Die Mutprobenhütte

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Richys Lider fingen an zu zucken und ein dröhnender Schmerz schien seinen Kopf gleich explodieren zu lassen. Obwohl seine Augen geschlossen waren, spürte er, wie die Welt sich um ihn drehte, zwang ihn liegenzubleiben. Langsam öffnete er seine Augen. Seine Sicht war noch ein wenig verschwommen. Er konnte aber erkennen, dass er sich in einer Hütte befand. Was war passiert? Richy wollte seine Stirn berühren, doch das ging nicht. Ein dickes, robustes Seil war um seine Handgelenke hinter seinem Rücken zusammengebunden. Es schnitt ihm tief ins Fleisch und ein Lösen der Fesseln schien unmöglich.

Er dachte nach. Versuchte die innere Panik zu beruhigen, die seinen Körper rapide einnahm. Langsam lichtete sich der Nebelschleier in seinem Kopf und ihm fiel ein, dass er eigentlich auf dem Weg zum Friedhof war. Jake selbst hatte ihn um seine Mithilfe gebeten, doch gerade als er an seinem Auto war, schlug ihn jemand nieder. Seinem schmerzenden Körper nach zu urteilen, blieb es nicht nur bei dem Schlag auf dem Hinterkopf.

Richy kniff seine Augen zusammen. Für einen Moment traute er sich nicht einmal zu atmen. Sobald die Schmerzwelle verging, fing er an, seine Umgebung zu inspizieren. Die Möbel, die sich darin befanden, wirkten alt, nicht unbedingt kaputt oder verstaubt, sondern eher wie Relikte einer früheren Zeit, gebaut aus grobem Holz, Ästen und Leder. Hätten sie sprechen können, hätten sie ihm sicherlich die abenteuerlichsten Geschichten erzählen können. Er befand sich offensichtlich in einer Art Wohnzimmer. Zu seiner Rechten befand sich ein Kamin, in dem ein Feuer brannte. Leises Knacken des Holzes drangen an seinem Ohr. Sein Blick schweifte weiter zu einer Tür, die wohl in einen anderen Raum führte. Ein Fenster spendete ein wenig mehr Licht. Es schien also Tags zu sein. Als er die Haustür erblickte, erstarrte sein Herz. Natürlich hätte er nicht wissen können, dass es eine Haustüre ist, wenn sie nicht so spezial gewesen wäre. Er hatte als Kind und als Erwachsener oft an diese Tür geklopft. Er war in der Mutprobenhütte! Wer hätte gedacht, dass er jemals im Inneren landen würde? Eins war ihm bewusst: Er musste schnell von hier weg!

Mit Mühe setzte er sich auf dem antiken Sofa auf. Seine Beine waren zum Glück nicht gefesselt. Den Schmerz ignorierend, humpelte er zur Tür und rüttelte vergeblich an der Klinke. Sie war verschlossen. Sein Blick schweifte zum Fenster. Das könnte er doch sicher einwerfen, oder? Einen Versuch war es wert. Gerade als er zum Fenster lief und nach draußen sah, gefror ihm das Blut in den Adern. Das leichte Geräusch von Stimmen fiel ihm jetzt erst auf. Wie viel Glück konnte er haben? Aus dem Wald kamen gerade Jake und Phil, direkt auf die Hütte zugesteuert. Hoffnung keimte in ihm auf. Wie ein Irrer fing er an zu schreien, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich konnten die beiden das unmöglich überhören. Oder?

Seine Schreie wurden zu einem verzweifelten Wimmern, als Jake und Phil, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, weitergingen. Er spürte, wie die Hoffnung aus ihm herausströmt, wie Wasser aus einem gerissenen Schlauch. Allerdings gab es da noch eine Gestalt, die nun Richys Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein großer Mann starrte ihn direkt an. Sein Oberteil schien mit einer dunklen Flüssigkeit vollgesogen zu sein und in seiner Hand hielt er einen Bogen. Die Miene des Mannes war finster und seine hasserfüllten Augen starrten in die von Richy.

Alles in ihm schrie wegzulaufen, doch wohin? Sein Blick flackerte nervös durch den Raum, er fixierte jedes Detail, suchte verzweifelt nach einem Fluchtweg oder irgendetwas, das ihm helfen könnte. Das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss umdrehte, ließ seinen Körper gänzlich erstarren. Wie war er so schnell zur Tür gekommen? Ein kalter Schauer durchfuhr seinen Körper, und er spürte, wie sein T-Shirt an seinem Rücken klebte. Schwankend wich er einen Schritt zurück, doch seine zitternden Beine drohten, ihn im Stich zu lassen.

Die Tür knarzte, als man sie aufstieß und schwere Schritte erklangen. Der Mann von eben stand jetzt in der Hütte. Sein Körper war zu Richy gedreht. Die Tür ließ er einfach wieder ins Schloss fallen. Kurz herrschte Stille, ehe sein Gegenüber anfing, zu lachen. „Du und deine scheiß Freunde, sind echt zu nichts zu gebrauchen. Nichtmal Shiwon konnten sie retten, geschweige denn haben sich nicht mal dein Verschwinden bemerkt."

Duskwood: Das dunkle HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt