Kapitel 18

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Ein extra langes Kapitel als ENtschädigung für die Verspätung!:-) Kommentiert und Votet weiterhin fleißig!!<3

Kapitel Achtzehn

„Und? Bereit?"

Helena nickte, zupfte sich bestimmt schon das dritte Mal ihren Schal zurecht und befeuchtete sich immer und immer wieder die Lippen. Es war mehr als offensichtlich, dass sie nervös war. Die Stadt war in den letzten Jahren wie zu einer Außenwelt für sie geworden, zu einem Ort, von dem sie vollkommen abgeschnitten sein wollte.

„Wir müssen nicht-"

„Doch!" rief sie sofort und schnappte sich meine Hand. „Doch. Wir gehen. Von mir aus jetzt. Worauf warten wir noch?"

Ich lächelte und drückte ihr die Hand bevor wir uns auf den Weg machten. Im Neubaugebiet, wo nicht viel los war und höchstens mal ein Junge auf dem Fahrrad an uns vorbei fuhr, war sie vergleichsweise ruhig. Und auch als wir durch den Willsons Woods Park schlenderten, Tauben von den Gehwegen verscheuchten, Hundehaufen auswichen und Kleinkindern beim Entenfüttern zusahen, da war alles in Ordnung. Sie erzählte mir sogar von Robyn und sich, wie sie sich schon im Kindergarten angefreundet und gegenseitig neue Tanzschritte beigebracht hatten. Dann, je näher wir der kleinen Innenstadt kamen und je mehr Fußgänger die Gehwege kreuzten, desto unruhiger wurde sie. Und plötzlich, vollkommen unerwartet, blieb sie stehen.

„Helena?"

„Was wenn irgendetwas mich erschrickt und die Angst mich wieder blockiert? Was wenn-"

„Hey." Ich nahm sie sofort in den Arm. „Shh, mach dir keine Sorgen, okay? Und wenn etwas schief geht, dann geht eben etwas schief. Ich werde nicht abhauen, egal was passiert, versprochen."

„Wir hatten doch gesagt keine Versprechen." Erwiderte sie. „Die werden viel zu einfach gebrochen."

„Okay, kein Versprechen. Aber ich lass dich trotzdem nicht alleine."

Sie nickte, atmete einmal tief durch, bevor wir weiter in Richtung Stadt liefen. New Rochelles Innenstadt war nicht gerade zum Prahlen geeignet. Eigentlich waren es lediglich zwei gegenüberliegende Seiten Bürgersteig, gesäumt von kleinen Kruschläden, Bars, Cafés und Secondhandläden, mit einer gut befahrenen Hauptstraße in der Mitte.

„Denkst du wirklich, dass du hier etwas für deine Schwester findest?" fragte Helena mich leise.

„Klar, sie muss ja nicht wissen, dass ihr Geschenk aus einem Secondhandladen ist." Ich zwinkerte ihr verschmitzt zu. „Außerdem haben ihr die Klamotten bis jetzt immer gefallen."

„Wenn du meinst?" Sie lächelte. Es war nur ein ganz kleines, aber inmitten von hupenden Autos, erzählenden Menschen und rauchenden Jugendlichen, da war es mir mehr wert, als alles andere.

Zusammen betraten wir den, von außen etwas schäbig aussehenden Laden, der uns mit einer alten, bimmelnden Kuhglocke willkommen hieß. Helena sah sich sofort in dem etwas dämmrigen Laden um, beäugte skeptisch jeden Zentimeter bis zur Decke, der voll gehängt mit Kleiderbügeln, Hüten, Schals und Sonnenbrillen war und ließ ihren Blick schließlich auf der Verkäuferin ruhen.

„Hey, Nate. Hat Lilly mal wieder Geburtstag?"

„Hi, Roxy." Begrüßte ich sie ebenfalls. Allerdings dachte sie nicht mal daran ihre Aufmerksamkeit jemand anderem, als ihrem Handy zu schenken. Ich verdrehte die Augen. Roxy war etwa so alt wie ich und komplett in schwarz gekleidet. Schwarze, zerrissene Strumpfhosen, schwarzer Minirock, schwarze Lederjacke, schwarz geschminkte Augen, schwarzer Lippenstift, schwarze Piercings. „Nein, eigentlich geht es eher auf Weihnachten zu."

Zerrissene Melodie #FederlichtawardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt