Kapitel 13 - Wahre Helden

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Auf dem Rückweg zur Kutsche nimmt Lina die volle Schuld und Verantwortung auf sich.

Sie spricht ruhig, aber bestimmt, zeigt dabei immer wieder auf sich selbst, während Emmod und Novel mit gesenkten Köpfen stumm hinter ihr hergehen.

Sie entschuldigt sich dafür, Verstecken gespielt zu haben, nachdem Enryn eingeschlafen war und Vyncent weit weg gewesen ist. Sie war es, die den beiden nichts davon erzählen wollte, um mit Emmod und Novel in Ruhe zu spielen, und nur sie wollte wissen, was es mit dem Grabstein auf sich hat, obwohl Emmod und Novel ihr davon abrieten.

Dass die Ereignisse sich anders abspielten, wissen Enryn und Vyncent nicht. Deshalb akzeptieren sie ihre Entschuldigung und lassen Emmod und Novel in Frieden.

„Wichtig ist, dass es dir gut geht.", sagt Enryn und legt ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, bevor er sich abwendet.

Lina blinzelt überrascht, während Emmod und Novel sich gegenseitig fragend mit hochgezogenen Augenbrauen ansehen. Sie hatten eine gänzlich andere Reaktion erwartet, auch von Vyncent.

Doch in seinen Gedanken schwelt weiterhin die Unruhe über den Fund des Grabes. Selbst dass Enryn, als königliche Wache, einfach eingeschlafen ist, scheint ihn nicht weiter zu stören. Er will diesen Ort nur noch schleunigst verlassen.

Enryn hingegen ärgert sich mehr über sich selbst als über die Tatsache, dass Lina einfach verschwunden war. Zwar ist er sehr erleichtert, Lina in Sicherheit zu wissen, doch nun kreisen seine Gedanken um die Möglichkeit, dass sein Dasein als königliche Wache ein schnelles Ende finden könnte, sollte jemand von seiner Unachtsamkeit erfahren.

Dennoch hat Enryn zunächst größere Sorgen, als seinen Rang als königliche Wache abtreten zu müssen.


Denn in der Nähe des Hafens warten zusammen mit Nikolas mehrere Dutzend Menschen, neugierig und alarmiert durch die königliche Kutsche am Wegrand.

Nikolas hat sich keine Mühe gegeben, sich bedeckt zu halten, da er nicht wusste, dass Enryn verschlafen und ihr Treffen verpasst hatte – Nikolas hätte es ohnehin nicht getan.

Das Quintett sucht Schutz hinter Bäumen, nur ein paar Meter von der Kutsche entfernt.

„Was sollen wir jetzt machen?", flüstert Lina angespannt.

„Ich kümmere mich drum.", sagt Enryn energisch und begibt sich zur Kutsche.

Die vier beobachten ihn gespannt.

Er konnte sich relativ einfach einen Weg durch die Menschen bahnen, weil niemand weiß, dass Enryn zur königlichen Garde gehört, da er neu dabei ist und die Kleidung der königlichen Garde nicht trägt.

„Du hast doch den Schuss nicht gehört.", hört das Quartett jemanden motzen. Und das konnte nur eine Person sein. Nikolas ist außer Rand und Band, als Enryn vor ihm steht und allen Anwesenden wissenlässt, welch eine Schande Enryn doch sei. So treffen sich im Nu alle Blicke bei ihm.

Dabei ist Enryn bewusst, dass Nikolas sicher noch gröber mit ihm umgegangen wäre, wenn er herausgefunden hätte, dass dieser eingeschlafen war. Als erstes muss er sich jetzt aber um die Menschen kümmern.

„Wenn du den Prinzen und die Prinzessin suchst...", beginnt Enryn, ohne lange nachzudenken, „...die sind dahinten am Strand.", sagt er unbekümmert, direkt zu Nikolas, der daraufhin große Augen macht.

„Mist.", murmelt Enryn bedauernd vor sich hin, ehe die Menschenmasse unverzüglich in die Richtung losstürmt, in die Enryn gezeigt hat.

„Das sich so jemand königliche Wache nennt!", sagt Nikolas fassungslos.

Lost Ones - Ein falscher KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt