Nach langer Zeit stattete ich endlich der Kantine an Bord des Helicarriers einen Besuch ab. Obwohl es mitten in der Nacht war, herschte hinter der Essensausgabe geschäftiges Treiben. Nachdem ich mir eine doppelte Portion Pilzravioli abgeholt hatte, schnappte ich mir eine Wasserflasche und machte mich auf den Weg. Die Idee war mir erst gekommen, als ich mich von Bruce und Tony verabschiedet hatte. Ich hatte ihnen bei den Einstellungen für die weiteren Messwerte zum Glück behilflich sein können, bis sie mich ins Bett geschickt hatten. Auch wenn mir die Augen schon im stehen beinahe zufielen, eines hatte ich heute noch zu tun.
Leise betrat ich den Raum, in welcher Lokis Zelle stand, ehemals ein Käfig für den Hulk. Der gefallene König saß aufrecht auf der Liege seiner Zelle und betrachtete seine Hände. Ich stieg die drei Stufen herauf und setzte mich direkt an das Sicherheitsglas. Kommentarlos begann ich die Wasserflasche aufzuschrauben und ein paar Schlucke zu nehmen. Mein Bauch gab ein lautes Knurren von sich. Wie lange war es wohl her, das ich das letzte Mal gegessen hatte?
Der Gott hatte Kenntniss von mir genommen und sah mich nun an. Ich nahm die Gabel zur Hand und begann die Raviolis zu verspeißen. Ein leises Aufseufzen konnte ich nicht vermeiden. Das Essen war lecker, warm und dringend nötig gewesen. Eine Weile schwiegen wir und ich leerte die erste Portion, ohne das etwas passierte. Ich hob den zweiten Teller und hielt ihn Loki entgegen.
"Ich wusste nicht, ob und was die dir hier zu essen geben. Möchtest du? Es schmeckt gut", sagte ich und schon den Teller näher.
Loki erhob sich und kam langsam auf mich zu. In seinem Blick lag Stolz und Aroganz.
"Wie kannst du es wagen, du naives, schwaches Kind. Weißt du nicht, wer hier vor dir steht?"
Ich biss mir auf die Lippe. Ich wollte doch nur nett sein, aber anscheinend machte mich diese Empathie schwach und naiv. Ich setzte meinen trotzigen Gesichtsausdruck auf, machte dem 'Kind' alle Ehre.
"Im Moment bist du nichts weiter, als eingesperrt in dieser Zelle. Ich versuche doch nicht Informationen zu bekommen oder dich zu foltern. Ich biete dir nur höflich diese blöden Pilzravioli an, also!"
Mein Arm, der noch immer den Teller hielt, wurde lahm und ich stellte ihn vor dem Glas ab. Ich rutschte zur Seite und lehnte mich im Schneidersitz gegen das Geländer in meinem Rücken. Loki beobachtete mich, die Aroganz war Misstrauen und, war das etwa Neugierde?, gewichen.
"Es ist mir egal, was du und die anderen über mich denkt. Ihr sagt alle ich sei ein Kind. Und zugegeben, ich verstehe wenig von dem was hier vorgeht. Ich bin allein, muss damit klarkommen, dass ich nun für den Schutz der gesamten Menschheit und der Welt zuständig bin. Glaubst du ich wollte das? Glaubst du ich würde nicht lieber zu dem Rest der Menschen gehören, die von all dem hier keine Ahnung haben? Aber das geht nun leider nicht mehr."
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung warum ich gerade Loki all dies erzählte, aber er konnte mich sowieso nicht aufhalten.
"Ihr werdet sie nicht aufhalten. Niemand kann das. Eure Welt wird untergehen."
Müde hob ich den Kopf und sah den Gott an.
"Wir können es zumindest versuchen", gab ich leise zurück und gähnte.
"Also, Pilzravioli?", fragte ich erneut und deutete auf den Teller.Sein Stolz verbot es Loki, dem ach so großen Gott, Hilfe von einem kleinen, unwürdigen Menschenmädchen entgegen zu nehmen, aber Essen war ein starkes Gegenargument. Ich konnte förmlich sehen wie Loki sich zusammenreißen musste. Seufzend erhob ich mich und nahm den Teller und das zweite Set Besteck. Ich stellte mich direkt vor das Sicherheitsglas und atmete tief durch. Ich wollte mich vorallem nicht vor Loki zum Affen machen.
Mit entschlossenem Blick sah ich dem Gott ins Gesicht. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und sah mich abwartend an. Ich legte die linke Hand flach auf die Scheibe und spürte wie meine Haut anfing zu prickeln. Mit leichtem Druck gab das kühle Glas nach und ich war mit einem Arm in Lokis Zelle. Vorsichtshalber blieb ich mit dem Rest des Körpers außerhalb der Zelle. Ich wusste nicht, was Loki bereit war anzustellen, um dort heraus zu kommen. Auch der Teller kam unbeschadet auf der anderen Seite an und ich stellte ihn auf den Zellenboden. Ich setzte mich wieder an meinen Platz und schloss die Augen. Minuten vergingen und Loki rührte das Essen nicht an.
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Shattered Me
ActionNiemals hätte die hochbegabte Elizabeth Hale sich träumen lassen, eines Tages von Fremden am Tag des Abschlussballs entführt und verschleppt zu werden. Die junge Frau ahnt nicht, was und vorallem wer hinter allem steckt. Für Liz beginnt eine aufreg...