Kapitel 7 - Plötzliche Abreise

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Nach ihrer Begegnung mit dem sprechenden Eichhörnchen, Mister Red, plagen die Brymbach Brüder zahlreiche Fragen und Theorien, die niemand außer dem Eichhörnchen selbst beantworten könnte. Zwei Tage sind bereits vergangen, ohne dass sie Mister Red erneut begegnet sind, obwohl sie intensiv nach ihm gesucht haben. Vorgestern verbrachten sie den kompletten Tag im Wald, trotz starken Regenfalls, auf der Suche nach ihm. Sie suchten in jeder Baumkrone, an jeden Stamm und in sämtlichen Büschen, doch all ihre Bemühungen blieben erfolglos. Selbst als sie zwischendurch seinen Namen laut riefen, zeigte er sich nicht – sehr zu ihrer Enttäuschung. Einige Wanderer hingegen hörten ihre Rufe und eilten zur Hilfe, da die Brüder sich tief im Wald befanden. Es dauerte eine Weile, bis sie ihnen klar machen konnten, dass sie sich nicht verirrt hatten. Auch wenn die Wanderer es nicht zugeben wollten, waren sie es, die eher Hilfe benötigten, um wieder den richtigen Pfad zu finden.

Vermutlich war Mister Red durch das Auftreten ihrer Mutter so eingeschüchtert worden, dass er es nicht wagte, sich den Brüdern zu nähern - zumindest vermuteten das Emmod und Novel.

Der gestrige Tag war deutlich wärmer als der vorherige und hätte eine perfekte Gelegenheit für den ersten Ausflug des Jahres zum Meer geboten.

Doch ihre Mutter hatte andere Pläne.

Sie verhängte den beiden einen Tag Hausarrest – besonders ärgerlich bei solch herrlichem Wetter. Zudem überhäufte Emina sie mit Aufgaben, um den Tag zu überbrücken. Emmod sollte den Keller aufzuräumen und Platz schaffen. Das hieß, er musste allerlei Gerümpel sortieren, den Boden fegen und sich um die toten Tiere kümmern, die während des kalten Winters dort ihr Ende gefunden hatten.

Diese Aufgabe wollte er direkt seinen kleinen Bruder weiterreichen und war bereit, jede andere Strafarbeit zu übernehmen, die ihrer Mutter in den Sinn kommen könnte. Jedoch ließ sich Emina nicht so leicht umstimmen.

Sie wollte Novel im Auge behalten und überhäufte ihn stattdessen mit jeder erdenklichen anderen Aufgabe. Zuerst musste er das Geschirr spülen. Anschließend sollte er jedes Fenster sowohl von innen als auch von außen putzen, inklusive der Fensterrahmen und Fensterbänke. Danach hatte er im Garten die Blumen zu gießen, bevor er das gesamte Haus fegen und gründlich wischen sollte. Novel nahm sich all dieser Aufgaben an und erledigte sie in Bestzeit, in der Hoffnung, dass seine Mutter danach keine weiteren Aufgaben mehr für ihn hätte. Gegen Mittag hatte er bereits alle Aufgaben erledigt und durfte als Erster die Strickkleidung anprobieren, die Emina in der Zwischenzeit fertiggestellt hatte.

„Das wars?", fragte er, nachdem er das neu gestrickte T-Shirt angezogen hatte, in dem er ungern auf die Straße gehen würde.

„Das wars.", antwortete Emina zufrieden.

Novel, dessen Freude so groß war, dass er beinahe einen Freudensprung machte, war gerade auf dem Weg in sein Zimmer, als seine Mutter ihn stoppte.

„Bevor ich es vergesse, hol bitte Erdbeeren aus der Stadt?", sagte sie, ohne ihre Augen von ihrer Strickarbeit zu nehmen, „Und sei vor Sonnenuntergang wieder hier. Ich fange bald mit dem Essen an."

„Dann habe ich ja nur Zeit, die Erdbeeren zu holen und direkt wieder nach Hause zu kommen.", stellte Novel niedergeschlagen fest.

„Ganz genau.", bestätigte Emina und gab ihm ein paar Silbermünzen, um die Erdbeeren zu kaufen.

Mit gesenktem Kopf machte sich Novel auf den Weg.

Seinem Bruder ging es nicht besser. Schon bevor er mit der Arbeit angefangen hatte, war Emmod mit den Nerven am Ende und es dauerte eine Weile, bis er seinen Ekel vor dem Staub, Schmutz und den Spinnenweben, die gelegentlich noch ihre Schöpfer sowie ihre Beute beherbergten, überwand. Seinen Ekel drückte er mit seinem Gesichtsausdruck aus.

Lost Ones - Ein falscher KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt