Neues Leben wider Willen

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Die Tür glitt zischend zur Seite und durch das Geräusch schreckte ich auf.

Ich war in der Zimmerecke auf dem Boden eingeschlafen. Schnell fuhr ich mir über das Gesicht und stand dann auf.

Es war Barton der in diesem Moment den Raum betrat.

"Fury möchte Sie sprechen."

Ausdruckslos wanderte sein Blick durch den Raum und blieb schließlich an mir hängen.

"Okay", murmelte ich und folgte ihm hinaus auf den Flur.

Barfuß und verschlafen ging ich neben dem Agenten her. Vorsichtig warf ich ihm einen Blick zu, betrachtete sein Profil. Er hatte hellbraune Haare, ein markantes Kinn. Plötzlich sah er mich an und ich erstarrte.

"Hab' ich etwa was im Gesicht?", fragte er grinsend.

Verdattert sah ich ihn an. Da hatte aber jemand gute Laune.

"Äh, nein, nichts. Ich hab nur, also, ich hab...vergessen Sie's", stotterte ich und setzte mich wieder in Bewegung.

"Nur keine falsche Scheu, ich weiß das ich hinreißend bin!"

Was war denn jetzt los? Woher kam dieser plötzliche Stimmungswechsel?
Hatte der Typ etwa ein schlechtes Gewissen, weil er mich gestern gekidnapped hatte oder warum tat er so, als würden wir uns bestens verstehen?

Er seufzte und verschränkte im gehen seine Hände am Hinterkopf.

"Es würde nicht weh tun, wenn du wenigstens mal lächeln würdest."

Wie angewurzelt blieb ich stehen.

"Ach, ich bitte vielmals um Entschuldigung!", fuhr ich ihn wütend an.

"Es ist nur so schwer gute Laune zu haben, wenn man entführt, gefesselt, geknebelt und in einen Raum gesperrt wurde, einem dann erzählt wird, dass seine Familie nicht real ist, genauso wenig wie das Leben das man gelebt hat! Und seit wann sind wir bitte beim 'du'? ", gab ich sarkastisch zurück.

"Ich nehme deine Entschuldigung natürlich an."

"W...was?"

Ich kam nicht mehr hinter her. Doch Barton schien sichtlich amüsiert über meinen entgleisten Gesichtsausdruck.
Er schlenderte einfach an mir vorbei und fing an vor sich hin zu pfeifen.
Kopfschüttelnd holte ich auf und wir gingen dem Rest des Weges ohne viel mehr zu sagen.
Meine Gedanken richteten sich auf das bevorstehende Treffen mit Fury.

Ich wollte wissen, ob meine Vermutung, dass ich diesen Typen kannte, bestätigen würden. Mein Gedankengang wurde jäh durch meinen knurrenden Magen unterbrochen. Peinlich berührt presste ich beide Arme davor.

"Nach dem Meeting zeige ich dir die Kantine", murmelte der Agent neben mir.

"Immerhin ist es bald Mittag", fügte er als Erklärung an.

Ich antwortete nicht, viel zu sehr war ich mit der Tatsache beschäftigt, dass ich anscheinend schon die ganze Nacht und den Vormittag hier war.
Ich hatte also nicht nur ein paar Minuten geschlafen, sondern mehrere Stunden.

"Was ist mit Ian? Weiß er wo ich bin?", fragte ich zögerlich.

Als würde ich die Antwort nicht schon kennen, aber hey, wie ging der Spruch noch gleich?
Die Hoffnung stirbt zuletzt, richtig?

"Ian?"

Barton sah mich fragend an.

"Ist das dein Freund?"

Bei der Vorstellung grinste ich in mich hinein.
Ian und ich, ein Paar? Das würde nicht in einer Millionen Jahren passieren.

"Er ist mein bester Freund. Er und die Anderen mit denen ich auf dem Abschlussball war."

Shattered MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt