Soooo, es gibt mal wieder eine neue Geschichte:-) Nachdem Nina jetzt fertig ist, poste ich nun den ANfang von meiner ganz aktuellen Story, die so ziemlich das Gegenteil von meinen bisherigen GEschichten ist. Deshalb bin ich mir auch unsicher, ich habe noch nie aus der Sicht des Jungen geschrieben (wie es in den FOlgenden Kapiteln sein wird) und ich habe auch noch nie über ein wirklich traumatisches Erlebnis geschrieben. Also, Rückmeldung ist deshalb MEGA wichtig und ich hoffe, ihr tut das schön mit VOtes bzw Kommentaren. Ich zähle auf eure Meinung - über Kritik und Verbesserungen freue ich mich sehr! Also: los gehts;-) ANfang ist vielleicht ein bisschen erschreckend ...
Prolog
Dornen und spitze Äste zerkratzten mir Gesicht und Arme, Wurzeln ließen mich stolpern, Tränen versperrten mir die Sicht, aber ich dachte gar nicht daran mit dem Rennen aufzuhören. Mein Herz schlug viel zu schnell und meine Lungen schrien nach gleichmäßigem Sauerstoff – ich ignorierte es. Ich wusste, dass das was ich tat falsch war, dass es grausam und unmenschlich war, allerdings war meine Angst so groß, dass mein Gewissen nicht genug Kraft aufbringen konnte um mich daran zu erinnern. Tatsächlich war mein Gehirn nur noch von einem einzigen Gedanken beherrscht – fliehen, so lange rennen, bis ich in Sicherheit war, zu Hause bei Mama und Papa. Kaum hatte ich das vertraute Gesicht meiner Eltern vor Augen überkam mich ein neuer Schwall Angst – würde ich sie je wieder sehen? Meinen kleinen Bruder, meine beste Freundin? Schmerz und Furcht schnürten mir die Kehle zu. Ich fühlte mich wie ein Mädchen, das sich von seiner Mutter trösten und auf den Schoß seines Vaters krabbeln wollte. Schon Ewigkeiten hatte ich einen solchen Wunsch nicht mehr gehabt.
Ich musste es aus diesem gottverdammten Wald heraus schaffen, bis zum Camp, dann war ich zumindest weit genug entfernt von ihm. Nur allein der Gedanke an dieses Monster ließ es mir eiskalt den Rücken hinunter laufen. Zu hunderten rannen mir Tränen über Wangen und Kinn, tropften auf den feuchten, klammen Waldboden und vermischten sich mit meinem eigenen Blut. Der Geschmack nach Metall machte sich immer mehr in meinem Mund breit und obwohl es mich anwiderte, ignorierte ich den Reiz mich zu übergeben.
Ich wusste nicht, wie lange ich gerannt war, wie ein Fuchs auf der Hetzjagd, immer in Angst, der Jäger könnte mich aufspüren und mir eine eisige Kugel durch den Kopf jagen. Es kam mir vor wie Stunden oder sogar Tage, aber das stimmte nicht. Wir mussten erst vor gut anderthalb Stunden vom Camp aufgebrochen sein, dann war es passiert und ich auf der Flucht. Auch ich es um die Mittagszeit vermutete, war es unter den unheimlichen, großen Tannen so dunkel, als ob die Sonne vor einigen Minuten untergegangen wäre. Es konnte nicht wirklich kalt sein, dennoch zitterte ich am ganzen Körper. Wenn ich es nicht schaffte ihm zu entkommen, dann war ich verloren. Was er vorhatte wusste ich nicht, aber es würde nicht zu meinem Wohlergehen führen.
Plötzlich brachen meine Knie unter mir weg und ich übergab mich in das grasgrüne Moos, das weich und sanft gegen meine aufgerissenen Handflächeln streichelte. Ganz grotesk kam mir die wunderschöne Natur zu meiner jetzigen Situation vor. Fast würde ich mich gerne von ihr verzaubern lassen, von den letzten Sonnenstrahlen, die durch die Blätter schimmerten und die Regentropfen auf den einzelnen Mossästen zum Funkeln brachten. Wenn ich genau hinsah, dann konnte ich einen ganzen Regenbogen in ihnen erkennen, der mir auf eine irreale Art Hoffnung und Trost spendete. Hatte Gott Noah nicht als Zeichen seines Versprechens nie wieder eine Flut zu senden den Regenbogen verwendet? Diese ganze, wunderschöne, ruhige Atmosphäre passte überhaupt nicht zu der Panik, unter der mein Körper litt. Hektisch tanzte mein Blick zu den Baumstämmen, die in meiner Nähe standen. Wann würde er dahinter auftauchen und mich hämisch angrinsen? Versteckte er sich schon hinter der dicken Eiche um sich an mich heranzupirschen, wie ein Raubtier es tat um seine Beute in Sicherheit zu wiegen?
Da!
Es knackte, Äste die Brachen, Laub das raschelte und ich sprang panisch auf, starrte zu den dicken Büschen. Aber es war nur eine Amsel, die nach Würmern wühlte. Fast hätte ich vor Erleichterung geschrien, aber dann überkam mich Verzweiflung, als ich bemerkte, dass ich die ganze Zeit im Kreis gerannt war. Der komisch verkrümmte Baumstumpf kam mir mehr als bekannt vor – hätte ich mich in diesem Wald ausgekannt, dann hätte ich vielleicht damit einen Anshaltspunkt gehabt um endlich von hier verschwinden zu können. Aber der ganze Wald, jeder einzelne Baum, jedes Grasbüschel und jeder Stein waren mir so fremd, wie diese Angst, die meinen Körper in Schweiß ausbrechen ließ. Meine Hände, die dunkel vor Schmutz waren, strichen aus Gewohnheit eine schwarze Haarsträhne aus meinem Gesicht. Ich wusste nicht was ich tun sollte, so hilflos und verlassen hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. Meine Eltern hatten immer dafür gesorgt, dass ich ohne Angst und in völliger Vertrautheit aufwachsen konnte. Dieses Camp machte ihnen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Selbst wenn ich aus dieser Situation lebend heraus käme, würde ich nachts nie mehr ein Auge zumachen können.
Ein schriller, mädchenhafter Schrei, in völliger Panik und aus reinstem Entsetzen, ließ mich heftig zusammen schrecken. Einige Vögel flatterten erschrocken auf und suchten darauf sofort oben am Himmel Schutz. Am liebsten täte ich es ihnen gleich, hätte die Flügel ausgebreitet und mich vom Wind weit, weit weg tragen gelassen. Zurück in mein Leben, in mein vertrautes Umfeld, nach Hause. Auf einmal kam mir das alles so schrecklich unerreichbar vor, denn das schlimmste war, dass ich wusste wer da gerade schrie und wie auf Kommando strömten mir weitere Tränen über die Wangen.
Das schlechte Gewissen, das mich schon die ganze Zeit verfolgte, seit ich weggerannt war, kam deutlich an die Oberfläche und automatisch bewegten sich meine Füße zurück zu dem Ort, vor dem ich geflohen war. Es kam mir vor wie die schrecklichste Ironie des Schicksals, denn obwohl ich keinen Weg aus dem Wald gefunden hatte, fand ich in wenigen Minuten die Stelle, an der ich das letzte Mal das Mädchen und den Mitarbeiter vom Camp gesehen hatte. Die Äste knackten unangenehm laut unter meinen Schuhen, als ich hinter einen Baumstamm trat um mir bewusst zu werden, was vor sich ging. Natürlich war es das Dümmste, was ich hätte tun können. Ich hätte nicht aufgeben dürfen einen Ausweg aus dem Wald zu suchen, aber hier zu sein und mich meinem Schicksal zu stellen, kam mir surreal richtig vor.
Entgeistert legte meine Hand sich über meinen Mund um mich vom Schreien abzuhalten. Im sanft grünen Moos lag der Mann, mit dem wir zusammen das Camp verlassen hatten um frische Brötchen holen zu gehen. Um seinen Kopf herum hatte sich das Grün des Mooses in Blutrot verwandelt. Fast hätte der Kontrast der Komlimentärfarben wunderschön ausgesehen, wäre die Situation nicht so schrecklich gewesen. Dass er tot war, erkannte ich sofort an dem leeren Blick, den er gen Himmel gewandt hatte, als hätte er seinen letzten Blick dem Himmel zuwenden wollen um seine letzten Minuten mit dem klaren Blau zu verbringen. Ich war noch nie so krass mit dem Tod konfrontiert worden und der Gedanke daran, dass dieser Albtraum von einem Tag für mich genauso enden könnte, zwang mich fast in die Knie.
Schließlich wandte ich meinen Blick ab, um meine Aufmerksamkeit den beiden anderen Personen zuzuwenden, die mit mir mein Schicksal teilen würden. Das Mädchen vom Camp, deren rote Locken ich von Anfang an bewundert hatte, und das genau wie ich keine Lust auf dieses Feriencamp gehabt hatte, wurde grausam fest gegen einen Baum gedrückt. Aber die Tatsache, dass sie sich dessen gar nicht mehr bewusst war, nahm mir die Luft. Ihr Kopf hing leblos auf der einen Seiten herunter und dieses Mal konnte ich nicht anders als laut zu schreien. Tränen brannten in meinen Augen, mein ganzer Körper bebte vor Angst, als er seinen Kopf zu mir drehte und mich krankhaft zufrieden betrachtete. Ich schrie erneut, obwohl ich wusste, dass mich hier sowieso niemand hören konnte.
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Zerrissene Melodie #Federlichtaward
RomanceNathan ist erfolgreicher Nachwuchspianist an der Juilliard Universität. Als er anfängt Klavierunterricht für einen kleinen Jungen zu geben, lernt er dessen Schwester kennen: ein bildhübsches Mädchen, anmutig und mit furchtbar gebrochenen Augen. Ihre...