Herr Sperling

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Ich war nun schon fast zwei Monate im Housekeeping bei Swenja und die Arbeit machte mir richtig Spaß. Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Zimmer zu kontrollieren, die unsere Zimmermädchen geputzt hatten. Dazu musste ich natürlich genau wissen, wie etwas geputzt werden musste, und es natürlich auch selbst können. Wenn das Hotel sehr voll war, musste ich daher auch oft Zimmer putzen. Swenja war das sehr wichtig, damit ich weiß, wovon ich spreche. Und damit ich weiß, wie schnell man sein muss.

Dann gab es mal wieder so einen Tag, an dem ich mit ran musste. Ich hatte insgesamt vier Zimmer auf der Liste und zu diesem Zeitpunkt schon drei von ihnen fertig geputzt. Ich war voll im Flow. Das letzte Zimmer an diesem Vormittag gehörte Herrn Sperling.

Herr Sperling war einer unserer langjährigsten und wichtigsten Stammgäste. Nach meiner Einschätzung war er nicht viel jünger als der Direktor und wohnte fast jede Woche bei uns, weil er in der Nähe arbeitete. Er pendelte dann immer von Berlin zu uns in den Schwarzwald. Besonders bekannt war er für seine dreckigen und schlechten Witze, die nur er komisch fand. Er lachte dann immer über sich selbst. Und aus Höflichkeit lachte man natürlich mit, obwohl es gar nicht lustig war. Mir war es immer sehr unangenehm, wenn es beim Frühstücksservice zu so einer Situation kam. Aber lieber so, als wenn er nörgelte. Denn wenn er mal keinen so guten Tag hatte, was öfter vorkam, nörgelte er an allem und jedem rum. Dann beschwerte er sich immer direkt über uns. Wegen ihm hatte ich mir schon einige Tadel von Herr Laudin eingefangen.

Ich wusste, dass Herr Sperling nach dem Frühstück immer das Hotel verließ, um zur Arbeit zu gehen. Mittlerweile war es fast 12 Uhr mittags. Ich war mir deshalb ziemlich sicher, dass er nicht da war. Daher betrat ich das Zimmer ohne anzuklopfen.

Es war eine kleine Suite mit zwei Zimmern, die Herr Sperling schon seit einigen Jahren bewohnte. Ich betrat den Flur und hörte niemanden. Also nahm ich meinen Wäschesack und ging weiter Richtung Schlafzimmer. Denn als erstes sammelte ich immer die dreckige Wäsche ein.

Ich betrat das Schlafzimmer und schaute zunächst in Richtung Fenster. Die Sonne schien so schön herein. Dann schaute ich weiter Richtung Bett. Es war zerwühlt, aber es lag niemand darin. Alles wie erwartet. Doch dann sah ich plötzlich rechts neben mir, dass jemand im Sessel saß. Es war Herr Sperling. Doch er war nicht allein. Vor ihm kniete jemand mit langen blonden Haaren und derselben Uniform wie ich. Oh mein Gott!


Paula - Sklavin in AusbildungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt