probleme und Sorgen, wusstest von meinen täglichen Kämpfen und es war dir alles einfach egal. Bei jedem Streit war nämlich ich die Kranke. Bei jedem Streit, bei dem du dich nicht kontrollieren konntest und komplett ausgerastet bist, sollte ich mir Hilfe suchen. Ich sollte mich einweisen lassen, damit ich ein „normaler" Mensch werde, damit ich aufhöre, dich damit zu belasten, damit ich aufhöre, jedes Mal Tränen zu vergießen.

Ich kann noch nicht mal in Worte fassen, wie enttäuscht und zerbrochen ich war, wenn ich mir das jedes Mal anhören musste. Mit der Zeit habe ich angefangen, dich zu verabscheuen, weil du mich mit deinen Worten und Taten so verletzt hast. Aus diesem Grund kann ich dir auch nicht mehr ins Gesicht schauen oder gar deine Stimme hören. Doch im gleichen Atemzug würde ich dir gerne sagen, wie ich mich fühle, wie sehr ich dich doch vermisse, wie gern ich dich doch wieder in meine Arme schließen will, nur um deinen Geruch und deine Wärme zu spüren. Es ist alles so paradox. Man ist verwirrt: Will man oder will man nicht? Letztendlich kann ich aber nicht. Ich kann nicht weil ich Angst habe, dass du dich drüber lustig machst und denkst, du hättest „Macht" über mich, diese „Macht", weil ich ja bei jedem Streit diejenige bin, die am Ende zerbrochen ist und weint. Weil ich diejenige bin, die sich wieder vertragen möchte, weil ich das alles sonst nicht aushalte. Ich will nicht, dass du denkst, dass ich mir alles gefallen lasse.
Deswegen werde ich kalt bleiben, nur damit du denkst, dass du mir egal bist, auch wenn es nicht der Fall ist. Ich werde so tun, als hätte mir all das, was wir hatten, nie etwas bedeutet, nur damit ich meinen Respekt vor mir selbst nicht verliere und dir das Gefühl gebe, als wäre mir alles egal.

Aber sag mir, wie soll ich dir nach all dem ins Gesicht schauen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich und meine Gefühle dir egal waren? Das Schlimmste ist, dass ich dich als jemand ganz anderen kennengelernt habe. Jahrelang warst du der liebevollste Mensch dieser Welt für mich. Du hast alles getan, damit es mir gut geht und ich immer ein Lächeln im Gesicht habe. Du warst immer an meiner Seite, sobald ich schlechte Tage hatte, aber auch an den guten Tagen warst du da, nur um diese noch schöner zu machen. Ein Teil von mir will dir nochmal eine Chance geben, in der Hoffnung, dass sich alles doch wieder ändert und wie früher wird, und der andere Teil von mir will dich einfach nicht mehr wiedersehen und so tun, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Deswegen hasse ich dich. Ich hasse dich so sehr. Ich hasse dich so sehr, dass es mir weh tut, weil ich mich ausgenutzt fühle, weil ich mich verarscht fühle, weil ich dir meine verletzte Seele gezeigt habe und du darauf getreten bist und immer und immer wieder mein Herz in weitere kleine Teile zerbrochen hast, weil du mir Hoffnung gemacht hast nur, um mir diese dann wieder zu rauben und mich voller Hilflosigkeit alleine an einem dunklen Abgrund stehen zu lassen.

Und deswegen bin ich weg.
Weg aus deinem Leben - weg von den letzten sechs Jahren zusammen, und weg von unserer gemeinsamen Zukunft.

Im Schatten der Gedanken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt