o1. Das Schiff der Träume

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Southhampton, 10. April 1912

Der Himmel war strahlend blau und die Sonne warf gleißende Strahlen über die britische Stadt Southampton, als die Titanic majestätisch in deren Hafen lag.

Das Schiff, eine schimmernde Vision aus Stahl und Eleganz, bereit für ihre Jungfernfahrt.

Menschenmassen drängten sich, um einen Blick auf das größte und luxuriöseste Passagierschiff der Welt zu werfen.

„Das Schiff der Träume" - so wurde sie genannt.

Sie war ein technisches Wunderwerk, das mit einer Länge von fast 270 Metern über den Ozean gleiten sollte.

Ihre weißen Aufbauten glitzerten in der Sonne, während die vier mächtigen Schornsteine in den Himmel ragten.

Drei von ihnen rauchten, als die Maschinen zum Leben erweckt wurden.

Die Aufregung unter den Menschen war spürbar, die Erwartungen hoch.

Louis Tomlinson stand am Geländer der ersten Klasse und blickte über die Köpfe der Menge hinweg, als die ersten Passagiere an Bord gingen.

Louis, ein junger, erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann, strich sich die feinen Manschetten seines Hemdes zurecht.

Es war seine erste große Reise nach New York, wo er seine Geschäfte erweitern und sich endgültig in der Welt der Oberschicht etablieren wollte.

Alles an ihm war durchdacht und sorgsam gewählt, von seiner Kleidung hin bis zu der Suite, die er bewohnte.

Doch als er den Ozean vor sich betrachtete, spürte er ein flüchtiges Gefühl von Leere, das ihm für einen Moment lang den Atem raubte.

Die prachtvolle Welt der oberen Gesellschaft hatte ihm alles gegeben - alles außer Sinn und Tiefe.

Währenddessen kämpfte sich Harry Styles durch das Getümmel am Hafen.

In einer Hand trug er einen abgenutzten Reisekoffer, in der anderen eine schwarze Ledertasche, die sein wichtigstes Gut enthielt: Seine Notenblätter.

Er war ein junger Mann, begabt und voller Träume, doch das Leben hatte ihm bisher nicht viel gegeben.

Die dritte Klasse war ein bescheidener Luxus für ihn, doch er hatte einen Auftrag: Die White Star Line hatte ihn angestellt, um abends im Speisesaal der ersten Klasse Klavier zu spielen.

Und das war mehr, als er sich je erhofft hatte.

„Was für ein Chaos", hörte er seinen besten Freund Niall neben sich seufzen.

Harry nickte zustimmend. „Ich habe noch nie so viele Menschen hier am Hafen stehen sehen."

„Es legt schließlich auch nicht jeden Tag die Titanic zu ihrer Jungfernfahrt ab", erwiderte Niall mit einem Grinsen.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir wirklich hier sind", murmelte Harry. „Schau dir nur dieses wunderschöne Schiff an."

Die beiden Männer waren bereits ihr Leben lang die besten Freunde gewesen - also wollten sie auch gemeinsam in New York neu anfangen.

Die Luft roch nach Salz und Kohle, als Harry den massiven Rumpf der Titanic hinaufblickte.

„Das werden die besten Tage unseres Lebens", schmunzelte Niall voller Vorfreude und fuhr sich durch das blonde Haar.

Es war überwältigend - das Schiff war nicht nur eine Maschine, es war ein Versprechen. Ein Versprechen von neuen Chancen und besseren Möglichkeiten.

Einem Leben, das für jemanden wie ihn sonst unerreichbar erschien.

Harry hatte wenig Besitz, aber er hatte zwei gesunde Hände - und das war alles, was er zum Klavierspiel brauchte.

Wenn er spielte, schien die Welt für einen Moment stillzustehen.

Es war sein Weg, der Realität zu entkommen und sich selbst zu finden.

Die Passagiere der dritten Klasse wurden eilig an Bord gebracht.

Kein Glanz, keine Pracht, nur enge Gänge und einfache Kojen - und doch waren es für Harry und Niall die luxuriösesten Unterkünfte, die sie je gesehen hatten.

Es gab Betten, keine einfachen Strohsäcke - es gab genügend Platz für das Gepäck und sogar ein kleines Waschbecken.

In ihrem Zimmer standen zwei Hochbetten, also würden sie sich dieses wohl mit zwei weiteren Männern teilen müssen, doch auch das störte Harry nicht.

Die beiden Freunde fielen sich vor Glück in die Arme.

„Wir haben es geschafft", flüsterte Niall. „Wir sind wirklich hier."

Harry nickte. „Von jetzt an wird alles gut."

Und er war neugierig.

Neugierig auf die Abende, die in einer anderen Welt stattfanden - zwischen den Kristallleuchtern, der feinen Seide und dem Klirren der Champagnergläser in der ersten Klasse.

Dort würde er für die Reichen spielen, ihre Gespräche begleiten, ohne selbst Teil dieser Welt zu sein.

Als die Schiffshörner ertönten und das gigantische Schiff langsam von den Leinen gelöst wurde, drängten die Menschen an Deck, darunter auch Louis und sein guter Freund und Geschäftspartner Liam, die sich nach einer intensiven Suche in den labyrinthartigen Gängen des Schiffes nun doch endlich gefunden hatten.

Louis lehnte sich über das Geländer und betrachtete das bunte Treiben am Hafen.

Seine Gedanken schweiften ab, bis ihm ein unscheinbarer Mann ins Auge fiel, der sich mit schnellem Schritt durch die Menschenmenge schob.

Er war in etwa so alt wie er selbst, das Haar reichte ihm in sanften, braunen Wellen beinahe bis zur Schulter und die Augen hatten die Farbe von glänzendem Smaragd. In seinen Händen trug er einen Koffer, der offensichtlich viel zu schwer für ihn war.

Der Mann war einfach gekleidet: er trug ein einfaches Stoffhemd aus Leinen, während ein paar Hosenträger seine Hose in Position hielt. Seine Lederschuhe waren robust und funktional, aber bereits deutlich abgetragen.

Harry bemerkte nicht, dass er beobachtet wurde - er spürte lediglich die Aufregung in seiner Brust.

In wenigen Stunden würde er spielen, und für diese kurze Zeit würde er Teil einer ganz anderen Welt sein.

Die Welt derer, die nie auch nur einen Gedanken daran verschwendeten, wie schwer es sein konnte, sich ohne das ganze Geld durch's Leben zu schlagen.

Louis ließ seinen Blick auf dem Fremden ruhen, ohne zu wissen, warum.

Etwas an ihm schien ihn für einen kurzen Moment lang zu faszinieren. Vielleicht war es die unbewusste Leichtigkeit, mit der er trotz seiner offensichtlichen Bescheidenheit das Schiff betrat.

Er schüttelte den Gedanken ab.

Bald würde er auf dem offenen Meer sein und die Unruhe der Stadt würde hinter ihm liegen.

Mit einem tiefen Dröhnen setzten sich die gigantischen Maschinen in Bewegung, und die Titanic glitt langsam aus dem Hafen.

Hunderte, wenn nicht tausende Passagiere standen an Deck und winkten den Menschen im Hafen zum Abschied.

Auch Harry und Niall waren unter ihnen.

Für sie war es ein Abschied für immer - ein Abschied in ein besseres Leben.

„Sieh' dir das Drecksloch noch ein letztes Mal an", grinste Niall und winkte freudig.

Harry kicherte. „Meine Güte, ich bin so bereit für New York!"

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Soo, Freunde. Da wäre das erste Kapitel mal geschafft :)

Was habt ihr bisher für einen Eindruck von den beiden? Könnt ihr euch schon vorstellen, wie es weitergehen wird? :)

Ich freue mich sehr zu hören, was ihr zu sagen habt. :)

All the love,

Helena xx

TitanicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt