Game Over

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„Hier ist niemand. Zumindest nicht mehr." Phils Stimme klang völlig außer Atem. Seine Augen schweiften dennoch wachsam über die Blumenwiese und blieb bei Jake stehen.

Stirnrunzelnd starrte der Hacker auf sein Handy. Anscheinend war auch er mit seinem Latein am Ende. „Das kann doch nicht sein! Das Signal ist immer noch hier, Phil. Sie muss hier einfach sein!" Die deutliche Frustration in seiner Stimme war kaum zu überhören.

Seit sie losgerannt waren, bewegte sich das Signal von Ihnen weg. Doch irgendwann blieb es einfach stehen und jetzt, wo sie es erreicht hatten, standen sie ratlos auf einer Blumenwiese. Es gab noch einen kleinen Teich und die Bäume lichteten sich hier ein wenig, wodurch die Sonne diesen Bereich in ein warmes Licht tauchte.

Sollte Shiwon hier sein, hätten sie die beiden eigentlich sehen müssen, denn der Platz war mehr als übersichtlich.

Erschöpft gaben Phils Beine nach und er ließ sich auf der Wiese nieder. „Jake, vielleicht wurden wir auch verarscht. Schon mal daran gedacht?" Der Satz kam zynischer raus, als er es eigentlich wollte. Jake entwich einem Schrei und schlug gegen einen Baum. Unruhig lief er auf und ab, ehe er wieder stehen blieb. Auch wenn die beiden irgendwie Rivalen waren, tat es dem Barkeeper leid, ihn so zu sehen. Schließlich ging es hier um Shiwon.

Schweigend beobachtete er Jake. Seine blauen Augen zuckten wild hin und her. Ließ er seinen Blick immer noch über die Wiese schweifen? Nach wenigen Sekunden schien er sich auf etwas zu fokussieren, verglich die Position sogar mit dem Standort auf seinem Handy.

Bevor Phil überhaupt fragen konnte, ob er etwas entdeckt hatte, fing Jake an, sich auszuziehen. Mit hoch gezogener Augenbraue beobachtete er die Situation. Als er nur noch in Unterhose unweit vor ihm stand und zum Teich lief, konnte er nicht anders, als nachzufragen.

„Was wird das denn, wenn es fertig ist? Willst du ne Runde schwimmen oder was?"

„Das Signal kommt aus dem Teich! Ich will wissen, was es ist, also gehe ich da jetzt rein und hol es raus!" Jake sah Phil an. „Denk doch mal nach! Vielleicht ist es ja etwas von Shiwon."

„Ha ha. Sehr witzig, Jake! Kennst du diese Horrorfilme, wo man dann den Arm von der Person findet? Mir wäre es lieber, wir würden nichts von ihr finden." Phils Augen blitzten ihn kühl an. Dieser ignorierte seinen Kommentar und watete entschlossen ins Wasser. Schritt für Schritt tastete er sich voran, das Wasser stieg ihm mittlerweile bis zur Hüfte. Als er sich dann ins Wasser hockte, um nach dem Signal zu suchen, schüttelte Phil nur den Kopf. Wie kann man nur so stur sein?

Der Barkeeper ließ seinen Blick noch einmal über die niedergetrampelten Blumen schweifen. Sie führten nicht wirklich zum Teich, doch man hätte locker etwas hineinwerfen können. Seufzend stand Phil auf. Suchend lief er den Pfad ab und hielt inne, als er etwas Schwarzes entdeckte. Er hockte sich hin, streckte seinen Arm aus.

„Phil! Ich habe etwas gefunden!", zerriss Jakes Stimme die Stille. Scheiße! Schrei doch nicht so. Genervt stand er auf. Seinen Körper zu Jake gedreht. Dieser hielt eine Uhr in die Höhe. Dank des Schlammes konnte er nicht erkennen, um was für eine es sich genau handelte.

„Ne Uhr?"

„Das ist Shiwons", stellte Jake es richtig. „Und sie sendet wirklich das Signal."

„Wieso sollte ihre Uhr im Teich liegen?" Phils Stirn runzelte sich besorgt.

„Vielleicht hat sie oder ihr Verfolger es bemerkt und die Uhr weggeworfen? Ich meine...wäre doch möglich, oder nicht?" Jakes Stimme klang ein wenig unsicher. Seine Füße und Hände waren ganz matschig und seine Unterhose klitschnass.

„Kann sein. Mach dich lieber etwas sauber und sieh zu, dass du wieder trocken wirst. Wir haben sie schließlich bisher nicht gefunden. Barfuß durch den Wald kann ich dir also nicht empfehlen." Für diesen Spruch kassierte Phil einen Stinkefinger, doch das war ihm egal. Er stand nicht gerade darauf, einen halb nackten Kerl vor sich zu haben.

Duskwood: Das dunkle HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt