Kapitel 17: Vorschlag

34 5 4
                                    

Die Tage vergingen. Wir drehten so viele Szenen an einem Tag, dass man sich kaum mehr retten konnte. Ich hatte mich mittlerweile schon so in diesen Beruf eingelebt, dass ich das Gefühl hatte, nie etwas anderes gemacht zu haben. Und was am aller wichtigsten war: Hier herrschte ein gutes Feeling. Nun ja, bis auf die Reibereien mit Levi vielleicht. Aber Hanji und Erwin als Chefs waren einfach die Kirsche auf der Torte.
In den letzten Tagen ließ ich Levi in Ruhe und versuchte meine Rolle perfekt umzusetzen. Oftmals gab es noch Auseinandersetzungen bezüglich den Parts mit "Petra" und Levi. In jeder Szene merkte man, wie genervt er war. Und das lag nicht nur daran, dass ich die neue Besetzung spielen musste. Das Drumherum machte ihm zu schaffen. Und das strahlte er auch in seiner Rolle aus.
"CUT!", rief Erwin. Wir drehten gerade eine Szene, wo Levi und Team Eren vor unbekannten Leuten fliehen mussten, da diese Christa und Eren entführen wollten. Herauskommen sollte, dass Levis Onkel wohl der Übeltäter war, der ihn umbringen wollte. Jedoch gefiel Erwin wohl nicht, wie Levi seinen Text rüberbrachte.
"Du wirkst zu gelangweilt, Levi. Kannst du dich jetzt einmal zusammenreißen? Und Conny und Jean, hört auf zu boxen!"
Die Szene startete erneut. "Wir werden unauffällig in die Stadt gehen. Jean und Armin, verkleidet als Christa und Eren, werden als letzter Part fungieren. Die Entführer werden ein Leichtes haben, euch zu kidnappen." Diesmal versetzte Levi sich ein wenig mehr in seine Rolle. Er klang bestimmend und strategisch.
"Und was passiert dann, Hauptgefreiter? Die Entführer werden doch bald merken, dass wir nicht Eren und Christa sind", sagte Jean. "Eren ist einfach nicht so hübsch wie ich!"
"Und Armin hat keine Titten!", mischte sich Conny ein und alles musste von neu gedreht werden.
Genervt stöhnten alle auf. "CUT!"
"Boah, Conny, Alter! Halt doch die Fresse!", motzte Jean.
"Was denn? Du hast dich auch nicht ans Drehbuch gehalten!"
"Könntet ihr beide einfach die Schnauze halten? Ihr nervt", machte auch Levi mit.
"Aber aber, Leute, beruhigt euch doch, hehe. Ich glaube, das können wir trotzdem verwenden. Ist doch ganz lustig. Oder nicht, Erwin?"
"...wenns sein muss", stimmte er nur zu. "Dann weiter im Text."
Levi fuhr fort, als wäre nichts gewesen. "Mikasa, Conny und Eren werden euch beobachten und euch folgen. Sie übernehmen dann den Rest. Danach nehmen wir die Entführer in Gewahrsam."
"Und wie kann ich dir helfen, Hauptgefreiter?", kam dann mein Part. Er schaute mich an, kurz schien er zu überlegen. Er musste. Stand im Drehbuch.
"Wir beide werden einen Moment finden, die komplette Situation von einem höheren Punkt aus zu beobachten."
Die Szene war fertig. Wir drehten nun den Part, wo Christa und Eren entführt wurden und kamen dann irgendwann zu der Stelle, wo ich mein Talent wieder unter Beweis stellen musste.
Wir befanden uns auf einem Dach. Die 3D Manöver Apparate unter einem langen Anorak versteckt, die Kapuzen weit in die Stirn gezogen. Es war aufregend ständig auf Dächern rumzuspazieren. Und von hier oben aus hatten wir den perfekten Blick auf das Geschehen. Wir warteten gerade noch auf unser Go, weswegen ich den Text noch mal durchging.
"Hauptgefreiter, was glaubst du, wer dahintersteckt...ja, von dem habe ich schon mal gehört...das waren doch nur Mythen..."
"Redest du immer mit dir selbst?", kam dann die spottende Reaktion auf mein nuschelndes Selbstgeplanke.
"Ich gehe den Text durch", antwortete ich ihm daraufhin. "Warum muss ich dich eigentlich Hauptgefreiter nennen, wenn ich doch Petra ersetzen soll, die ja deine Freundin ist?"
"..."
"Oh, habe ich...aus Versehen einen Nerv getroffen?"
"Wie blöd bist du eigentlich? Sie spielt in dem Film nicht meine Freundin. Sie ist ein Mitglied meines Trupps."
"Oh, das erklärt natürlich, warum ich dich Hauptgefeiter nennen soll. Aber trotzdem komisch, oder?"
"Was weiß ich denn", murrte Levi nur und ich hatte damit wirklich einen Nerv getroffen. Manchmal war ich ein wenig unbeholfen, aber ganz tief in meinem Inneren wollte ich einfach herauskitzeln, was mit ihm und Petra war.
"Warum...stört es dich denn dann so, wenn sie gar nicht deine Freundin spielt, dass ich sie ersetze?" Als wenn du das nicht wüsstest!
"Y/N", sagte Levi dann. Meinen Namen aus seinem Mund zu hören klang so...wunderbar. "Ich möchte mich nicht mit dir über Petra unterhalten. Kam das an?!"
"Oh, verständlich...tut mir leid", sagte ich und damit war wieder Ruhe. "Nur...", setzte ich dennoch an. "Es ist ja kein Geheimnis, dass ihr getrennt seid. Warum stört es dich dann so?"
"Weil es eben kein Geheimnis ist, dass sie eine gute Schauspielerin ist, und du ein talentloses Mädchen aus dem Kuhdorf."
Woah, Levi! Fahr die Waffen ein!
"Hör mal, ich kann Capoeira, okay? Und außerdem...mag ich vielleicht noch nichts gelernt haben, aber dafür kann ich bis jetzt ziemlich gut überzeugen, oder nicht?"
Levi brummelte nur. "Du hast recht. Mit Capoeira kommt man ziemlich weit."
"Du wirst schon sehen, wenn ich mal eine ganz persönliche Kampfszene bekomme, vielleicht sogar gleich."
"Gleich?" Oh, er wurde hellhörig.
"Ich werde einfach deinen zwielichtigen Onkel vermöbeln", antwortete ich und streckte die Faust in die Luft. Und...was war das? War das ein Ansatz eines...Grinsens auf seinem Gesicht? Ich hatte eindeutig einen Mundwinkel zucken sehen!
"OKAY, LEUTE! ALLE AUF IHRE POSITION! LEVI UND Y/N, SEID IHR BEREIT?!", wir streckten Hanji einen Daumen hoch nach unten. "DANN IST JA ALLES KLAR! UUUUUND ACTION!"

Szene

"Hauptgefreiter, was glaubst du, wer dahintersteckt?", fragte ich, während unsere Blicke nach unten auf eine Meute Menschen gerichtet waren, die einen Karren bewachten.
"Wenn ich das wüsste, würden wir nicht auf einem Dach sitzen und die Situation analysieren", antwortete er. Und ja, es stand so in seinem Text. Hätte aber auch eins zu eins von ihm persönlich kommen können. Hanji hatte die Charaktere schon perfekt mit eingebunden.
"Was wollen sie mit Eren und Christa? Ich verstehe das alles nicht."
"Tja, das ist ein Rätsel, was es bedarf aufzudecken...jedoch..." Levi setzte eine kurze Pause ein. "Y/N...hast du schon mal was von Kenny the Ripper gehört?" Seine Stimme klang rau, nachdenklich. Sein Blick war immer noch nach vorn gerichtet, während ich ihn nun anschaute.
"Von diesem Massenmörder? Der angeblich über fünfhundert Militärpolizisten auf dem Gewissen hat? Das ist doch nur ein Mythos."
"Nein, es ist alles wahr. Jede Einzelheit", antwortete er, woraufhin ich ein geschocktes Gesicht machte. "Ich habe mal eine Zeitlang bei ihm gewohnt."
"...du verarscht mich", sagte ich perplex, daraufhin folgte Stille.
"Ich sage dir das nicht, weil ich die Zeit dafür habe, um dich zu verarschen. Kenny hat mich großgezogen. Und nur er wäre in der Lage, so ein Aufwand zu betreiben um...VORSICHT!" Es folgte ein Schuss. Ein Schuss, der auf mich gerichtet war, doch er sollte nur ganz knapp daneben gehen. Er sauste an meinem linken Ohr vorbei, woraufhin ich vom Dach rutschte und mich krampfhaft versuchte, an der Rinne festzuhalten. Ein Stunt, der für mich ultraschwer war, denn sich in Natura an Dachrinnen zu hangeln, gehörte nicht zu meinen täglichen Aufgaben.
"Y/N!", schrie Levi, in dem Moment wo ich "LEVI!" schrie. Doch da kam schon der böse Onkel um die Ecke.
"Hallöchen, Levi", sagte er belustigt. "Na? Bist du groß geworden? Und eine Freundin hast du? Ist ja schön."
"Kenny!", fauchte Levi nur, der daraufhin versuchte, ihn mit einen seiner Haken zu treffen. Doch Kenny wich aus und Levi floh.
In der Minute hatte ich Zeit mich vom Dach fallen zu lassen, denn unter mir lag eine Art Matratze, die mich sicher aufkommen ließ. Ich huschte schnell zu Hanji, die ganz gespannt das Gemetzel zwischen Levi und Kenny begutachtete.
"Hey, Y/N. Toll gemacht!", flüsterte sie gerade und ich...war baff. Die Szene, die Levi gerade mit Kenny drehte, war atemberaubend. Er wurde von Kennys Leuten verfolgt. Ein actionreifer Moment mit wilden 3D Manövern bot sich uns. Levi huschte so schnell zwischen den Häusern her, dass ich wirklich glaubte, er könnte in einem Leben, wo all das hier existierte, wunderbar aushalten. Er flog unter einer Kutsche her, wurde fast angeschossen. Schlüpfte durch eine kleine Kammer in einer Hauswand durch, bis aufs andere Ende.
Dann aber kam er an einer Kneipe an, in die er regelrecht flog. Nun folgte ein Gespräch zwischen Kenny und Levi, der sich hinter der Bar versteckte.
"Der Typ hats wirklich drauf", sagte der Kameramann gerade und Hanji nickte euphorisch.
"Levi ist nicht umsonst einer der besten Schauspieler. Er ist einfach eine Wundertüte. Wenn die Szenen weiterhin so easy von der Hand gehen, kriegen wir den Film noch in einem Monat fertig."
"Das ist wohl mehr Wunschdenken, als wirklich realistisch, aber ja, er ist ziemlich gut", fand auch Erwin.
"Oh! Achtung, jetzt kommt die Szene, wo Levi Kenny mit einem Gewehr anschießt und flüchtet!", sagte Hanji aufgeregt. Und da kam ich dann ins Spiel.
"Ich habe eine Frage, Hanji", fing ich an. Und was genau meine Idee war, würde man wohl demnächst erfahren.

Attack on Titan - Wie im Film ( Levi X Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt