Vergiss mich nicht - eine Duskwood Story

Verborgene Erinnerungen

**Lias Sicht*"

Wir fuhren Richtung Grimrock Wasserfall. Der Wald war wunderschön, die Sonne brach durch die Bäume und kitzelte uns im Gesicht. Der kurvige Weg durch die Natur war ein schöner Anblick, und ich ließ das Fenster ein Stück herunter, um die frische Waldluft einzuatmen. Jessy und ich schwiegen, jeder in Gedanken versunken. Es war, als ob die Ruhe um uns herum die Stimmung widerspiegelte, die wir beide empfanden.

Als wir schließlich am Parkplatz des Grimrock Wasserfalls ankamen, sah ich mich um. Nichts kam mir hier bekannt vor. „Weißt du, wo genau ich langgegangen bin?" fragte ich Jessy.

„Nein, aber es gibt eigentlich nur einen Weg nach oben", sagte sie und deutete auf einen schmalen Wanderweg. Der Weg war mit einem weiß-roten Absperrband der Polizei gesperrt. Offenbar war die Polizei noch nicht weitergekommen mit ihren Ermittlungen.

Ich erinnerte mich, wie die Polizei mich im Krankenhaus befragt hatte. Alan Bloomgate, der Polizeichef aus Duskwood, hatte mich besonders nach einem Hacker gefragt, der uns anscheinend geholfen hatte. Aber ich konnte mich nicht an ihn erinnern. Anfangs schien er mir nicht zu glauben, doch irgendwann schien ich ihn vom Gegenteil überzeugt zu haben. Meine Freunde konnten mir auch nicht viel weiterhelfen; sie sagten nur, dass ich wohl mit dem Hacker zusammengearbeitet hatte, um Hannahs Dateien zu knacken. Seit Hannahs Auffinden hatten sie keinen Kontakt mehr zu ihm und wollten es wohl auch nicht. Vielleicht war er ein Arschloch, dachte ich und musste innerlich schmunzeln.

„Eigentlich bin ich ein sehr gesetzestreuer Bürger", sagte ich zu Jessy, „aber heute müssen wir wohl eine Ausnahme machen." Ich kletterte unter dem Absperrband hindurch. Jessy folgte mir zögernd. „Meinst du, das ist wirklich eine gute Idee?" fragte sie unsicher. Ich konnte ihre Bedenken verstehen, vor allem nachdem ihr bester Freund in den Minen gestorben war. Der Gedanke, den Ort zu betreten, an dem er sich das Leben genommen hatte, war sicher nicht leicht für sie.

„Du kannst auch gerne hier unten warten, Jessy. Du musst nicht mitkommen", sagte ich einfühlsam.

„Auf gar keinen Fall lasse ich dich da alleine hingehen", erwiderte sie entschlossen. Also gingen wir beide schweigend den steilen Weg nach oben. Jessy hatte nicht übertrieben – der Aufstieg war anstrengend. Zum Glück hatte ich meinen verletzten Arm in einer Schlinge dicht an meinen Körper gebunden, was den Schmerz etwas linderte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir den Wasserfall. Ich musste schlucken. Der Wasserfall war unbeschreiblich schön, aber auch mächtig, wie die Wassermassen, die unten in den kleinen See einschlugen. Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus. Ich sah zu Jessy hinüber, die neben mir stand, und bemerkte, dass ihr ähnlich ging.

„Dann wollen wir mal", sagte ich, um uns ein wenig aufzumuntern.

Wir gingen noch etwa 30 Meter weiter hinauf und standen schließlich vor dem Eingang der Mine. Normalerweise würde man die kleine, etwas versteckte Luke nicht so leicht finden, aber auch diese war mit Absperrband gesperrt. Als ich vor der Luke stand, bekam ich panische Angst, hineinzugehen. Mein Herz schlug bis zum Hals. Zitternd ging ich in die Hocke und streichelte über das rostige Metall. Schwer schluckend öffnete ich die Luke.

Ein unglaublicher Gestank schlug uns entgegen. Wir wichen ein paar Schritte zurück. Ich sah Jessy an. „Dass es noch so stark nach Verbranntem riecht, hätte ich niemals gedacht", sagte ich und musste würgen. „Lia, ich kann das nicht", sagte sie geschockt. „Alleine der Gedanke daran, dass Richy darin verbrannt ist, lässt mich unmächtig werden."

„Es ist alles gut, Jessy. Ich weiß, wie hart das für dich ist. Warte einfach hier oben, ich bin gleich wieder da", versuchte ich sie zu beruhigen.

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Lia. Wie willst du denn mit einem Arm da unten klarkommen? Und was ist, wenn du eine Panikattacke bekommst?" Ihre Sorgen waren berechtigt, das wusste ich. Aber was blieb mir anderes übrig?