Rettung in letzter Sekunde

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Aus der Stille die uns noch vor wenigen Sekunden umgeben hatte, war erneut grausames, lautes Kampfgebrüll geworden. Urplötzlich riss Wind an meinen Haaren. Das Gesicht hatte ich noch immer fast ängstlich an der Brust des Gottes vergraben. Erst als Loki seine Arme von mir löste, konnte ich einen Schritt zurück treten und Platz zwischen uns schaffen. Der kleine Junge auf meinem Arm hatte inzwischen begonnen zu weinen und herzzerreißend zu schluchzend. Auch ich sah mich ängstlich um. Wir waren nicht länger unter den Trümmern des ehemaligen Krankenhauses begraben. Ich stand nun auf dem mit Kies bedeckten Dach des Stark Towers. Die Aussicht von dem riesigen Hochhaus war atemberaubend.
Um uns herum erstreckte sich der Dächerwald Manhattans, in der Ferne konnte ich die rechteckige Grünfläche des Central Parks erkennen. Aber nicht nur die Umgebung in der Ferne beanspruchte meine Aufmerksamkeit. Nur wenige Meter von mir entfernt lag ein älterer Mann auf der Seite. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht war einer seltsamen, strahlenden Apparatur zugewandt.
In der Mitte des Konstrukts hatte der Tesserakt seinen Platz gefunden. Funkelndes, blaues Licht schimmerte mir entgegen. Der Junge auf meinem Arm verstummte langsam und streckte neugierig den dünnen Arm in Richtung des Lichts aus.

"Nicht", warnte ich ihn leise und drückte ihn näher an mich.

Seine wachen Augen sahen zu mir auf und forderten stumm eine Erklärung.
Vorsichtig setzte ich ihn ab und erklärte ihm, dass er dort warten sollte.

"Loki, wer ist das?", fragte ich den Gott, als ich mich dem noch immer am Boden liegenden Mann zuwandte.

"Sein Name ist Selvig. Er war einer meiner Handlanger."

"Dr. Selvig? Etwa Thors Freund?", fragte ich verwirrt und tastete nach dem Puls des Mannes.

Erleichtert stellte ich fest, dass der Wissenschaftler nur bewusstlos zu sein schien. Es ging ihm also den Umständen entsprechend gut.

"Er forschte unter Fury am Tesserakt. Seine Arbeit ist außergewöhnlich und ich beschloß, sie und ihn für meine Zwecke zu nutzen. Selvig scheint jedoch von dem Bann befreit worden zu sein."

Vorwurfsvoll blitzte ich den Gott an. Dieser schien jedoch keine Augen für mich zu haben. Seine Aufmerksamkeit galt dem kleinen Jungen, der sich in diesem Moment an den Zipfeln seiner Robe festhielt. Mit wachsender Belustigung verfolgte ich das sich mir bietende Schauspiel. Während Lokis Gesichtsausdruck sich von empört über unentschlossen zu entsetzt änderte, schien der kleine Mann gefallen daran zu finden, an dem Gott empor zu klettern. Dieser schien minder amüsiert und hob den Jungen mit spitzen Fingern hoch.

"Was willst du, mickriger Mensch?", fragte Loki und unterzog den Jungen einer kritischen Musterung.

"Dein Helm sieht total albern aus!", gab der Junge schlagfertig zurück und grinste.

Ich konnte nicht anders und lachte in mich hinein, während Loki nur einen müden Seufzer übrig hatte.
Ich zuckte kurz zusammen, als sich mein Kommunikationsgerät knackend meldete.

"Tony, Clint? Habt ihr Liz finden können?"

Nataschas Stimme klang müde und angestrengt. Bevor ich mich melden konnte, schalteten sich Iron Man und Hawkeye ein.

"Nein, keine Spur von ihr. Das Mercy ist vollkommen zerstört. Wir kommen zu spät. Wenn sie wirklich dort unter den Trümmern liegt dann..."

Tonys Stimme brach und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

"Leute, ich bin hier", sagte ich und erhob mich von Dr. Selvigs Seite.

"Elizabeth!", vernahm ich Steves erleichterte Stimme.

"Wo zum Geier steckst du? Wir haben versucht dich zu erreichen, aber wir haben dich nicht gefunden. Als du sagtest, dass du zum Krankenhaus willst, da dachten wir-"

Shattered MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt