19 Gurken

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Hastig klaubte ich einen Tannenzweig aus meinen Haaren.
Ich richtete mein Kleid, während ich gleichzeitig eine diamantenbesetzte Haarspange an meiner Schläfe in die Höhe schob.
Puderdosen, Pinsel, Lippenstift und Tusche stapelten sich chaotisch auf meinem Schminktisch.
Robin Hood hatte eine Röte auf meinen Wangen hinterlassen, die rosig unter dem weissen Puder hervorschimmerte.

Bevor ich mein Zimmer verliess, betupfte ich mein Handgelenk mit Parfum.
Im Gehen verteilte ich den süsslichen Rosenduft auf meinem Nacken und Dekolleté.
Ausser Atem erreichte ich den Ballsaal. Der Sheriff stand neben meinem Onkel vor den grossen Flügeltüren, sie hatten die Köpfe zusammen gesteckt.
Als sie meine Schritte hörten, drehten sie sich nach mir um.
Ihre Mienen verfinsterten sich.

«Marian, wo zum Teufel hast du gesteckt?», zischte Onkel John.
«Ich... ich habe geschlafen», log ich. «Bitte entschuldigt.»
«Das ist unser Verlobungsfest», sagte der Sheriff kühl. «Die Gäste sind seit einer halben Stunde da.»
Ich neigte den Kopf und ergriff seinen dargebotenen Arm. «Es tut mir leid.»
Mein Onkel öffnete mit düsterer Miene die Türen, er lief voraus in den Saal.
Die Musiker setzten zu einem förmlichen Stück an, während ich an der Seite des Sheriffs in den Raum schritt.

Mein Kleid raschelte leise, die winzigen Diamanten reflektierten das Licht der Kronleuchter.
Mein Lächeln fühlte sich starr unter der dicken Schicht Schminke an.
Die Adelsleute wandten sich zu uns um, ich konnte ihr Starren auf meinem Körper spüren.
Wie Raubtiere beobachteten sie jede meiner Bewegungen.
«Wo ist die Perlenkette?» Die schnarrende Stimme liess mich zusammenzucken.
Der Sheriff musterte meine Brust.
«Die Perlenkette?», wiederholte ich leise.
Vor Schreck stolperte ich über meine eigenen Füsse.

«Das Geschenk zur Verlobung», raunte er, als er mich an den Leuten vorbei zum Buffet führte.
«Oh, ich... ehm...», stammelte ich. «Ich habe sie vergessen. Weil ich in Eile war.»
Der Sheriff warf mir einen funkelnden Blick zu, seine blauen Augen leuchteten wie Stahl. Ohne ein weiteres Wort reichte er mir ein Glas mit Wein.
Ich schluckte schwer und senkte den Blick auf die rote Flüssigkeit.

«Auf unsere Verlobung.» Der Sheriff stiess mit seinem Glas gegen meins.
«Ja.» Ohne ihn anzusehen nahm ich einen Schluck von dem teuren Wein, den mein Onkel zur Feier des Tages aus dem Keller hatte holen lassen.
Die Musiker begannen Walzer zu spielen, vereinzelte Paare tanzten im langsamen Rhythmus der Musik.
Bald standen die Gäste Schlange, um mit uns anzustossen.
Sie gratulierten dem Sheriff zu seinem zukünftigen Rang als Herzog und bestaunten mein Kleid.

Auch die Fitzwalters waren gekommen, um uns zu beglückwünschen.
Matilda Fitzwalter hob ihr Weinglas, bis oben hin gefüllt mit Apfelsaft. «Auf die zukünftige Herzogin von Nottingham. Und ihren Verlobten.»
Ich bemerkte den irritierten Blick des Sheriffs, doch Lord Fitzwalter drängte sich an seiner Frau vorbei und stiess mit uns an.
«Herzlichen Glückwunsch, Sheriff von Nottingham», sagte er mit eifrigem Nicken. «Sie haben Ihren zukünftigen Status hart erarbeiten müssen, davor ziehe ich meinen Hut.»

Ich biss auf meine Unterlippe, um mir einen Kommentar zu verkneifen.
Der Sheriff neigte geschmeichelt den Kopf, sodass eine Strähne seiner hellen Haare in seine Stirn fiel.
Lord Fitzwalters Blick fiel auf mich. Seine dunklen Brauen wanderten langsam in die Höhe. «Sie sind zu spät gekommen, Lady Lionsheart.»
Meine Finger schlossen sich fester um den Stiel meines Glases.
«Ach, Robert», wandte sich Matilda an ihren Mann. «Das geht uns nichts an.»

«Ich frage mich nur, was Sie wohl aufgehalten hat an einem so bedeutenden Anlass teilzunehmen?», fuhr er ungehindert fort. «Schliesslich ist der Bund der Ehe eine unheimlich wichtige Sache, nicht wahr, Liebling?»
Er legte einen Arm um die Schultern seiner Frau.
Sie hob das Kinn, kaum merklich kniff sie ihre dunklen Augen zusammen.
«Meine Verlobte hat leider die Zeit vergessen», antwortete der Sheriff an meiner Stelle.

Marian und ein Dieb namens RobinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt