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POV: Manu

Ich habe Patricks Handynummer. Gestern, irgendwann in dem langen Gespräch, haben wir die ausgetauscht. Ergibt ja auch Sinn, so als Nachbarn.

Ich stelle mir nicht die Frage, warum ich ihm schreiben will. Ich schreibe einfach.

Manu B: Muss ich mich jetzt vor Robin in Acht nehmen? ?

Die Antwort kommt nicht sofort, aber schnell.

Patrick M: Ne, du nicht, aber ich... ?￰ ;)

Manu B: Ernsthaft?

Patrick M: Ne, kein Stress. Gestern war schön. Auch wenn dein Bett nicht breit genug für zwei ist.

Während ich nachdenke, was die richtige Antwort auf sowas ist, ploppt eine Nachricht von meiner Mutter auf. Mein breites Grinsen verschwindet. Ich zögere, bevor ich draufklicke.

Es sind nur vier Worte. Ganz stumpf.

Wie geht es dir?

Es lähmt mich. Ich kann kaum überlegen, was ich antworten will. Wie geht es mir? Was steht Mama noch zu?

Ich starre in den Chat.

Erst jetzt merke ich, dass ich das selbst nie gefragt habe.

Ich habe geschrieben, um Mama wissen zu lassen, dass ich sauer bin. Dass es scheiße hier ist, dass ich bei meinen Brüdern sein muss um ihnen zu helfen, und dass sie meine Familie kaputt macht.

Ich habe nie nachgefragt, wie es ihnen geht. Mir wird schlecht. Richtig schlecht.

Für einen Moment sehe ich mich so, wie Mama mich sieht. Und Hannah, und Patrick, und vermutlich jeder in diesem verdammten Dorf. Als verwöhntes, egoistisches Biest, wie ein Kleinkind, das nicht begreifen kann, dass es nicht der gottverdammte Hauptcharakter ist.

Gott, ich hasse mich. Starre in den Chat, beiße die Zähne zusammen, nicht heulen. Tippe.

Gut. Wie geht es euch?

Kurz nachdem ich auf Senden geklickt habe, wünschte ich, ich könnte die Nachricht zurücknehmen. Es fühlt sich an, als hätte ich damit unterschrieben, dass wir keine Familie mehr sind.


Weg vom Fenster - #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt