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Heute ist wieder einer dieser Tage – oder besser gesagt Nächte –, an denen ich wach liege und keinen Schlaf finde. Nein, eigentlich ist es nicht nur heute. Es sind die letzten Nächte, die letzten Wochen, vielleicht sogar die letzten Monate. Jede Nacht das gleiche unerträgliche Gefühl: Mein Körper ist müde, ausgelaugt und sehnt sich nach Ruhe, doch mein Kopf lässt mir keine Pause. Es ist, als würden mein Verstand und mein Körper gegeneinander arbeiten.

Ich versuche alles, um einzuschlafen. Ich lege mich hin, schließe die Augen und hoffe, dass das Einschlafen ganz von allein passiert. Doch genau das tut es nicht.
Egal, wie sehr ich es versuche – oder wie sehr ich versuche, nicht zu versuchen. Es funktioniert einfach nicht. Stattdessen liege ich da, eingehüllt in Dunkelheit, mit einer inneren Unruhe, die ich kaum ertragen kann.
Minuten werden zu Stunden, und ehe ich es merke, kündigt das erste Licht des Tages schon wieder an, dass eine weitere schlaflose Nacht vorbei ist.

Die Tage danach fühlen sich surreal an. Es ist, als wäre ich da und gleichzeitig nicht. Mein Körper funktioniert irgendwie, wie auf Autopilot, aber mein Geist ist woanders – in einem Nebel aus Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen, die ich kaum greifen kann. Die einfachsten Dinge des Alltags werden plötzlich zu unüberwindbaren Herausforderungen. Putzen, Aufräumen, Kochen, Lernen – selbst Duschen oder Zähneputzen – all das kostet mich mehr Kraft, als ich aufbringen kann. Es ist, als würde jede Handlung eine unsichtbare Last mit sich bringen.
Man könnte meinen, dass all diese Erschöpfung mich nachts endlich in den Schlaf fallen lassen würde. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Sobald es dunkel wird, erwachen meine Gedanken zum Leben. Tausend Stimmen flüstern in meinem Kopf, tausend Erinnerungen ziehen vorbei, tausend Bilder malen mir eine Zukunft aus – und doch ist da gleichzeitig nichts. Das klingt widersprüchlich, fast absurd, aber genau so fühlt es sich an. Mein Kopf ist voller Gedanken, und doch leer.
Es herrscht eine Leere, die ich kaum beschreiben kann. Ein Schweigen, das lauter ist als jeder Gedanke.

Ich bin erschöpft, so müde, dass jede Faser meines Körpers nach Schlaf schreit. Aber ich finde ihn nicht. Tagsüber schaffe ich es oft, nach außen hin glücklich zu wirken – ich lache, unterhalte mich, funktioniere irgendwie. Aber innerlich fühle ich mich zerbrochen. Es ist, als würde ich eine Maske tragen, die ich abends, sobald ich allein bin, nicht mehr halten kann. Und dann, wenn ich endlich alleine bin, bricht alles über mich herein. Die Erschöpfung, die Leere, die Wut darüber, dass ich nicht schlafen kann, und die Verzweiflung, die mich langsam auffrisst.

Alles fühlt sich paradox an. Mir geht es gut, aber irgendwie auch nicht. Ich lache, aber ich weine. Ich bin hier, aber ich bin auch weit weg. Mein Kopf ist voll, aber leer. Ich funktioniere, aber ich bin kaputt. Ich sehne mich nach Gesellschaft, aber gleichzeitig ertrage ich keine Nähe. Ich will sprechen, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich wünsche mir Ruhe, aber die Stille macht mich wahnsinnig. Ich will loslassen, aber ich halte mich verzweifelt fest. Ich bin motiviert, aber ich komme nicht in Bewegung. Ich will weinen, aber meine Augen bleiben trocken.
Ich spüre so viel, aber gleichzeitig fühle ich nichts.
Es ist ein ständiges Hin- und Her zwischen Extremen, ein unaufhörlicher innerer Kampf, der mich ausbrennt.
Ich bin gefangen in einem Zustand, der alles und nichts zugleich ist – ein Zustand, der mich auszuhöhlen scheint und mir jede Kraft raubt, während die Tage an mir vorbeiziehen, als wäre ich nur ein Beobachter meines eigenen Lebens.

Im Schatten der Gedanken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt