Am späten Abend der schockierenden Angriffe befindet sich die Königsfamilie erschöpft, aber wohlbehalten zurück in der Burg. Riffin Champell, der Offizier vom Händlerviertel, hat die Königsfamilie vom Marktplatz bis zur Burg begleitet. Es war das Mindeste, was er tun konnte, nachdem sich die zugespitzte Situation auf dem Marktplatz erst am frühen Abend entschärfen ließ, und somit für die Sicherheit der Königsfamilie gesorgt war.
Butler Stewart und die Haushälterin Suse waren in Sorge, als sie die Explosionen hörten und geschockt, als sie von den Angriffen erfuhren.
Umso erleichterter waren sie, als sie die Familie wohlbehalten in der Burg begrüßen konnten.
Das Abendessen trat in den Hintergrund, überschattet von Gedenken und Trauer um Stiham, der seinen Verletzungen erlag.
Ganz zum Bedauern vom Koch Recaprio, der zwar Verständnis für die Appetitlosigkeit der Familie aufbrachte, doch sich als Einziger erst über die Ereignisse aufregte, nachdem sich seine Mühe wieder einmal nicht ausgezahlt hat.
In Vyncents Zimmer war das Licht gedämpft. Er und sein Vater wechselten ernste Blicke und noch einige Worte miteinander.
Edmur sorgt sich um die Zukunft des Landes, noch viel mehr um die seiner Familie.
Dagegen übernimmt Joane das Gespräch mit ihrer Tochter, nachdem die Dienstmädchen Lina bettfertig gemacht haben.
Lina konnte den Tod von Stiham noch nicht verarbeiten, doch durchfluten sie gleichzeitig zahlreiche weitere Gedanken.
„Es tut mir so leid.", fängt Lina hysterisch an, „Da war dieser Junge. Ich..."
Doch bevor Joane darauf eingeht, bittet sie Suse und die Dienstmädchen das Zimmer zu verlassen, damit sie mit ihrer Tochter unter vier Augen sprechen kann.
Lina ist erschöpft. Nur ihr Geist ist hellwach.
Kaum hat sich die Tür geschlossen, legt sie los.
„Die Stirnkette... Vaters Geschenk... Da war dieser Junge... Ich bin mit ihm zusammengestoßen...
Ich glaube, er hat sie mitgenommen...", sagt sie, panisch atmend, und greift nervös mit den Fingern ihre Decke.
Sie macht sich Selbstvorwürfe, ein so bedeutungsvolles Erbstück verloren zu haben und befürchtet die Enttäuschung ihres Vaters, sowie die möglichen Konsequenzen dieses Verlusts.
Tränen bilden sich in ihren Augen, bis Joane sie fest umarmt, was Lina instinktiv beruhigt.
„Mir und deinem Vater ist nur wichtig das es dir gut geht.", sagt Joane deutlich, „So eine Kette kann man ersetzen, aber dich kann niemand ersetzen."
Auch Joanes Augen werden glasig, weshalb sie ihre Umarmung beendet, bevor sie Lina mit ihren Tränen benetzt.
„Bist du verletzt?", fragt Joane.
„Außer der Beule geht es mir gut.", antwortet Lina schniefend und deutet auf die leichte Schwellung an ihren Kopf.
Joane streicht Linas hellrote Haare zur Seite, um sich die Stelle genauer zu betrachten.
Ihre Mundwinkel ziehen sich nach oben.
„Sieht aus, als hätte der Junge einen richtigen Hohlschädel gehabt.", sagt sie lächelnd, was auch Linas Mundwinkel nach oben ziehen lässt, und die Stimmung aufhellt.
„Der war steinhart.", lacht sie, während sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischt.
Doch ihre gute Laune ist nur von kurzer Dauer.
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Lost Ones - Ein falscher König
FantasíaIm Königreich Rilgohin strebt die junge Prinzessin Lina Elmhart nach Selbstbestimmung, scheitert jedoch an den strengen Vorgaben ihres Vaters. Doch ihre Begegnung mit den Brüdern Emmod und Novel Brymbach bewegt sie dazu, ihr vorherbestimmtes Leben z...