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„Hiermit gebe ich, Christina Castio, meine Position, als Leiterin der SSA, weiter an meine Nachfolgerin Bella Castio.", Christina erblickt auf mich mit funkelnden Augen herab. „Ich bin stolz, dass ich so eine Heldin wie dich meine Nichte nennen kann. Und ich weiß, dass sie für diese Position gewachsen ist. Was sie meiner Meinung nach in dem Kampf zwischen der SSA und Janine gezeigt hat.", nun schaut sie kurz in die Masse des Publikums, bevor sie sich wieder an mich wendet.
„Würdest du dieses Amt annehmen?"
Meine Beine, so wie der Rest des Körpers fangen abbrucht an zu zittern. Ich war mir noch nie sicher, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Ich schaue mich um, erblicke die Masse an Menschen, die damit rechnet, dass ich nun <Ja> sagen werde. Ich erblicke Christina, die so stolz auf mich ist und die ich nicht enttäuschen kann. Und ich erblicke auf meine Eltern, die mir in diesem moment leider nicht beistehen können, aber deren letzten Wunsch es war, dass ich das Familienerbe mit 16 übernehmen werde. So wie es scheint, habe ich keine andere Wahl, als Ja zu sagen. Ein Ja und die Macht dieses Quatiers liegt ganz alleine auf mir. All die Agenten die unter meinen Anweisungen stehen würden und geheime Entscheidungen, die ich treffen müsste. Doch das ist eindeutig zu viel für eine 16 Jährige, die erst vor einem halben Jahr aus ihrem Alltag gerissen wurde und der erzählt wurde, dass ihre Eltern ermordet wurden und sie die Erbin eines Agentenquatier ist, dass ihre Therapeutin Julia eigentlich ihre Tante namens Christina ist und das die Mörderin ihrer Eltern, Janine, die Schwester ihres Vater ist und somit ihre böse Tante ist. Letzteres hätte mir noch nicht einmal jemand erzählt, wenn ich nicht persönlich in Kontakt mit Janine gekommen wäre.
„Ja!", antworte ich und die Menge klatscht und jubelt.
Unter einer Bedingung.", plötzlich ist wieder alles still.
„Ich will nicht alleine die Leitung übernehmen. Da dies ein Familienerbe ist und ich nunmal nicht das älteste lebende Familienmitglied bin, bestehe ist auf eine Doppelmacht mit meiner Tante Christina Castio.", ich schaue zu ihr hinauf und frage sie die gleiche Frage, die sie mich gefragt hat. „Nimmst du das Amt an?". In meinem Blick sollte sie nun lesen können, dass es mein größter Wunsch ist.
Sonst kennt sie mich ja auch in und auswendig.
Sie denkt einen kurzen Moment nach, auch wenn ich weiß, dass sie damit nicht gerechnet hätte.
Doch dann weiß auch sie, dass es das Einzige richtige ist und willigt ein.
Wieder ertönt ein Jubeln aus der Menge.
Johanna, die Managerin der SSA, reicht Christina ein Abzeichen, das sie an meiner Jacke befestigt. Das Zeichen soll zeigen, dass ich das sagen habe, ein Zeichen, dass Christina seit dem tot meiner Eltern durchgehend getragen hat.
Sie lächelt mich an, schließt mich in ihre Arme. Hendirk, Nick und alle kommen zu mir, um mir zu gratulieren.
„Jetzt muss ich ja aufpassen, wenn die Chefin meine Freundin ist.", er fängt an zu lachen.
„Ich kann dich ja jetzt als meinen Diener einstellen.", ich zwinker ihm zu und strecke die Zunge heraus. Entscheide mich dann doch dazu ihn zur Seite zu ziehen und ihm einen Kuss zu verpassen. Ich bin so froh das ich die Chance damals bekommen habe weiter zu leben. Und bisher kann ich es auch nicht bereuen. Seit Janine sich zurückgezogen hat und wir noch keine Spur von ihr bekommen haben, geht es hier unten sehr locker umher. Wir nutzen die Zeit um uns zu erholen. Natürlich haben wir seitdem auch große Fortschritte in unserer Kampftechnik gemacht. Seitdem ich wieder seit 4 Monaten auf den Beinen bin übe ich jeden Tag hart. Denn man weiß nie, wann sie nochmal zuschlägt und dann will ich dieses mal wirklich bereit sein und sie ein für alle mal hinter Gitter sperren oder von mir aus kann sie auch genauso sterben wie meine Eltern.
Ich frage mich, wie konnte ich je dadrüber nachgedacht haben, auf ihre Seite zu wechseln? Dieser Gedanke war absurt! Ich wäre doch fast auf sie reingefallen.
Nachdem ich mit Christina außführlich dadrüber gesprochen habe, warum sie mir das mit Janine verschwigen hat, verstehe ich nun auch diese Lüge von ihr. Sie wollte mich mal wieder nur Schützen. Und das zu Recht...mal wieder... wer weiß, vielleicht hätte ich Sturrkopf sofort versucht Kontakt zu ihr aufzunehmen, wenn ich das erfahren hätte, oder sonst was.
„Ich liebe dich Bella.", reist Nick mich aus meinen Vertiefungen heraus.
„ Und ich dich erst!", ich küsse ihn nochmal.
„Und deswegen habe ich für dich auch ein kleines Geschenk, als neue Chefin."
er zieht ein zuerst unbeschreibliches Ding aus seiner Hosentasche.
„Ein Asthmasprayanhänger, so kannst du das Ding einfach praktisch immer dabei haben, bevor dir noch etwas passiert und ich mir nochmal sorgen machen muss.", ich muss lachen, dieses Geschenk kommt zwar lächerlich rüber, aber ich finde es irgendwie verdammt süß, das er mich so um mich sorgt. Vorallem musste er ja schon öfters mitbekommen, wenn ich kurz vor dem ersticken war. „Du bist einfach der Beste!"
Plötzlich erfasst mich eine Hand von hinten. Ich dreh mich um und erblicke Christina.
„Schlau, sehr schlau", zwinkert sie mir zu. Ich gucke sie fragend an.
„Mich als zweite Chefin aussuchen, damit ich den Scheißkram erledigen kann. Jaja"
„Gar nicht!", ich schaue verstellt entsetzt und muss genauso wie sie anfangen zu lachen.
„Ich habe auch noch ein kleines Geschenk für dich." Habe ich meinen Geburtstag verpasst?
„Ich habe kein Geburtstag!"
„Ich weiß, aber seh es als dankeschön."
Sie drückt mir eine Karte in die Hand, ich öffne sie:
Ein Gutschein für ein Tattoo nach Wahl.
Ein Tattooo? Meine führsorgliche Tante schenkt mir ein Tattoogutschein mit 16?! Wir wissen beide, dass ich sie seitdem Xenia eins hat zujammere wie cool das aussieht, aber das sie mir das wirklich erlaubt?
Ich springe ihr vor Freude an den Hals,
„Danke, Danke, Danke!" , dann lasse ich sie los „Für was habe ich ein Dankeschön verdient?", frage ich nach.
„Einfach so, dafür das du mir nach all den Lügen immer verzeist, das du hier alles so ernst nehmst und einfach dafür das ich dich habe.", das waren eindeutig die süßesten Wörter die ich jemals aus ihrem Mund gehört habe.
Ich bedanke mich nochmal tausend mal bei ihr, nahm schließlich Nick in die Hand und steuerte ihn Richtung Friseur, der gleichzeitg auch ein Tattoostudio ist. Und ich hatte schon genau ein Tattoomuster im Kopf.

Secret Life ( Teil2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt