25. Kapitel

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"Waaaaaas?" Flipsi sah mich mit großen Augen an.

Als sie in den Waschraum zurückgekommen ist, hat sie angenommen, dass mein weinendes Ich wegen des Chaos und des Stromausfalls (den ich ja zu verantworten hatte) so aufgelöst auf ihrem Stuhl saß.

Nachdem wir alles aufgeräumt hatten und nach circa fünf Minuten alle Waschmaschinen wieder angingen und eigentlich alles wieder gut war, aber meine Laune immer noch nicht besser wurde, hat sie nachgehakt.

Als sie den Sanikasten hinter der Waschmaschine entdeckte, kam sie mit wissenden Blick zu mir.

"Okay, Süße. Du erzählst mir jetzt haarklein, was hier vorgefallen ist.", meinte sie mit strengem Blick und wedelte mit dem Sanikasten vor meiner Nase rum.

"Und keine Ausreden! Der hier hat die Zimmernummer der Elektriker. Also?! Wer? War? Hier?" abwartend sah sie mich an. Ihre Aufregung verriert nur ihr schnell wippender Fuß, aber ansonsten hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt und musterte mich eisern.

Da ich mich unbedingt jemanden anvertrauen wollte und Flipsi so ein lieber Mensch war, sah ich keinen Grund, ihr etwas vorzulügen. Ich erzählte ich die ganze Story und ihre Miene wurde von Satz zu Satz ungläubiger. Als ich bei Luca's letzten Worten angekommen war, konnte sie ihre Empörung nicht mehr zurückhalten.

"Was ist denn das für eine miese Nummer gewesen?", schimpfte sie. "Er kann dich doch nicht einfach hier stehen lassen!" Schnell kam sie auf mich zu  und umarmte mich heftig.

"Heute Abend lenken wir uns richtig ab!! Da wirst du gar nicht mehr an ihn denken! Versprochen. Geht es dir jetzt wieder ein bisschen besser? Noch nicht? Okay! Willst du meinen Schokoriegel? Zucker ist immer gut bei so was!" Sie trat einen Schritt zurück und wühlte hektisch in ihrer Tasche. 

"Er war hier irgendwo. Huch, was macht denn der Apfel noch hier drin... Ihhh, ich hab reingegriffen, ähm... warte..."

Gerade, als ich sie unterbrechen wollte, rief sie: "Ha! Hier ist er!" Und hielt mir glücklich ein ziemlich zerknautschtes Snickers vor die Nase.

Ich konnte nicht anders, als sie zu knuddeln. Ihr gutmütiges Gesicht mit den hundert Sommersprossen und ihre verrückt, liebenswerte Art waren einfach goldig.

"Na gut", meinte ich. "Aber wir teilen."

"Deal, girlie", quitschte sie erfreut.

Mumpelnd saßen wir auf dem Pausentisch und aßen den gequetschten Riegel. Flipsi erzählte mir ein paar Sachen von ihrer Kindheit an der Küste, von ihren chaotischen Eltern, die Künstler waren und ihrer Lieblingsbaseball Mannschaft.

Mit ihr zusammen zu sein war so leicht und mühelos. Es war kein Verstellen notwendig und sie brachte einen mit ihrem trockenem Humor zum Lachen. Hinter ihrer aufgedrehten Art steckte ein unglaublich liebenswertes und intelligentes Mädchen.

Verschmitzt lächelte sie mich an und knuffte mich in die Seite: "Geht es dir jetzt wieder besser? Du hast zumindest schon wieder ein bisschen mehr Farbe im Gesicht."

Ich knuffte sie zurück und stand auf.

"Na komm", meinte ich und zog sie nach oben. "Wir machen das jetzt noch fertig, damit wir heute Abend frei haben. Und diesmal mache ich dir keine Schande. Versprochen."

"Auf jeden Fall. Ich erkläre dir jetzt nochmal Schritt für Schritt alles und dann läuft das wie am Schnürchen. Und heute Abend", sie wackelte wild mit den Augenbrauen. "macht uns jemand hübsch, der sich suuuuper gut auskennt. Dann sagen wir bloß noch: Luca? Wer ist Luca?" Sie grinste mich an und hüpfte zu dem Monster von Waschmaschine.

Ich wünschte, ich könnte das auch von mir behaupten, doch das Beste wäre einfach, sich in die Arbeit zu stürzen. Das wäre die optimale Ablenkung von dem Gefühlschaos in mir.

Und wenn er eh nicht auftaucht, konnte ich mir wirklich mit Flipsi einen schönen Abend machen.

Das wird schon!





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