12

12 3 1
                                    

Wir alle kennen Tage, an denen es mal schlecht läuft, an denen wir schon schlecht gelaunt oder gar traurig aufstehen und nichts mehr den Tag retten kann.
Dann gibt es aber auch Tage, an denen du gut gelaunt aufstehst, an denen alles gut läuft und du einfach glücklich bist.

Aber kennst du das, wenn du aufstehst und sich alles leicht und unbeschwert anfühlt?
Du hast das Gefühl, endlich geheilt zu sein und endlich dein Leben wieder genießen zu können. Manchmal bleibt das Gefühl mehrere Tage, und manchmal hält das Gefühl nur den Tag über an. Doch in der Nacht erdrücken dich deine Gefühle und Gedanken wieder. Diese Tage sind die schlimmsten. Du wachst mit einem guten Gefühl auf. Du bist glücklich. Du lachst. Dir fällt alles leichter. Du hast Motivation, hast Kraft für den Tag. Dein Körper schüttet so viele Glückshormone aus, dass du die ganze Welt umarmen könntest, weil du endlich keinen Druck mehr in der Brust spürst.
Doch von jetzt auf gleich, meistens abends, wenn du im Bett liegst oder wenn du endlich zur Ruhe kommen möchtest, kommt alles wieder hoch.
Der Druck in deiner Brust ist wieder da.
Der Schmerz, den du im Herzen spürst, fühlt sich stärker an als sonst.
Die Luft bleibt dir weg.
Du bekommst langsam Panik, weil du dachtest, du wärst endlich frei.

Und wieder einmal zeigen dir deine Gefühle und Gedanken, dass sie immer noch da sind. Dieses Gefühl, dieser Schmerz zerreißt dich von innen. Du fühlst dich machtlos und verzweifelst langsam mehr und mehr. Du versuchst, dich zu kontrollieren und deine Tränen und Emotionen zurückzuhalten, weil du nicht wieder schwach erscheinen möchtest vor deinen eigenen Augen. Du willst den Kampf gegen dich selbst nicht wieder verlieren. Aber Sekunde für Sekunde, verlierst du immer mehr die Kontrolle über dich, bis du schließlich aufgibst. Du hast keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen, und lässt es über dich ergehen.

Diese Tage sind die schlimmsten. Weißt du, wieso?
Du bist aufgestanden und dachtest, alles sei in Ordnung, doch binnen Stunden hat sich genau das Gegenteil bewiesen. Noch warst du im Serotoninüberschuss, voller Dopamin und Endorphine, und am Abend bist du wieder im Mangel, als wären deine Reserven komplett ausgesaugt worden. Von einem Hoch in ein Tief.
Genau dieser Prozess ist es, was dich noch mehr leiden lässt. Es fühlt sich jedes Mal an wie der Anfang von einem Entzug. Der Unterschied jedoch ist, dass dieses Gefühl sich immer und immer wiederholt. Dass du am Anfang bist und nicht vorankommst, egal wie sehr du es versuchst. Du bist diesem Teufelskreis ausgeliefert, und der einzige Wunsch ist es, einfach nur wie ein normaler Mensch leben zu können, ohne diese extremen Gefühle in dir ertragen zu müssen, die dir nach und nach die Energie rauben und die Seele brechen.

Im Schatten der Gedanken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt