POV: Manu
Der zweite Kuss war nicht der letzte.
Immer, wenn Patrick bei Robin ist, kann ich sehen, dass er sich schwört, mich nie wieder anzurühren. Er vergisst es, wenn er bei mir ist.
Als der Chorleiter uns gemeinsam nach draußen geschickt hat, um ein Notenblatt zu kopieren. Ich war sicher, dass meine Lippen von seinen Küssen zu gerötet sein würden, um wieder nach drinnen zu kommen. Er hat gelacht wie man mit einem Partner lacht, meine Hand genommen, mich auf die Schläfe geküsst und gesagt "Glaub mir, Manu, das merkt keiner."
Als wir nach dem Sportunterricht die letzten waren, die noch in der Umkleide zurückblieben. Seine Hände an meiner nackten Brust, meine an seinem Schritt. Ich falle und versinke in ihm, und ich liebe es wenn er so tut, als wäre ich sein Freund. Als gäbe es nichts Anderes in seiner Welt als mich.
Wir reden nicht über Robin. Nicht, wenn er Abends in meinem Bett liegt, mich in die Matratze drückt und Küsse auf meinem Hals verteilt. Nicht, wenn ich im Deutschunterricht auf seinen Nacken starre und tagträume. Nicht, wenn sie zu uns ins Auto steigt und Patrick fließend den Modus wechselt, so dass ich plötzlich nichts besonderes mehr bin. Das zwischen uns ist etwas Anderes.
Patrick und ich, in einem kleinen Cafè, das er mir zeigen wollte, die Finger unter dem Tisch verschränkt. Mein Herzklopfen. Ich, nachts, in meinem Fenster, wie ich ihm drüben bei seinem Abend zuschaue, und ihm lachende Smileys schicke, wenn er dabei eine Show für mich abzieht. Wir, am Strand, verborgen von den Klippen, wenn unser Küssen ausartet bis sich seine Hand endlich wieder wie zufällig unter meinen Hosenbund verirrt. Wir, wie wir Playlists zusammenbauen und kochen.
Am ersten Adventssonntag lasse ich mich von Hannah in die Kirche mitnehmen, und langweile mich so sehr, dass sie am zweiten darauf verzichtet, mich zu fragen. Es wird kälter, und die Luft draußen beginnt, einem in die Ohrläppchen zu beißen wenn man keine Mütze trägt. Die Zeit rast, und gleichzeitig steht sie still. Es passiert so viel.
Wenn wir Serien gemeinsam gucken, legt Patrick eine Hand auf meinen Bizeps und den Kopf auf meine Schulter. Dann fühle ich mich unendlich stark, und irgendwie maskulin, auf eine Art, wie sie mir kein Mädchen je gegeben hat. Wenn mein Kopf in seinem Schoß liegt und er mir die Haare zurückstreicht, werden meine Lungen ganz knusprig.
Ich bin verwirrt und wunderschön.
Und die Welt ist so groß.
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Weg vom Fenster - #Kürbistumor
FanfictionNachdem die Drogenabhängigkeit seiner Brüder herauskommt, will Manu eigentlich nur bei seiner Familie sein. Doch genau die verbannt ihn, in ein kümmerliches Fischerdorf am Arsch der Welt, zu seiner Tante. Sein einziger Lichtblick: Der Junge von nebe...