Am Abend, zumindest nahm ich an das es Abend war, lag ich auf dem Bett in dem mir zugeteilten Raum. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt starrte ich an die Decke. Ich hatte weder eine Uhr, noch ein Fenster. Ich hätte nicht sagen können, ob es nun 19 Uhr oder 23 Uhr war.
Nachdem ich am Mittag mit der rothaarigen SHIELD Agentin Natascha in der Kantine gegessen hatte, waren wir zusammen zu einer Art Generallager in einem Nebengebäude gelaufen. Der griesgrämige Mann an der Ausgabe hatte mir zwei Monturen an Kleidung gegeben. Diese beinhalteten einen unförmigen grauen Pullover und die passende Hose mit SHIELD Logo, die er mir in die Hand drückte, als auch eine dünne Jacke.
Natascha hatte mich zurück zu meinem Zimmer begleitet. Schweigend waren wir nebeneinander her gelaufen. Ich traute mich nicht ihr die unzähligen unbeantworteten Fragen zu stellen, die in meinem Kopf herum schwirrten. Wahrscheinlich hätte ich sowieso keine Antwort bekommen.
Natascha hatte darauf bestanden das ich mich umziehe, nur zu gern tauschte ich das Kleid gegen frische Kleidung. Während ich mich im Bad fertig machte, wartete sie in meinem Zimmer. Als ich grau in grau den Raum betrat, musterte mich Natascha und lächelte."Ich fühle mich wie ein Kartoffelsack", murmelte ich unzufrieden und musterte meinen Aufzug.
"Niemandem steht der Kartoffelsack besser als dir", sagte sie und lachte.
Kurz wurde ich rot und kratzte mich am Hinterkopf. Es war mir unangenehm mit jemandem zu scherzen, den ich nur flüchtig kannte und der offensichtlich für eine streng geheime Organisation arbeitete. Andererseits war ich froh, dass ich mich gut mit der Agentin verstand. Sie gab mir das Gefühl, dass dies hier kein Traum, sondern Realität war. Sie hielt mich am Boden.
"Was passiert jetzt?", fragte ich und ließ mich auf die Bettkante sinken.
Natascha setzte sich neben mich und betrachtete mich eingehend.
"Ich fürchte, dass dir diese Frage niemand wirklich beantworten kann. Wir wissen nicht wie lange dein Training dauern wird, wie es weiter geht."
Mit jedem Wort sank ich mehr in mir zusammen. Zögerlich legte die Agentin eine Hand auf meinen Rücken. Verunsichert sah ich sie an.
"Du bist sehr tapfer", sagte sie und sah mir eindringlich in die Augen.
Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich schüttelte heftig den Kopf. Schnaubend lachte ich und fuhr mir immer wieder über die Augen.
"Ich und tapfer? Ich habe Angst. Verdammte Angst. Ich möchte meine Freunde sehen, meine Mum. Ich will nach Hause", sprach ich aus, was ich dachte.
Bei dem Gedanken daran, dass die Person, die ich selbstverständlich 'Mum' nannte, nicht meine richtige Mutter war, begann ich hemmungslos zu schluchzen. Die Agentin schien mit meinem Gefühlsausbruch völlig überfordert zu sein. Unbeholfen strich sie mir über den Arm. Ich war froh, dass sie dort an meiner Seite saß, mir half nicht völlig den Verstand zu verlieren.
"Ich fühle mich so allein", schniefte ich.
Natascha seufzte leise.
"Das musst du nicht. Hier bei uns bist du in Sicherheit, du kannst jederzeit mit einem von uns reden. Hier beißt niemand."
Sie zwinkerte, aber ich war noch immer viel zu durcheinander, um ihr Angebot anzunehmen. Ich musste mich sammeln, tief durchatmen, logisch nachdenken. Gefühle ausblenden, dann würde schon alles gut gehen.
Und das hatte ich getan. Die Agentin war schon bald aufgebrochen und hatte mich allein gelassen. Während ich in der Stille allein den lauten Gedanken in meinem Kopf lauschte, hatte ich versucht mich zu fangen. Mit geschlossenen Augen hatte ich die Lage sondiert, mir klar gemacht, dass es keine andere Möglichkeit gab, als mich meinem Schicksal zu fügen.
Als Natascha mich zum Abendessen abholen wollte, hatte ich abgelehnt. Ich brauchte noch etwas Zeit für mich, musste nachdenken. An meiner Situation konnte ich nichts ändern, aber ich musste doch mit meinen Freunde und vor allem mit meiner Mutter...mit Olivia sprechen!
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Shattered Me
AcciónNiemals hätte die hochbegabte Elizabeth Hale sich träumen lassen, eines Tages von Fremden am Tag des Abschlussballs entführt und verschleppt zu werden. Die junge Frau ahnt nicht, was und vorallem wer hinter allem steckt. Für Liz beginnt eine aufreg...