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Hyvn

Ich bewege mich und spüre, dass meine Wange auf etwas Hartes, Bequemes und Warmes ruht, was ungewöhnlich ist. Mein Körper fühlt sich so ausgeruht an, als hätte ich einen Jahre langen Schlaf gemacht und wäre im Palast der Träume gewesen. Ich strecke mich etwas, wobei Geräusche aus meinem Mund kommen, da es sich so gut anfühlt, sich nach einem guten Schlaf zu strecken. Langsam bewege ich mich kurz und spüre, dass mein rechtes Bein um etwas geschlungen ist. Ich realisiere, dass ich einen Körper umarme und nicht ein Kissen oder so. Wie vom Blitz getroffen springe ich von der Person weg und sehe, wie mich zwei grüne, von der Sonne betonte Augen anschauen. Ganz lässig hat Aras seine Hände hinter seinem Kopf verschränkt und liegt völlig gerade. Scheiße, was macht der hier oder ich? Vor Panik hebe ich die Bettdecke an und schaue nach, ob ich Kleidung trage, was ich erleichtert feststelle. «Keine Sorge, ich habe dich nicht gefickt», sagt Aras mit seiner rauen Morgenstimme, die mich wegen ihrer Rauheit umhaut. Wie unglaublich gut kann eine Morgenstimme bitte klingen? Ich schiebe beiseite, dass seine Morgenstimme sich unglaublich gut anhört, und lasse den gestrigen Tag Revue passieren. Flaschendrehen, Raum einnehmen, erklärende Vergwaltigung, in Armen weinen. Mein Körper erstarrt sofort, als mir klar wird, dass ich Aras von meiner Vergangenheit erzählt habe und dann in seinen Armen geweint habe wie ein kleines Kind. Es ist erleichternd, es ihm erzählt zu haben, aber es fühlt sich auch so seltsam an, da ich nie erwartet hatte, es ihm erklären zu müssen. Von all den Menschen, denen ich es eines Tages erzählen wollte, war er nicht dabei, da ich ihn nicht einmal auf dem Schirm hatte. Und dass ich sogar danach in seinen Armen geweint habe, lässt ein Kribbeln durch meinen Körper laufen. In seinen Armen habe ich mich so sicher gefühlt, als könnte mir nichts geschehen, und die Tatsache der Vergewaltigung vollständig vergessen. Es schien, als ob nichts anderes existierte, als ich in seinen Armen lag. Dennoch fühlte sich mein Herz so schwer an, dass ich weinte, und das in seinen Armen, weil ich das Gefühl hatte, dass er mich dafür nicht verurteilen würde. Ich empfinde dabei keine Scham, sondern Geborgenheit, da er von sich aus auf die Idee kam, mich zu umarmen, nicht andersherum. Er hat sich sogar entschuldigt, obwohl er so etwas noch nie zuvor bei mir getan hatte, als er mich mit seinen Worten verletzt hat.

Ein Lächeln will sich auf meine Lippen schleichen, aber ich unterdrücke es und wende meinen Blick von der Gardine ab, um zu Aras zu schauen, der nicht aufhört, mich anzustarren. Ich verstecke meinen Körper unter der Bettdecke, wobei ein Teil meines Körpers noch herausschaut. Durch meine Bewegungen ist mein Oberteil hochgerutscht, weswegen ich es wieder zurechtrücken möchte, aber ich spüre einen brennenden Blick von Aras. »Guck nicht so«, brumme ich und richte es wieder gerade. Als ich ihn anschaue, sehe ich, dass er die Augenbrauen hochgezogen hat. »Du starrst immer auf meine nackte Brust, aber ich darf nicht mal etwas Haut von dir ansehen?« Seine Frage klingt verurteilend. Ich spitze die Lippen und schaue ihn dann beleidigt an. »Es ist etwas anderes, schließlich stellst du dich immer ohne Oberteil vor mir«, erkläre ich ihm, doch er glaubt mir nicht und mustert stattdessen mein Gesicht, das sicherlich dem einer Mumie ähnelt. Er streckt seine Hand aus und streicht damit unter meinem Auge, wodurch plötzlich eine brennende Hitze entsteht, die sich innerhalb von Sekunden über mein ganzes Gesicht ausbreitet und meine Wangen leicht erröten lässt. Er scheint es zu bemerken, und ein schalkhaftes Lächeln spielt um seine Lippen. Ich senke meinen Blick, woraufhin er mit seinem Zeigefinger mein Kinn leicht anhebt, damit ich wieder zu ihm aufsehe. »Du solltest lieber deine Augen eincremen, sie sind sehr geschwollen«, empfehlt er mir, woraufhin ich zustimme. Das werde ich später tun, denn ich möchte seine Nähe genießen. Ich schaue wieder weg und spüre plötzlich den Drang, mehr über ihn zu erfahren. Immerhin weiß er bereits viel über mich, auch wenn es immer so plötzlich kam. »Erzähl mir etwas aus deinem Leben«, schlage ich vor, woraufhin sein Blick zu mir wandert, aber dann wieder nach vorne gerichtet wird. »Wieso sollte ich?«, antwortet er kühl, was mich die Augen verdrehen lässt. Er wird niemals aufhören, von einer Sekunde zur nächsten kalt zu werden. Er ist sogar noch verschlossener als ich, wobei ich bemerke, dass ich in seiner Gegenwart nicht mehr so verschlossen bin. »Du weißt bereits so viel über mich, also wäre es fair, wenn du auch etwas über dein Leben erzählst«, kontere ich, woraufhin er schnaubt, aber dennoch nicht anfängt zu erzählen. »Lass uns folgendes machen: Ich erzähle etwas aus meinem Leben und dann du aus deinem«, schlage ich vor. Er scheint kurz zu überlegen und nickt schließlich, was ein Lächeln auf meine Lippen zaubert. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals etwas über ihn erfahren würde, aber heute ist es wohl soweit. Ich überlege einen Moment, was ich erzählen soll, und dann fällt mir meine Geburt ein. Dieser Gedanke lässt mich immer lächeln, auch wenn er traurig ist.

Intended for each otherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt