Wiedersehen

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Das wütende Brummen und Knurren der Gestalt schwoll an, als sie den Hulk erblickte. Angesicht zu Angesicht kamen die Kontrahenten aufeinander zu, nicht gewillt zurückzuweichen, komme was wolle. Mit einem einzigen vernichtenden Schlag beförderte das grüne Monster den Kopf das Wales zu Boden. Der gigantische Körper folgte Sekunden später. Die Erde erbebte, die gewaltige Erschütterung beförderte Staub, Schmutz und Trümmerteile in die Luft und schleuderte sie umher. Ich sah das Schwanzende der Flosse des Wals auf mich zu rasen. Geistesgegenwärtig sprang ich über die am Boden liegenden Gesteinsbrocken und flog durch die große Fensterfront eines kleinen Ladens zu meiner Linken.
Der Aufprall presste sämtliche Luft aus meinen Lungen. Als das Ende des Chitauri-Wals ohrenbetäubend laut auf der Straße aufschlug, wackelten die Gebäude und die Angst davor, dass ich unter den Trümmern von einstürzenden Gebäuden erschlagen würde, schnürte mir die Kehle zu. Ich hob die Hände schützend über den Kopf und kniff die Augen zusammen. Aber es war vorbei. Das Monster war besiegt. Fürs Erste hatten wir gesiegt.

Umständlich kam ich auf die Füße, klopfte mir Dreck und Staub von der Kleidung. Fluchend versuchte ich meine aufgelösten Zopf wieder zu richten. Die dunklen Strähnen hingen mir quer ins Gesicht und störten in meinem Blickfeld.
Schnaufend lief ich hinüber zur Ladentheke und hob den Stab auf, den ich beim Aufprall verloren hatte. Und dann bemerkte ich plötzlich, das ich schon einmal hier gewesen war.

Das war die Bäckerei, in welcher ich damals, vor einigen Monaten, vor dem Regen Schutz gesucht hatte. Als ich vor meiner Mutter davongelaufen war und Ian mich gefunden hatte. Als er mich zu sich nach hause genommen hatte und mich fragte, ob ich den Abschlussball besuchen wollen würde. Zitternd stieß ich die Luft aus die ich vor lauter Schreck angehalten hatte.

"Hey, Champ'. Wo steckst du?", erklang Nataschas Stimme aus meinem Ohr.

Ich konnte nicht antworten. In diesem Moment erschien hinter der Theke zwei Haarschöpfe. Zwei Augenpaare scannten mich, musterten mich ausgiebig.

"Liz?"

Ich stieß einen erstickten Laut aus, halb lachend, halb schluchzend.

"Elizabeth bist du das?"

Taumelnd näherte ich mich den beiden jungen Männern, die sich aufrichteten und auf mich zu kamen.

"Oh mein Gott...sie ist es wirklich."

Die beiden Männer sahen sich an und begannen auf mich zu zulaufen. Mit einem lauten Aufschrei fielen wir einander um den Hals. Fassungslos fing ich an zu lachen. Ich spürte ihre starken Umarmungen, wie Worte in mein Haar geflüstert wurden und mir die Tränen von den Wangen gewischt wurden, die unbemerkt meine Augen verlassen hatten.

"Wir dachten du wärst tot! Wir haben dich so vermisst", brummte Ian in mein Haar.

"Ich habe euch auch vermisst. Ihr wisst gar nicht wie sehr!", sagte ich und lächelte Lukas an, der mich besorgt ansah.

"Wo warst du die ganze Zeit? Wir haben dich Monatelang nicht gesehen! Keine Nachricht, kein Anruf. Nichts. Was hast du dir dabei gedacht?"

Ians Stimme zitterte und Tränen glitzerten in seinen Augen. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich aus seiner Umarmung.

"Es tut mir so unendlich leid. Ich hatte keine andere Wahl. Irgendwann werde ich es euch erzählen, aber im Moment muss ich helfen!", sagte ich bestimmt.

Lukas nahm meine Hand und drückte sie.

"Du warst schon immer ein verrückter Vogel. Aber egal was du tust, sei vorsichtig!"

Ich nickte und drückte ihn kurz an mich.

"Was ist mit den anderen?", fragte ich zögerlich.
"Geht es Thomas und Veronica gut?"

Shattered MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt