Ich wollte ihm all die Liebe geben, die er nie bekam – all die Zuneigung, das Verständnis, die Geduld und die Wärme, die er in seinem Leben vermisst haben musste. In seinen Augen sah ich all das Leid, all die Einsamkeit, die ungelösten Kämpfe, und ich glaubte, dass meine Liebe der Schlüssel sein könnte, ihn davon zu befreien. Ich dachte, wenn ich nur genug gebe, wenn ich nur tief genug fühle, könnte ich die Wunden heilen, die andere hinterlassen hatten.
Ich habe alles investiert – meine Zeit, meine Energie, meinen Glauben an das Gute in ihm. Ich habe mich selbst zurückgestellt, Stück für Stück, in der Hoffnung, dass es ihn rettet, dass er endlich erkennen würde, dass er es wert ist, geliebt zu werden. Doch je mehr ich gab, desto mehr schien es, als würde ich in einen Abgrund gießen, der niemals voll werden konnte. Es war, als ob ich Wasser in einen zerbrochenen Krug füllen wollte – alles rann hindurch, nichts blieb.
Er nahm meine Liebe, aber er konnte sie nicht halten. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Vielleicht hatte ich mich getäuscht, ihn idealisiert, in ihm etwas gesehen, was er selbst nicht sein wollte. Was auch immer es war, es hat mich zerstört. Ich habe alles gegeben, aber ich bekam nichts zurück. Keine Dankbarkeit, kein Wachstum, keine Gegenseitigkeit. Nur Leere. Nur das schmerzhafte Bewusstsein, dass ich mich selbst verlor, während ich versuchte, ihn zu retten.
Jetzt möchte ich nie wieder lieben. Nicht, weil ich nicht mehr daran glaube, dass Liebe existiert, sondern weil ich erkannt habe, wie zerstörerisch sie sein kann, wenn sie nur in eine Richtung fließt. Diese Art von Liebe hat mich gelehrt, dass Hingabe allein nicht reicht, dass Opferbereitschaft nicht automatisch zu Heilung führt – und dass Selbstaufgabe keine Liebe ist.
Ich wollte etwas Gutes tun, doch am Ende habe ich mich selbst vergessen. Und vielleicht ist das der größte Verrat von allen: der Verrat an mir selbst. Manche Herzen sind nicht bereit, Liebe zu empfangen. Manche Menschen wollen gar nicht gerettet werden. Und manche Verbindungen sollten nie entstehen. Jetzt bleibt nur die Angst, erneut zu fühlen, erneut zu hoffen – und erneut zu zerbrechen.
Vielleicht wird dieser Schmerz irgendwann verblassen. Vielleicht werde ich eines Tages wieder lieben können. Aber jetzt... jetzt fühlt es sich an, als hätte die Liebe, die ich geben wollte, mich ausgehöhlt – und ich habe nichts mehr übrig.
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Im Schatten der Gedanken
PoetryIn den stillen Ecken des Geistes, wo das Licht kaum hinreicht, liegen die tiefsten Gefühle verborgen. "Im Schatten der Gedanken" ist eine intime Sammlung von Gedanken und Zitaten, die die Phasen intensiver Trauer und Verzweiflung eines gebrochenen H...