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Aras

Plötzlich zieht Hyvn abrupt ihre Lippen von meinen weg und schaut schockiert in meine Augen. Die Lust, die ich gerade noch empfunden habe, ist plötzlich verschwunden. Genervt von der Unterbrechung, schaue ich über ihre Schulter zu Mohammed, der mit verschränkten Armen vor der Brust dasteht und mich kryptisch beobachtet, als ob ich eine Bedrohung für ihn wäre. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, um zu signalisieren, dass es mir nichts ausmacht, dass er uns erwischt hat. Doch Hyvn krallt ihre Fingernägel in meine Schultern, was zeigt, dass es ihr sehr wohl etwas ausmacht. Ich schnalze mit der Zunge und sehe wieder zu Hyvn, die plötzlich verstummt ist und auf meine Brust schaut. Ich kann förmlich spüren, wie peinlich ihr diese Situation ist. Scham umhüllt sie wie eine Decke. Mein Blick gleitet erneut zu Mohammed, der offenbar auf eine Erklärung wartet, die er sicherlich gut erklärt haben will. Ich lasse Hyvn los, damit sie sich wieder setzen kann, was sie auch schüchtern und zögerlich tut.

Sie sieht aus wie ein verängstigtes Kätzchen, das erwischt wurde, als es etwas verschüttet hat. Ihre Hände klemmt sie sich unter ihre Schenkel, sodass sie darauf sitzt und auf den Tisch starrt, anstatt Mohammed anzusehen. »Wird's noch?«, gibt Mohammed ungeduldig von sich. Ich lehne mich entspannt zurück und bereite meine Beine für eine angenehme Position aus. Es fühlt sich nicht einmal annähernd falsch an, dass er uns erwischt hat, aber es juckt in meinen Fingern, ihm eine Nacken klatsche für die Unterbrechung zu geben. Da Hyvn anscheinend nicht vorhat zu reden, muss ich das übernehmen. »Was?«, hacke ich nach, obwohl ich genau weiß, was er meint. Aber so einfach werde ich es ihm nicht machen; er hat mich immerhin gerade in meinem Tun unterbrochen, und das sehr unpassend. Ich konnte Hyvn tagelang nicht einmal sehen oder berühren, weil ich Ruhe brauchte, und genau dann, als ich es kann, unterbricht er mich dabei. Außerdem ist es sehr nervig, dass er jedes Mal Zugang zu ihr hat. Das wird bestimmt nicht das erste und letzte Mal sein, dass er mit ihr rausgeht, obwohl ich Hyvn für mich allein haben will. Da er aber mein bester Freund ist und auch Hyvns, muss ich das wohl tolerieren. Ich möchte nach ihr greifen und wieder ihren süßen Geschmack schmecken, der etwas nach Fanta schmeckt, da sie es gerade getrunken hat. Wie sehr ich sie gerade überall auf mir und unter mir spüren möchte, sodass wir nicht einmal normal atmen können. Gott, ich bin süchtig nach ihr, obwohl ich noch nicht einmal richtig intim mit ihr geworden bin. Das, was auf der Klassenfahrt passiert ist, war nur der Anfang von vielem.

Er schlägt mit seiner flachen Hand auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit von uns beiden zu erlangen. Hyvn zuckt neben mir zusammen, da es so unerwartet kam. »Was, was, hm? Ihr macht in McDonald's rum! Geht es euch noch gut? Geht lieber zu einem verdammten Arzt, der euch mal durchcheckt. Außerdem, warum weiß ich nichts davon?« Er taumelt ein paar Schritte zurück, als ob es ihn wie ein Schlag ins Gesicht trifft. »Wie lange geht das schon so? Man kann euch ja nicht mal ein paar Minuten alleine lassen, ohne dass ihr euch in den Rachen kriegt. Das arme Mädchen dort drüben ist hingefallen, weil sie euch wie gebannt zugeschaut hat.« Er zeigt mit dem Daumen auf ein kleines Mädchen hinter seiner Schulter. Ein amüsiertes Lächeln formt sich in meinem rechten Mundwinkel. Sie hatte Glück, dass Mohammed dazwischen kam, sonst hätten wir viel mehr getan. Ich hatte nicht vor, es Mohammed zu erzählen, da ich dachte, dass es zwischen mir und Hyvn einmalig ist. Aber allein der Gedanke daran, dass ich sie nie wieder in die Hände bekommen würde, lässt mich den Atem anhalten, als ob kein Sauerstoff mehr da wäre. Ich schlucke und schaue auf das Handy von Mohammed, das auf dem Tisch liegt und vibriert, was er nicht zu bemerken scheint, da er immer noch auf eine Antwort wartet. Es ist ja nicht so, als ob ich Hyvn liebe, also soll er kein Drama machen. Hyvn wäre es sowieso zu unangenehm gewesen, es ihm zu erzählen. Meine Augen gleiten wieder zu Mohammed, der eine Augenbraue hochgezogen hat und hoffnungsvoll auf meine Antwort wartet. »Was ist mit Irina? Hast du uns überhaupt etwas davon gesagt?«, kontere ich, was ihm anscheinend ein Licht aufgehen lässt. Nicht dass es mich überhaupt interessiert hätte, ob er mit ihr zusammenkommen würde, aber so kann ich ihn weiter zappeln lassen.

Intended for each otherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt