Einladung

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Ich war am Boden zerstört. Innerhalb weniger Tage hatte ich mich vor einem Stammgast bis auf die Knochen blamiert, wurde vom Direktor zweimal abgemahnt, von einer Kollegin geschlagen und bespuckt und hatte nun auch noch meine einzige richtige Freundin, in die ich mich zu allem Überfluss auch noch verliebt hatte, gewaltig verärgert. Es hätte kaum schlimmer kommen können.

Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Mir war klar, dass ich noch arbeiten musste. Aber daran war gerade nicht zu denken. Da fiel mir Herr Kohrs wieder ein.

So schnell ich konnte, rannte ich zu seiner Werkstatt und hoffte, dass er da war. Leider war die Tür fest verschlossen. Aber gerade als ich schon wieder gehen wollte, kam Herr Kohrs mir doch noch entgegen.

Er sah sofort, dass es mir nicht gut ging, nahm mich in den Arm und schloss die Werkstatt auf.

Wie am Tag zuvor reichte er mir einen Schnaps. Dann einen zweiten. Dann einen dritten.

Währenddessen erzählte ich ihm alles, was passiert war. Die sehr pikanten Details ließ ich jedoch weg.

"Danke Herr Kooohrs.", gaggerte ich nach dem vierten Schnaps, "Ich laube, ich hab gnug..."

"Ich denke, einen kannst du noch ganz gut vertragen, Paula. Nach allem, was dir passiert ist.", sagte er fürsorglich und schenkte mir noch mal nach.

Ich dachte nicht darüber nach und leerte auch den fünften Kurzen. Mit jedem Glas spürte ich, wie es die Lebensgeister in mir weckte. Ich fühlte mich plötzlich wieder gut. Der ganze Ärger der letzten Tage und Stunden war plötzlich wie weggeblasen – besser gesagt wie weggeschluckt.

Trotzdem lehnte ich einen weiteren Schnaps ab. Ich wollte zurück an die Arbeit und auf keinen Fall noch mehr Ärger bekommen.

Ich verabschiedete mich also von Herr Kohrs und bat ihn, niemandem etwas davon zu erzählen. Er versprach es mir und versicherte mir noch einmal, dass ich jederzeit bei ihm willkommen sei. Vor allem, wenn ich mal wieder Probleme haben würde.

Kurz darauf war ich wieder im Keller bei meinen Wäschewagen. Ich versuchte, meine Arbeit zu erledigen. Aber ich merkte schnell, dass der Schnaps mir ganz schön zusetzte. Ich torkelte umher und fiel sogar in einen der Wagen, als ich versuchte, die benutzten Handtücher herauszufischen.

Zum Glück ist niemand hier, dachte ich noch, als plötzlich jemand hinter mir stand. Es war Anastasija. Shit!

"Was wisssssst duuu denn?", fragte ich noch immer beschwipst.

"Oh, Gott. Was ist denn mir los?", fragte Anastasija angewidert.

"Mit miiiir? Was sollllll denn mit miiir sein?", lallte ich zurück.

"Ist mir auch egal, du scheiß Lesbe. Ich wollte dir nur bescheid geben, dass du morgen Abend im Personalhaus zu erscheinen hast: 22 Uhr, Zimmer 7. Sei pünktlich, sonst wirst du es bereuen!"

"Was? Warum denn?", wollte ich wissen. Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.

"Das wirst du schon sehen, du Schlampe.", antwortete Anastasija und gab mir einen Schubs, so dass ich zurück in die alten Handtücher fiel, aus denen ich gerade herauskrabbeln wollte.

Dann war sie auch schon wieder fort.


Paula - Sklavin in AusbildungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt