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Damals, Patrick

Ich kniff ein Auge zusammen, das Stück Süssholz fest zwischen die Zähne geklemmt, und liess das Seil der Steinschleuder vorschnellen.
Der Stein sauste durch die Luft und prallte gegen die gelbe Mitte der Zielscheibe.
«Guter Schuss!», bemerkte Little John anerkennend.
Er richtete die Zielscheibe in seinen Händen, wobei das Hütchen mit der Feder auf seinem Kopf ins Wanken geriet.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht reichte ich die Steinschleuder an Marian weiter. «Jetzt du.»
Ihre roten Brauen schossen in die Höhe. «Ich kann das nicht.»
Amüsiert schnaubte ich durch die Nase. Ich nahm das Süssholz aus meinem Mund, beugte mich zu ihr hinunter und sah in ihre blaugrünen Augen.
«Ich kann dir zeigen, wie es geht», sagte ich und zwinkerte ihr zu.
Das Mädchen verzog schuldbewusst ihren Mund, während Little John in heiseres Gekicher ausbrach.

Obwohl mein Sturz vom Pferd bereits einen Monat her war, schmerzte mein Rücken manchmal immer noch.
«Gut, gut, ich kann es ja mal versuchen», versuchte Marian hastig abzulenken.
«Wenn Marian schiesst, will ich aber nicht mehr die Zielscheibe halten», warf Little John ein.
«Little John!», rief Marian empört aus und ich warf unserem Freund einen kurzen Blick zu.
«Jetzt sei keine Memme», äffte ich seine Stimme nach.

Meine Worte liessen seinen Protest verstummen. Ich unterdrückte ein Grinsen, mein Sturz hatte mir eindeutig Vorteile eingebracht.
Little John räusperte sich und hielt die Zielscheibe vor seinen Bauch.
«Dann lass uns wenigstens wetten», maulte er.
Ich sammelte fünf Steine vom Boden auf und drückte sie Marian in die Hände.
«Gut», gab ich nach. «Wenn sie es schafft mit einem Stein die Zielscheibe zu treffen, dann schulde ich dir ein Stück Süssholz.»

Marian sah mit gerunzelter Stirn zu mir auf. «Einen Stein von fünf? Du klingst nicht gerade überzeugt!»
«Entschuldige, Lady Lionsheart, aber ich habe dich Ball werfen sehen», entgegnete ich amüsiert, woraufhin sie mich kräftig in die Schulter boxte.
Ein Glitzern trat in Little Johns Augen. «Abgemacht.»
«Gib dir etwas Mühe, Marian», raunte ich ihr zu.
«Oh, du wirst noch staunen!», entgegnete sie, sie hob die Steinschleuder und klemmte mit konzentrierter Miene die Zunge zwischen die Lippen.

Kritisch betrachtete ich ihre Armposition, ich konnte auf einen Blick erkennen, dass sie daneben schiessen würde. So erpicht darauf meine Wette gegen Little John zu verlieren, war ich nun auch wieder nicht.
Ich stellte mich hinter Marians Rücken und griff sanft nach ihren Armen.
«Ein bisschen tiefer», wies ich sie an, während ich über ihre Schulter spähte. «Und halte die Steinschleuder gerade, dann ist es einfacher zu schiessen.»

Marian drehte den Kopf, sodass nur wenige Zentimeter unsere Gesichter trennten. Ihre Lippen waren geöffnet und die roten Wimpern warfen einen langen Schatten auf ihre Wangen.
Der Blick ihrer grossen Augen huschte über mein Antlitz.
«Marian! Du solltest nicht mich, sondern das Ziel ansehen!», sagte ich ungehalten.
Ich fuchtelte mit dem Zeigefinger durch die Luft. «Das Ziel ist ja wohl nicht zu übersehen! Mit den roten Haaren und dem hübschen, kleinen Hütchen auf dem Kopf.»

Little John verzog feixend seine Miene und streckte mir die Zunge heraus.
Ich bemerkte, dass sie mich immer noch anstarrte und schnaubte entnervt durch die Nase. «Was... was habe ich gerade gesagt?»
«Ich soll das Ziel ansehen», murmelte Marian, sie drehte hastig den Kopf weg.
Verständnislos betrachtete ich ihr Profil, unzählbare Sommersprossen bedeckten ihren Nasenrücken. «So schwierig ist das doch nicht.»
Das Mädchen atmete tief durch und liess endlich das Seil der Steinschleuder los.

Marian und ein Dieb namens RobinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt