Geburtstag

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"Happy Birthday to you, happy birthday to you! Happy birthday dear Elizabeth, happy birthday to you!"

Mein Vater beugte sich zu mir herunter und küsste mich auf die Wange.

"Jetzt puste die Kerzen aus. Und vergiss nicht dir etwas zu wünschen!", erinnerte mich meine Mutter lächelnd, während sie den Fotoapparat bereithielt.

Ich lehnte mich etwas über den Küchentisch, hin zu der selbstgebackenen Torte. Fünf bunte Kerzen leuchteten auf den Schokoladenüberzug. Ich holte tief Luft und löschte alle Kerzen auf einmal aus. Leise klatschte mein Vater, meine Mutter drückte den Auslöser.

'Ich wünsche mir.. ', formte ich in meinem Kopf, schloss die Augen und hoffte, dass mein Wunsch in Erfüllung gehen würde.

Meine erste Erinnerung.
Dies war meine erste richtige
Erinnerung an meine Familie.

Mein fünfter Geburtstag, den ich zuhause mit meinem Dad und meiner Mum gefeiert hatte. Später waren mein Onkel und meine beiden Tanten gekommen. Wir hatten Geschenke geöffnet und Torte gegessen. Am Abend war meine Freundin Angela vorbeigekommen um mir noch schnell zu gratulieren, bevor sie mit ihrer Familie in den Urlaub fahren würde.
Damals hatte sie mir ein Armband mit Blumenanhänger geschenkt. Ich weiß noch, dass ich mich sehr gefreut hatte.
Das Armband hatte ich ein paar Jahre später verloren.

Und nun, genau sechzehn Jahre später, an meinem 21. Geburtstag, saß ich in der Ecke eines Raumes auf dem Boden.

Meine von Veronica gestaltete Frisur hatte sich aufgelöst. Mein Make-up war verwischt. Der Absatz an meinem linken Schuh war abgebrochen, mein Kleid hatte sich an einigen Stellen mit schmutzigem Pfützenwasser vollgesogen. Mir war kalt, Gänsehaut kroch über meine Arme, Beine und den Rücken hinunter.

Ich rückte noch etwas näher an die Wand und schlang meine Arme um meine angezogenen Knie. Mein Atem ging stoßweise, ich konnte ihn nicht kontrollieren. Angst saß mir im Nacken. Es war die Angst davor, was ich in den nächsten Stunden erfahren würde. Es mussten mittlerweile mehrere Stunden vergangen sein, seid die beiden Männer, Barton und Rogers, mich mitgenommen hatten.

Sie hatten mich in einen Van gesperrt. Meine Handgelenke aneinander gefesselt, mich geknebelt und mir mit einem Tuch die Augen verbunden. Ich konnte mich daran erinnern wie wir wieder ausgestiegen waren.

Der Mann den Rogers 'Clint' genannt hatte, hatte neben mir im Van gesessen. Ich hatte gehört, wie er die Tür geöffnet hatte. Er war ausgestiegen und griff nach meinem Arm. Als ich aus dem Wagen stieg und er mir das Tuch von meinen Augen entfernte, sah ich meine Chance zur Flucht. Aber anscheinend hatte er nur darauf gewartet. Er holte mich ein, warf mich zu Boden und ich fiel in eine der unzähligen Regenpfützen auf dem Weg. Ich hatte mir bei dem Aufprall die Handflächen und das rechte Knie leicht aufgeschürft. Der Schmerz war nicht der Rede wert, die Angst war es.

Sie hatten mich in ein Gebäude am Rande eines riesigen, freien Geländes geführt. Nur eine einzige Straße hatte ich erkennen können. Ich hatte nur wenige Fahrzeuge gesehen, alle samt große Vans mit getönten Scheiben. Die wenigen Menschen die uns entgegenkamen, erinnerten mich an die 'Men in Black'.
Dunkle Anzüge, grimmige Mienen.

Sie sahen mich an, als wäre eine entführte Frau etwas, das sie alltäglich zu Gesicht bekamen. Meine stummen Hilferufe ignorierten sie. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen wo ich war, oder was für ein Ort das war.

Immer wieder gaben meine Beine vor Angst nach, der Dunkelhaarige musste mich ständig auffangen und weiterziehen.

Die beiden Männer hatten mich in das Gebäude geführt. Lange Gänge, erhellt von den Halogenlichtern an der Decke. Es war alles in sterilem weiß und kaltem blau gehalten. Als wir an einem Aufzug angelangt waren, wurde ich an den Blonden weitergereicht, der mich die gesamte Zeit mitleidig angestarrt hatte. Während dieser Clint seine Karte durch eine Art Scanner zog und die Aufzugtüren mit einem 'Pling' auseinandersprangen, spürte ich die fremden Blicke auf mir.

Shattered MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt