Kapitel 13

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Ich nehme Salma in Empfang und flüchte mit ihr durch die Zwischentür wieder in den Wohnbereich. Erst dort lasse ich die angestaute Luft entweichen. Ich knie mich zu ihr nach unten und suche ihren Blick. „Salma, schau mich bitte an!" Sie schaut verlegen zur Seite, doch dann sucht sie meinen Blick.„Das war nicht witzig."„Aber das war doch nur in einem Flügel und nur auf einer Ebene!", sagt sie trotzig. „Na ja, also die Klinik gehört eigentlich zu einem anderen Flügel...", sage ich schon etwas strenger. „Du kannst da nicht einfach hineinplatzen. Stell dir mal vor, Jakob hätte gerade jemand untersucht. Das wäre für die Frau sicher sehr unangenehm gewesen!"„Ja, das stimmt!", sagt sie nun doch etwas niedergeschlagen. „Ich habe die Jungs nur so vermisst und als ich kein Kindermädchen hatte, war ich oft mit in der Praxis!"„Echt?"„Ja. Aber jetzt habe ich ja dich!" Sie schlingt ihre kleinen Arme um mich und umarmt mich fest. Ich streichle sanft ihren schmalen Rücken und sehe erst dann Jakob in der Zwischentür stehen. Sein Blick ruht mit einer Sanftheit auf Salma, die man ihm nicht zutrauen würde. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, wird sein Gesichtsausdruck wieder hart. Vorbei ist der intime Moment. „Komm, lass uns spielen gehen. Und ich brauche auf jeden Fall noch einen Kaffee!" Ich zwinkere Jakob provokativ zu, bevor ich mich, mit Salma an der Hand, auf den Weg nach unten zu unseren Räumen mache. Während ich meinen Kaffee genieße, spielt Salma selbstständig in ihrem Zimmer. In mir läuft ein Dauerfilm ab, den ich auch willentlich nur schwer unterbrechen kann. Immer wieder sehe ich die Szene, wie ich auf der Liege liege und Jakob sich um mich kümmert. Seine sanften, aber bestimmten Finger an meiner Halsschlagader. Ich schüttle mich und Salma sieht mich belustigt an. „Komm! wir spielen mit den Puppen. Du bist die Mama!" Und so vertiefen wir uns ins Spiel, bis die nächste Mahlzeit auf uns beide wartet. Der Gong erklingt. Salma springt auf und läuft zur Tür.„Erst aufräumen! Wir wollen schließlich heute Nachmittag unseren Ausflug machen!", gebe ich vor. Salma verdreht theatralisch die Augen. Ich muss lachen. „Das hast du aber nicht von mir!"„Doch!", grinst sie und kichert leise. „Und du wirst immer geschimpft, wenn du das machst!" Ich drohe ihr spielerisch mit dem Finger, muss aber dann doch auch mitlachen. Nachdem wir beide aufgeräumt haben, laufen wir herunter ins Esszimmer. Heute steht ein Salat und frisches, lecker duftendes Baguette auf dem Tisch. Wir beide sind wieder die Letzten. „Hände gewaschen?", fragt Sebastian und schaut Salma durchdringend an. „Klar!", lügt die Kleine direkt und ich werde einen Teufel tun, um das richtig zu stellen. Ich lasse mich auf den freuen Platz sinken und nehme mir etwas Salat, sowie ein Stück Brot. Immer wieder spüre ich Jakobs Blick auf mir.„Geht es Ihnen besser, Fräulein Sieverts?", fragend schaut Jakob mich an. „Ähm. Ja. Danke! Der Kaffee hat Wunder gewirkt!", gebe ich forsch zurück.„Soso." Ich spüre nun auch die Blicke der anderen zwei Männer auf mir. „Was war los?", will nun auch Sebastian wissen. Sein prüfender Blick streift mich.„Ach nur eine kleine Synkope. Salma hat unser Kindermädchen beim Versteckspielen durch die „geheime Tür" gelockt. Den Anblick meines Untersuchungszimmers fand sie wohl umwerfend!" Ich spüre, wie ich rot werde, vor Scham und vor Wut. Ich fühle mich degradiert und empfinde diese Äußerung von ihm als gemein und empathielos. Ganz im Gegenzug zu dem Arzt, den ich vorher kennengelernt habe. Der Appetit ist mir mal wieder vergangen. Ich schaue auf meinen Teller und schiebe die Salatblätter nur hin-und her. „Fräulein Sieverts?", spricht mich Christian an. Ich hebe den Blick und schaue in sein freundliches Gesicht. „Ich würde vorschlagen, wir gehen direkt nach dem Essen zu den Fahrzeugen, dann können Sie direkt nach der Mittagspause starten!"„Das klingt gut, danke!", sage ich distanziert. Ich schiebe den Teller schließlich entschlossen zurück. Salma schaut mich nachdenklich an. Ich lächle ihr zu. „Ich hole dich dann ab, ja?", fragend schaue ich sie an. „Ich freue mich schon!", sagt sie leise. Sie steht auf und nimmt ihren Teller. Dann stellt sie diesen auf den Wagen. Mein Herz erwärmt sich. Die Männer betrachten ihre Handlung kommentarlos. Damit geht sie nach oben in ihr Zimmer. „Fräulein Sieverts! Heute Abend beim Abendessen ist Ihre Anwesenheit erwünscht. Ich hoffe, die ausgesuchte Abendgarderobe passt Ihnen", sagt Jakob ruhig und emotionslos.„Das tut sie sicherlich. Allerdings hätte ich mir diese auch gerne selbst heraussuchen können! Das Gehalt ist ja mehr als üppig!", lasse ich meine Wut ein Stück weit heraus. „Das ist Arbeitskleidung, Fräulein Sieverts!", gibt er trocken und schmallippig zurück. „Ich werde jemand zu Ihnen nach oben schicken, der Sie und Salma fertig machen wird."„Das heißt ich kann zu dieser Veranstaltung nicht so kommen?", frage ich ihn provozierend. Ich sehe, wie Christian sich ein Lachen unterdrückt. „Das würde sicher für Gesprächsthemen sorgen!", sagt Christian nun doch leise lachend. „Sie haben gestern einen Vertrag unterschrieben. Darin steht auch ein Passus zur angepassten Arbeitskleidung bei diesen Abendveranstaltungen. Wir, und vor allem Salma, wären sehr traurig Sie schon wieder gehen zu sehen!", gibt Jakob zurück. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. Verdammt. Ich hätte den Vertrag durchaus auch lesen sollen.„Natürlich, sehr gerne komme ich aufgebrezelt. Möchten Sie mir denn noch die Gesprächsthemen vorgeben?"„Es reicht, wenn sie Ihre Augenmotorik unter Kontrolle haben. Sie können gehen!" Damit nimmt auch er seinen Teller vom Tisch auf und stellt diesen behutsam auf den Geschirrwagen. Mein Herz schlägt schneller und ich fühle mich wie nach einem anstrengenden Boxkampf. Was ist das zwischen uns beiden? „Gehen wir?", Christian bietet mir galant einen Arm an. Ich hänge mich ein und laufe mit ihm gemeinsam zu der Fahrzeuggarage. Er öffnet das automatische Tor und mir fällt erstmal die Kinnlade herunter. Ein edler Schlitten neben dem anderen steht dort nebeneinander. „Wow!", flüstere ich leise. Christian lacht leise. „Wie wäre es mit diesem hier." Er hält vor einem Porsche. Es ist ein knallroter Porsche. „Bei dem wäre es nicht so schlimm, wenn eine Delle oder ein Kratzer hineinkommen würde. Ansonsten wäre es natürlich auch möglich, dass ein Fahrer Sie und Salma in die Stadt fährt. „Ich darf mit dem hier fahren?" Ehrfürchtig streiche ich über den Lack. „Trauen Sie sich das denn zu?"„Klar!", sage ich selbstbewusster, als ich mich eigentlich fühle. „Na dann!" Er reicht mir den Schlüssel. Ich schließe das Auto auf und lasse mich hineingleiten. Die Sitze fühlen sich einfach nur megacool an. Christian setzt sich neben mich. „Los geht es!" Ich stecke den Schlüssel ins Schloss und starte den Motor. Ich lege einen Gang ein und lasse die Kupplung langsam kommen, bevor ich sanft Gas gebe – direkt abgewürgt. Toll! Ich bin nun doch etwas nervös. „Etwas langsamer die Kupplung kommen lassen. Genau! Prima!" Angespannt lenke ich das Fahrzeug aus der Garage. „Das fährt sich toll!"„Oh ja!" Christian lächelt mich an. „Fahren Sie noch eine Runde!" Ich fahre aus der Einfahrt heraus und beschließe, nach links zu fahren. „Ich finde es übrigens bewundernswert, wie Sie mit Salma umgehen. Sie strahlt wieder. Machen Sie weiter so!"„Danke!", gebe ich leise zurück. „Sie ist ein tolles Mädchen! Christian, ähm ich meine Dr. Schwannstett..."„Du kannst mich gerne Christian nennen, Ina. Das ist, wenn wir unter uns sind, in Ordnung. Jakob sieht das nicht so gerne und ich denke dir ist es auch schon aufgefallen, dass mit ihm manchmal nicht gut Kirschen essen ist. Obwohl du, bewundernswerterweise, echt gut damit umgehst!" Er lächelt mich an. „Okay, dann Christian!" Ich lächle kurz zurück. „Also, was hast du auf dem Herzen?"„Wie, also wie seit ihr auf mich als Kindermädchen gekommen? Ich habe das Gefühl, dass das kein Zufall ist!"„Nein. Das ist es nicht. Aber alles zu seiner Zeit, Ina. Lass uns zurückfahren!" Ich wende bei der nächsten Möglichkeit und fahre zurück. Ich habe mich schon voll an das Fahrgefühl gewöhnt. Das wird nachher ein schöner Ausflug werden mit Salma, da bin ich mir sicher. Ich parke vor dem Haus, so dass wir nachher direkt einsteigen können. „Danke, Christian!" Ich lächle ihm zu. „Gerne. Es war mir ein Vergnügen!"

Cinderella in ChucksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt