41. Kapitel

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Als ich Sam noch ausquetschen wollte, was es genau mit diesem erzwungenen Tausch auf sich hat, hat er mir bloß geantwortet, ich soll Luca selbst fragen. Das würde Nähe und Vetrauen herstellen.

Naja, er hat es nicht ganz so gesagt... In seinem Satz waren noch Phrasen, wie endlich Sex haben, intim, Luke Skywalker der kleine Pisser und Süße vorgekommen. Danach war er grinsend verschwunden.

Jetzt stand ich in meinem Zimmer, es war halb sechs und ich probierte schon wieder ein neues Kleid an. Mika war wirklich schwer zufrieden zu stellen.

"Schatz", näselte er, "deine Mutter hat einen hervorragenden Geschmack, aber ich suche nach dem perfekten Kleid für heute Abend. Es gibt nicht so vie....", er stockte mitten im Satz, als ich mit Kleid Nummer acht aus dem Bad kam.

Flipsi, die verkehrt herum auf meinem Bett gelegen und summend ein Schnurpsiel mit ihren Fingern gespielt hat, fiel seitlich vom Bett herunter, als sie mich sah.

"Alter" entfuhr es ihr. "Mika, heute hast du dich echt selbst übertroffen!" Mit glänzenden Augen rappelte sie sich auf und kam auf mich zugesprungen. Bevor sie mich jedoch umarmen konnte, kreischte es von hinten ohrenbetäubend:

"NICHT umarmen!! Dann ruinierst du die Frisur!"

Ein wenig verschnupft schreckte Flipsi zurück und grummelte leise: "Luca wird dann hundertpro auch die Frisur ruinieren und der bekommt auch keine Droh-SMS von dir."

"Wir passen auf, dass wir nichts kaputt machen", meinte ich lächelnd und zog Mika und Flipsi in meine Arme.

"Danke für eure Hilfe heute Abend. Schon wieder", sagte ich dankbar.

"Du hast dich ja noch gar nicht gesehen, Blümchen."

Mika schob mich tänzelnd zu dem übergroßen Spiegel. Als ich mich darin erblickte, blieb mir der Mund offen stehen. Das Mädchen, das mir hier entgegen blickte, sah einfach wunderschön aus. Als hätte man mir so einen beauty Filter übergelegt.

Meine Haut strahlte rein und hell und meine Augen waren dezent geschminkt. Meine Lippen waren dunkel und voll und Mika hatte ein Kunstwerk mit meinen Haaren vollbracht. Sie waren in einem dicken, eleganten Zopf verflochten und einzelne Strähnen fielen wie zufällig um mein Gesicht und umrahmten es. Der Zopf reichte mir bis weit ü   ber den Rücken.

Ich sah aus, wie ... ich. Nur halt als hübsche Disney Version ...

"Mika, du bist einfach ein Zauberer!" Ich war so gerührt. Die Make-up Artisten meiner Mum hatten mich immer nur nach den Vorstellungen meiner Mutter gestylt. Doch Mika wusste, wie ich war und hatte das einfach betont. Er war wirklich genial!

"Warum machst du so was nicht beruflich?", fragte ich interessiert. "Ich kenne eine Menge Frauen, die für so was viel Geld ausgeben würden."

Er sah skeptisch drein. "Das mit dem Outen wird heute zwar fett geschrieben und als total okay abgetan, aber so einfach ist das nicht." Er fuhr sich unsicher durch die Haare. "Es ist nicht leicht und noch bin ich nicht bereit, mich dem shitstorm zu stellen, der einen passiv immer erreicht."

Er zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. "Naja, was soll's. Vielleicht später."

Doch ich sah die Traurigkeit und die stille Verzweiflung in seinen Augen und mein Herz schmerzte.

In dem Moment erreichte mich eine SMS.

Luca: Liebes, es wird eine halbe Stunde später. Ich hole dich in Mitt's Pub ab.

Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr mich, doch ich war mich sicher, er hatte einen guten Grund, sich zu verspäten. Und als mir ein anderer Gedanke kam, war sein Aufschub auf einmal gar nicht mehr so schlimm.

Hastig drehte ich mich zu Mika um.

"Wie lange brauchst du, um dir ein schönes Make-up aufzulegen?"

"Warum? Soll ich dich etwa bei deinem Date begleiten? Hör mal Schatz, ich würde dir echt überall hin folgen, aber das ist ja nun wirklich eine Sache zwischen dir und ihm."

Ich verdrehte grinsend die Augen.

"Luca holt mich halb sieben Stunde in Mitt's Pub ab. Wir gehen dort was trinken und du machst dich hübsch. Wir sind bei dir. Keiner wird dich anmachen! Versprochen!"

Zweifelnd sah er mich an.

"Aber du gehst doch dann. Und ganz ehrlich, ich liebe Flipsi, aber niemand hat Angst vor ihr. Im Gegenteil: Sie ist das Gegenteil von furchteinflößend und schreckt sicher keine Hater ab."

Ich zwinkerte ihm zu und zog ihn zu seinem Make-up Koffer.

"Aber ich kenne jemanden, der das tut! Und er schuldet mir noch einen Gefallen!"

secret flowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt